Die vietnamesische Immobilienmagnatin Truong My Lan soll Milliarden unterschlagen haben. Ein Gericht bestätigte nun das Todesurteil gegen sie. Eine letzte Möglichkeit, das Strafmaß abzumildern, hätte sie noch.
Im größten Finanzbetrugsfall Vietnams hat das Oberste Gericht in Ho-Chi-Minh-Stadt die Todesstrafe gegen eine Immobilienmagnatin bestätigt. Truong My Lan verlor damit ihr Berufungsverfahren, mit dem sie eine Umwandlung des Urteils in eine lebenslange Haftstrafe erwirken wollte, wie die Online-Zeitung "VnExpress" unter Berufung auf das Gericht berichtete.
Während der Anhörung sagte der Richter, es gebe keine Grundlage für eine Reduzierung des Strafmaßes, da sie besonders viele Straftaten - darunter Unterschlagung und Bestechung - mit schwerwiegenden Folgen begangen habe.
Verurteilte müsste veruntreute Gelder zurückzahlen
Die Unternehmerin versuchte derweil noch, einen Teil der unterschlagenen Summe wiederzubeschaffen. Nach vietnamesischem Recht könnte ihre Strafe in diesem Fall in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt werden. Dazu müsste sie allerdings mindestens drei Viertel der veruntreuten Gelder aufbringen.
Denn die 68-Jährige soll umgerechnet fast zwölf Milliarden Euro unterschlagen haben. Dabei handelt es sich um fast drei Prozent des vietnamesischen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2022. Staatsanwälte hatten aber in dem Verfahren betont, dass sich der Gesamtschaden durch den Betrug sogar auf mehr als 25 Milliarden Euro belaufe.
Der Fall ist einer der aufsehenerregendsten Prozesse im Rahmen einer breit angelegten Anti-Korruptionskampagne, die der im Juli gestorbene Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, im Jahr 2016 eingeleitet hatte. In deren Verlauf verloren Tausende von Regierungsbeamten ihren Job oder wurden vor Gericht gestellt. Die ehemaligen Präsidenten Nguyen Xuan Phuc und Vo Van Thuong mussten zurücktreten.
Zehntausende verloren ihr Vermögen
Zwischen 2012 und 2022 besaß Truong My Lan Berichten zufolge indirekt einen Anteil von 91,5 Prozent an der Saigon Commercial Bank. Sie wies Verantwortliche der Bank demnach an, Kredite für Tausende von Briefkastenfirmen zu genehmigen, bevor sie Beamte bestach und die Gelder in bar abzweigen ließ. Zehntausende Vietnamesinnen und Vietnamesen verloren durch den Betrug ihr gesamtes Vermögen.
In dem Prozess, der am 5. März gestartet war, plädierte die Immobilienmagnatin auf nicht schuldig in Bezug auf die Anklagepunkte Veruntreuung und Bestechung. Den Behörden zufolge wurden 2.700 Personen zur Zeugenaussage geladen, Hunderte von Anwälten waren beteiligt. Im April war sie zum Tode verurteilt worden. (dpa/bearbeitet von ng)
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