In der Debatte um das Gendern hat der Rat für deutsche Rechtschreibung auf die Rolle der Schulen hingewiesen. "Die Schule ist der Ort der Vermittlung der orthografischen Normen", teilte das Gremium nach seiner Sitzung am Freitag in Mainz mit. "Die geschriebene deutsche Sprache ist von Schülerinnen und Schülern erst noch zu lernen, was nicht ohne Schwierigkeiten ist, wie nationale und internationale Bildungsstudien regelmäßig belegen."

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In den jüngeren Jahrgangsstufen gehe es vor allem um den Erwerb einer sicheren Rechtschreibkompetenz, hieß es weiter. In den höheren Stufen könnten dann auch die Entwicklungen der geschriebenen Sprache der vergangenen Jahre mit Blick auf das Gendern thematisiert und reflektiert werden.

Der Rat betonte zugleich, dass die Vorgaben für die Bewertungspraxis in der Zuständigkeit der Schulpolitik liegen und das Gremium dies nicht entscheide.

Der Rat ist eine wichtige Instanz für Rechtschreibung. Seine Aufgabe im Auftrag von staatlichen Stellen ist es, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auch mit Blick auf den Wandel der Sprache weiterzuentwickeln.

Seit Jahren wird in Deutschland diskutiert, ob - und wenn ja, wie - männliche Formen in der Sprache durch weiter gefasste Begriffe ersetzt werden können oder sollten - um zum Beispiel Frauen offensiver einzubeziehen. Das Gendersternchen wie bei Lehrer*innen ist eine Möglichkeit. Manche setzen an die Stelle auch einen Doppelpunkt oder einen Unterstrich. In der gesprochenen Sprache und im Fernsehen oder Radio äußert sich das dann als Sprechpause.

Der Rat für Rechtschreibung bekräftigte die Auffassung, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden solle. In der vergangenen Sitzung im Sommer hatte das Expertengremium Genderzeichen nicht als Kernbestand der deutschen Rechtschreibung eingestuft. Zugleich hatte das Gremium einen Sonderpassus für das Amtliche Regelwerk vorgeschlagen, in dem das gesellschaftliche Phänomen der Genderzeichen im Wortinneren beschrieben wird. Diese Haltung unterstrich der Rat nun mit weiteren Erläuterungen und Begründungen.

Bei der Sitzung des Rates wurde zudem der seit 2017 amtierende Vorsitzende und frühere Staatssekretär Josef Lange für eine neue Amtszeit einstimmig wiedergewählt.  © dpa

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