An der Universität von Virginia soll eine junge Studentin auf einer Party von sieben Männern vergewaltigt worden sein. Der Vorfall liegt bereits zwei Jahre zurück, erst jetzt berichtet die Frau dem US-Magazin "Rolling Stone" von ihrem Martyrium. Die Tat löste in den USA Entsetzen und eine Debatte über den Umgang mit Vergewaltigungen an Universitäten aus.
Die Studentin Jackie hat 2012 gerade ihr erstes Semester an der renommierten Universität von Virginia (UVA) begonnen, als sie von einem Kommilitonen zu einer Party seiner Studentenverbindung "Phi Kappa Psi" eingeladen wird. Doch ihre Verabredung verläuft anders, als es sich die damals 18-Jährige vorgestellt hat. Von ihrem Schwarm in einen dunklen Raum gelotst, wird sie von sieben Männern stundenlang brutal vergewaltigt.
Die Studentin zögert lange, die Vergewaltigung anzuzeigen. Ein Drittel aller Studenten auf dem Campus gehört einer Verbindung an, sie fürchtet Ablehnung und Ausgrenzung. Im "Rolling Stone" spricht Jackie von einer Kultur des Schweigens, die Vergewaltigungen duldet, um die Universität und die Studentenverbindungen nicht in ein schlechtes Licht zu rücken. Die UVA ist stolz auf ihr Partyleben, für manche scheinen sexuelle Übergriffe zum exzessiven Feiern dazuzugehören.
"Rolling Stone"-Artikel löst Entsetzen aus
Der Artikel des Magazins, der den Fall schildert und vor einer Woche erschien, erregt in den USA derzeit viel Aufsehen. Besonders die zurückhaltende Reaktion der Uni-Verwaltung auf Vorfälle wie diesen stößt auf Empörung. Wie die "New York Times" berichtet, müssen Täter kaum Konsequenzen für Vergewaltigungen fürchten, ein Ausschluss von der Universität kommt selbst bei Geständigen selten vor. Eine Dekanin der UVA erklärte in einem Video, dass Betrügen und Stehlen härter bestraft werden als Vergewaltigungen. Auch die Rolle der Studentenverbindungen, die von staatlicher Kontrolle scheinbar unberührt bleiben und sich in einem rechtsfreien Raum bewegen können, wird in der amerikanischen Öffentlichkeit derzeit infrage gestellt.
Studentenvertreter der UVA haben nun öffentlich gefordert, eine Lösung für das Problem zu finden. Sie nennen den Report im "Rolling Stone"-Magazin einen "Weckruf".
Die Universität von Virginia wurde in jüngster Zeit mehrfach von Gewalttaten erschüttert. Erst im September war die Studentin Hannah Graham ermordet worden. 2010 hatte ein Student seine Freundin getötet.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.