In der Gemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg am Lech sitzt ein ganz besonderer Sparfuchs in der Verwaltung. Er bestellte im Sommer 2006 eine LKW-Ladung Klopapier, die die Toiletten sämtlicher öffentlicher Einrichtungen über zwölf Jahre lang ausstattete. Nun ist die letzte Rolle des grauen, einlagigen Klopapiers aufgebraucht. Die einen sind erleichtert, die anderen ein bisschen wehmütig.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Im Film "Pappa ante portas" wurde der übereifrige Einkaufsdirektor Heinrich Lohse in den Vorruhestand versetzt, als er seine Firma mit einer vollkommen absurden Menge an Schreibmaschinenpapier beglückte. Daraufhin versorgte er seine Familie nach den legendären Worten "Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein" mit einem Keller voller Senfgläser.

Was Loriot 1991 als Komödie inszenierte, ist in der Gemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg am Lech Realität geworden. Dort bestellte ein Mitarbeiter nämlich vor über zwölf Jahren einen ganzen Sattelschlepper voll mit grauem, einlagigem Klopapier. Die letzte Rolle wurde gerade aufgebraucht.

Ziemlich große Verpackungseinheit sorgt für riesigen Klopapier-Vorrat

Der Mitarbeiter hatte wohlmeinend zwei Verpackungseinheiten günstigstes Klopapier bestellt. Was er nicht wusste: Eine Verpackungseinheit bedeutete eine komplette LKW-Ladung voll Toilettenpapier. Sein Irrtum fiel erst auf, als ein riesiger Sattelschlepper voller Klopapier vor der Tür stand.

Die zweite Verpackungseinheit konnten die Mitarbeiter noch stornieren – aber die LKW-Ladung voller Klopapier gehörte nun ihnen. Vier der Mitarbeiter verteilten die Rollen in den darauffolgenden Tagen auf alle verfügbaren Schränke und Schubladen der Verwaltungsgebäude, Schulen und Feuerwehren der Gemeinde.

Der Bürgermeister von Fuchstal, Erwin Karg, erinnert sich gegenüber der "Passauer Neuen Presse": "Überall, wo du reingeschaut hast – in jedem Schrank, in jeder Schublade – war Klopapier." Er habe am Anfang gar nicht realisiert, wie viel Toilettenpapier der Mitarbeiter bestellt hatte. Doch dann hielt der Vorrat mehr als stolze 12 Jahre lang.

Billiges Klopapier war nicht sehr beliebt

Die Bürger und Gemeindemitarbeiter waren vom einlagigen, grauen Klopapier alles andere als begeistert. Bürgermeister Karg erzählt: "Niemand hat sich darum gerissen, das Papier zu benutzen." Hinzu kam, dass das Papier mit der Zeit "knuspriger und gelblich" wurde, wie der Bürgermeister schildert.

Schließlich hätten viele Mitarbeiter es vorgezogen, ihr eigenes, weicheres Toilettenpapier von zu Hause mitzubringen und zu verwenden. Offenbar hat das mit dazu beigetragen, dass die LKW-Ladung voller Rollen mehr als ein Jahrzehnt gehalten hat.

Neues Klopapier ist hochwertiger

Zur Freude der meisten Mitarbeiter wurde nun neues Klopapier bestellt, das zweilagig und weiß ist. Nur einer ist fast ein bisschen traurig, dass die letzte Rolle des Billigpapiers aufgebraucht ist: Bürgermeister Karg.

"Das lag viel besser in der Hand. Das neue ist so komisch weich", beschreibt er und hebt lobend hervor, dass der Mitarbeiter vor über 12 Jahren der Gemeinde durchaus auch einen Gefallen getan hat. "Unterm Strich haben wir uns 1000 Euro gespart", erklärt er.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.