• "Ewiger Kandidat" setzt sich in Stichwahl gegen Linken Arauz durch.
  • Pandemie und Wirtschaftsprobleme sind die überragenden Aufgaben.
  • AHK-Vertreter sieht Wahl als ermutigendes Signal.

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Das südamerikanische Land Ecuador hat gewählt und mit dem gewählten Kandidaten Guillermo Lasso einen politischen Richtungswechsel vollzogen. Der "ewige Kandidat", wie er in Ecuador genannt wird, setzte sich in der Stichwahl am Sonntag mit 52,5 Prozent der Stimmen am Ende deutlich gegen seinen Kontrahenten Andrés Arauz durch, der vom früheren linken Präsidenten Rafael Correa unterstützt wurde.

Sein Spitzname "ewiger Kandidat" rührt aus der Vergangenheit. Bereits 2013 und 2017 kandidierte der heute 65-Jährige für das Präsidentenamt. Beim ersten Versuch errang er mit seiner Partei "Möglichkeiten schaffen" in der Stichwahl knapp 23 Prozent, verlor gegen Rafael Correa.

Deutlich knapper wurde es 2017, als er mit dem Wahlversprechen eine Million neue Jobs zu schaffen, knapp 49 Prozent der wahlberechtigten Ecuadorianer überzeugen konnte und nur knapp gegen Lénin Moreno verlor.

Rückkehr zur Konsolidierungspolitik

Lasso stammt aus der Hafenstadt Guayaquil, dem wirtschaftlichen stärksten Raum Ecuadors, und kommt der Wirtschaft. In den 1990er-Jahren sollte er den ecuadorianischen Ableger des Coca-Cola-Konzerns restrukturieren und wieder profitabel machen – was jedoch nicht gelang. 1994 wurde er geschäftsführender Vorstand der Banco Guayaquil. Dort gründete er die Bancos do Barrio, ein Kreditinstitut, das vor allem Mikrokredite für Kleinunternehmer bereitstellte.

Bei der großen Wirtschaftskrise 1999 übernahm er kurz das Amt des Wirtschaftsministers und verhandelte mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über Kredite für das am Rande des Kollapses stehende Land.

Nun trifft er als frisch gewählter Präsident des Andenstaats auf eine ganz ähnliche Ausgangslage wie seinerzeit als Wirtschaftsminister. Ecuador verfügt kaum über Liquidität, zudem ist das Land hoch verschuldet. Die Quote liegt bei 63 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Da wundert es nicht, dass Lasso mit einer finanziellen Konsolidierungspolitik das Land mit knapp 17 Millionen Einwohnern erst einmal wieder stabilisieren und in ruhigeres Fahrwasser bringen will. Und die Ecuadorianer scheinen ihm das zuzutrauen. Hinzu kommt noch die Corona-Pandemie, die Ecuador ebenfalls heftig erwischte.

Ein Präsident mit gebundenen Händen

Statt populistisch, wie in anderen südamerikanischen Staaten nicht unüblich, gibt sich Lasso unideologisch. Statt auf das klassische Lagerdenken zu setzen, betonte er immer wieder, gute Ideen unterstützen zu wollen. Damit signalisiert er indirekt Kooperationsbereitschaft.

Es bleibt ihm aber auch nicht viel übrig, denn so deutlich sein Wahlsieg war, so wackelig stellt sich der Gestaltungsspielraum im Parlament dar. Mit seiner Partei und festen Verbündeten verfügt er über nur 31 von 137 Sitzen. Kontrahent Arauz kann dagegen mit 49 Abgeordneten aufwarten. Man sieht: Es würde wenig Sinn machen, dem linken Block die Zusammenarbeit zu verwehren. Von dort kamen bereits hoffnungsvolle Signale. Nach dem Sieg gehörte Amtsvorgänger Correa zu den ersten Gratulanten.

Entsprechend verhalten fielen auch die Reaktionen der Nachbarstaaten aus. Aus Brasilien gratulierte Präsidentensohn Eduardo Bolsonaro Lasso als einer der ersten zum Wahlsieg. Allerdings eher abwartend. Auch in der stramm rechtsgerichteten Regierung seines Vaters Jair Bolsonaro scheint man sich nicht sicher zu sein, ob mit Lasso künftig ein ideologischer Verwandter im Cerondolet Palast sitzen wird.

Dennoch sprechen viele Kommentatoren von einem "Rechtsruck" in Ecuador. Den kann Jörg Zehnle, Leiter des Auslandsbüros der Auslandshandelskammer AHK, jedoch nicht erkennen. Lasso sei nicht mit einem Jair Bolsonaro in Brasilien vergleichbar. Schon die ersten bekannt gewordenen Personalien, wer künftig mit Lasso regieren soll, hätten gezeigt, dass er bemüht zu sein scheine, rationale Experten um sich zu scharen.

Ein Sieg der Glaubwürdigkeit

Nach dem ersten Wahlgang, den Lasso im Februar nur hauchdünn gegen Yaku Pérez, sei der Wahlsieg zwar durchaus eine Überraschung gewesen, aber vor allem im Wahlkampf-Endspurt habe Lasso stark punkten können. "Es scheint ein Vertrauen zu geben, dass er das, was er sagt, auch macht", analysiert Zehnle. Das unterscheide ihn von den Populisten.

Zuletzt sei Lasso nahbarer und zugänglicher für die Bevölkerung erschienen, als vielleicht noch vor einiger Zeit. Zum glatten Banker-Image, das gerne angeführt wird, um den neuen Präsidenten zu beschreiben, mag das nicht so recht passen. Zudem: Seine Wirtschaftsvergangenheit macht ihn finanziell unabhängig. So könnte die Korruption, ein Problem in allen Ländern Lateinamerikas, in seinem Fall kein Thema werden.

"Doch egal was er macht, er muss zunächst die Pandemie in den Griff bekommen", sagt Zehnle. Und das bedeutet vor allem: Ecuador braucht mehr Tempo beim Impfen. Sicher keine leichte Aufgabe, als finanziell eher schwaches und kleines Land auf dem noch heiß umkämpften Weltmarkt mitzumischen. Rund eine Million Dosen des chinesischen Impfstoffs Sinovac wurden inzwischen geliefert, dazu ein paar Tausend von Biontec – das war es dann allerdings auch schon.

Daneben bleiben die wirtschaftlichen Probleme natürlich bestehen. Aber: Lasso scheint das Vertrauen von Investoren zu besitzen. Zehnle macht das unter anderem am Länderrisikoindex fest. Der sank nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses sprunghaft von 1.169 auf 719 Punkte. Sollte es ihm tatsächlich gelingen, Devisen ins Land zu holen, sieht Zehnle die größte Aufgabe darin, neue Märkte für ecuadorianische Produkte aufzutun. Mit den USA ist das Land stark verflochten, auch schon lange mit Europa. Aber bei Mexiko sieht er noch großes Potenzial. "Auch die Integration in die Pazifikallianz ist ein wichtiges Thema", so Zehnle. Auch an der Dollarisierung, also die Beibehaltung des bei den Ecuadorianern beliebten US-Dollars als offizielle Währung, wird Lasso nicht rütteln wollen.

Lasso gibt sich säkularistisch - trotz Opus-Dei-Vergangenheit

Eine weitere wirtschaftliche Zuwendung in Richtung China, wie es in vielen lateinamerikanischen Ländern zu beobachten ist, sieht Zehnle nicht. Die Ölreserven seien bereits verpfändet und die Kreditlinien weitgehend ausgereizt. Die ersten Signale, die Lasso sendet, können als hoffnungsvoll gewertet werden, die Probleme des Landes tatsächlich anpacken zu wollen.

Was ist gesellschaftspolitisch zu erwarten? Immer wieder Erwähnung findet Lassos Mitgliedschaft in dem konservativen katholischen Netzwerk Opus Dei. Zum Wahlkampfthema machte er seine religiöse Weltanschauung aber kaum. Zwar hatte er früher immer wieder erkennen lassen, dass er dem Thema Entkriminalisierung von Abtreibungen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften kritisch gegenübersteht, deutete aber auch da Gesprächsbereitschaft an.

"Ecuador weiß, dass eines meiner Prinzipien die Verteidigung des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod ist. Da ich Präsident eines säkularen Staates bin, bin ich absolut verpflichtet, den Standpunkt zu respektieren, der sich von meinem unterscheidet, und wenn es eine Mehrheitsmeinung gibt, werde ich anerkennen, dass dies der Weg ist, das Leben der Mehrheit der Ecuadorianer zu sehen", zitiert die BBC den gewählten Präsidenten.

Zudem überraschte er mit einer weiteren Idee: So schlug er vor, die Statue Virgen del Panecillo, die die Hauptstadt Quito überragt zu drehen – damit sie nicht den Bürgern den Rücken zudreht.

Verwendete Quellen:

  • APnews.com: Ecuador goes with conservative banker in presidential vote
  • dw.com: Meinung: Das Ende des Linkspopulismus in Lateinamerika?
  • BBC.com: Quién es Guillermo Lasso, el banquero que a la tercera venció a la izquierda correísta y será el nuevo presidente de Ecuador


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