In Villingendorf in Baden-Würtemberg hat mutmaßlich ein Familienvater ein grausames Verbrechen begangen: Die Polizei geht davon aus, dass Drazen D. seinen Sohn (6) und zwei Bekannte erschossen hat. Passt er ins Bild des typischen Mörders? Ein Blick in die Statistik.
Familiendrama heißt das Wort, unter dem die deutsche Sprache Fälle wie der Dreifachmord von Villingendorf subsumiert werden.
Das jüngste Beispiel um den mutmaßlichen Mörder Drazen D. aus Villingendorf zeigt auf bizarre Weise, wie schnell ein Familienvater zum grausamen Verbrecher werden kann.
Rein statistisch gesehen passt er allerdings genau in das Schema des Mörders in Deutschland. Denn der er ist männlich, zwischen 30 und 60 Jahre alt und mordet daheim. Sein Opfer stammt aus dem direkten Umfeld.
Mordrate stieg 2016 deutlich
Wer in Deutschland mordet, hat allerdings wenig Aussicht unbestraft davon zu kommen. Denn laut der offiziellen Kriminalitätsstatistik des Bundeskriminalamts sind im Jahr 2016 94,6 Prozent der Verbrechen der Kategorie "Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen" aufgeklärt worden.
Die Gesamtanzahl an sogenannten "vollendeten Morden", also mit tödlichem Ausgang für das Opfer, ist verglichen mit 2015 um 48 Prozent gestiegen. Eine eindeutige Erklärung für diesen drastischen Anstieg gibt es nicht. In den Jahren davor lag die Mordrate stets auf ähnlichem Niveau wie 2015.
Umso bemerkenswerter ist diese Zahl deshalb, weil die Gesamtanzahl der Straftaten nur um 0,7 Prozent gestiegen ist.
Frauen werden ähnlich oft Opfer eines Mörders wie Männer. Auf 50,3 Prozent männliche Opfer kommen 49,7 Prozent weibliche.
Mehr als ein Drittel aller Mörder lebten mit ihrem Opfer in Ehe, Partnerschaft oder als Teil einer Familie. Bei keinem anderen Straftatbestand kommt der Täter so häufig aus der Familie, auch nicht bei Sexualdelikten.
Das typische Mordopfer
Auf 100.000 Einwohner kommen in Deutschland im Schnitt 0,8 Mordopfer. Zum Vergleich: Mit 90 Opfern pro 100.000 Einwohnern hat Honduras die höchste Mordrate weltweit.
Nimmt man versuchte und vollendete Morde zusammen, sind 2016 3.059 Menschen Opfer geworden. 876 Menschen sind dabei ums Leben gekommen.
84,7 Prozent davon waren Erwachsene über 21 Jahren, 6,8 Prozent Kinder. Die meisten Opfer sind zwischen 30 und 40 Jahre alt (16,8 Prozent), dicht gefolgt von den 40-50 Jährigen (14,4 Prozent).
Der Ausländeranteil
Von insgesamt 3.765 versuchten und vollendeten "Straftaten gegen das Leben", also Mord, Totschlag oder Tötung auf Verlangen, sind 33,9 Prozent von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit begangen worden.
Zum Vergleich: Insgesamt liegt der Anteil ausländischer Bevölkerung in Deutschland bei 21 Prozent.
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