Nach dem Tod des US-Bürgers John Chau auf den indischen Andamanen-Inseln hat die "Washington Post" Auszüge aus dem Tagebuch des jungen Mannes veröffentlicht. Die Aufzeichnungen zeigen, wie versessen Chau darauf war, die dort lebenden Ureinwohner zu missionieren. Den letzten Eintrag verfasste er nur wenige Stunden vor seinem Tod.

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John Chau wollte das Volk der Sentinelesen unbedingt zum christlichen Glauben bekehren. Wie riskant seine Mission war, war dem 27-Jährigen dabei offenbar bewusst. Das geht aus seinem Tagebuch hervor, aus dem die "Washington Post" zitiert.

"Ich rief: 'Mein Name ist John. Ich liebe euch und Jesus liebt euch'", schrieb er in seinen Notizen. Chau, der sich in seiner Biografie als Anhänger der christlichen Gruppe "The Way" bezeichnet, habe ihnen Fisch und Fußbälle als Gastgeschenke mitgebracht.

Doch die Sentinelesen empfingen ihn mit Pfeilen; seine Bibel wurde dabei durchbohrt. Die knapp 150 Stammesmitglieder zählen zu den letzten sogenannten unkontaktierten Völkern. Sie wollen nichts mit der Außenwelt zu tun haben. Fremde müssen fünf Kilometer Abstand zu ihren Wohngebieten einhalten, das Betreten der Insel ist verboten.

"Gott, ich will nicht sterben"

Trotz der gewaltsamen Gegenwehr ließ sich der religiöse Abenteurer nicht von seinem Vorhaben abbringen. "Ihr werdet mich vielleicht für verrückt halten, aber ich denke, es lohnt sich, diesen Menschen Jesus näherzubringen", schrieb Chau in einer letzten Nachricht an seine Eltern, bevor er sich mit einem Kajak erneut auf den Weg zu der Insel machte. "Bitte seid nicht wütend auf sie oder auf Gott, wenn ich getötet werde." Dann fügte er noch hinzu: "Gott, ich will nicht sterben."

Die Fischer, die Chau am Mittwoch in die Nähe der Insel gebracht hatten, beobachteten laut "Washington Post" am Samstagmorgen, wie Mitglieder des Stammes seinen Leichnam am Strand hinter sich herzogen und begruben.

Am Freitag hätten die Fischer Chau zuletzt lebend gesehen, wohl als er nach der ersten Kontaktaufnahme zu dem Boot zurückgekehrt war, um dort zu übernachten.

Mehrere Personen festgenommen

Die indische Polizei hat mittlerweile Ermittlungen eingeleitet. Fünf Fischer und ein Freund des 27-Jährigen wurden festgenommen. Alle Beteiligten seien sich der Gefahr bewusst gewesen und hätten dennoch geholfen, das Vorhaben umzusetzen, sagte der Polizist Deepak Yadav. Sie hätten "Chau in den Mund des Todes gedrängt".

Die Bergung von Chaus Leiche gestaltete sich schwierig. Die indische Polizei bezog in ihre Bemühungen Anthropologen, Forstbeamte und auf Ureinwohner spezialisierte Sozialarbeiter mit ein. "Wir müssen aufpassen, dass wir sie nicht stören", sagte der örtliche Polizeichef Dependra Pathak der Nachrichtenagentur AFP.

Ein Schiff und ein Hubschrauber seien losgeschickt worden. Sie hätten den Abstand zur Insel eingehalten und die Leiche noch nicht entdeckt. Weil auch indische Behördenvertreter die Insel nicht betreten, ist zudem unklar, ob die Tötung rechtliche Konsequenzen haben wird.

Chau beschrieb den abgelegenen Ort in seinem Tagebuch als inspirierend und zugleich beängstigend. "Warum muss dieser schöne Ort hier so viel Tod haben?", fragte er sich nur Stunden vor seinem Tod. "Ich hoffe, dass dies nicht eine meiner letzten Notizen ist, aber falls doch: Gott sei die Ehre." (jwo/AFP)

Verwendete Quellen:

  • Washington Post: "'God, I don’t want to die', U.S. missionary wrote before he was killed by tribe on Indian island"
  • AFP
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