Wird der spektakuläre Kunstfund in München zum Skandal? Kunstsammler Cornelius Gurlitt sieht sich als Opfer der Justiz. Auch Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat Fehler seitens der Ermittlungsbehörden eingeräumt. Gurlitt hat wohl das Recht auf seiner Seite.
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat in der "Süddeutschen Zeitung" das Vorgehen der Behörden zum Kunstfund in München kritisiert. Sie verstehe nicht, warum Gurlitt den Teil seiner Werke, der von der Staatsanwaltschaft als sein rechtmäßiges Eigentum eingestuft wird, noch nicht zurückerhalten hat: "Ich kann es mir nicht erklären. Ich weiß nicht, wie der Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschluss aussah, aber es ist klar, dass es Versäumnisse gibt in diesem Verfahren. Die richtigen Stellen wurden viel zu spät eingeschaltet."
In der Wohnung des Kunsthändler-Sohns Cornelius Gurlitt hatten die bayerischen Ermittler im Februar 2012 über 1.400 Bilder beschlagnahmt. Die Bilder werden seitdem unter Verschluss gehalten, lediglich Fotos einiger Werke wurden bisher in der Internet-Datenbank "Lost Art" veröffentlicht. Für die monatelange Heimlichtuerei und das undurchsichtige Vorgehen haben die Behörden auch international viel Kritik einstecken müssen.
Fall Gurlitt: Blamage für die bayerischen Behörden
Gurlitt erhebt in der aktuellen "Spiegel"-Ausgabe ebenfalls heftige Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft. Er habe keine Anklageschrift erhalten und auch keine Auskunft über seine beschlagnahmten Bilder bekommen. Der Staatsanwaltschaft hat der 80-Jährige laut eigener Aussage genügend Belege geliefert, die jeden Verdacht gegen ihn entkräften sollen.
Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger pflichtet ihm teilweise bei: "Als Beschuldigter hat man das Recht, informiert zu werden. Wenn die Verdachtsgründe sich nicht verdichten und wenn nicht genug Gründe vorliegen für die Beschlagnahmung, dann muss entsprechend entschieden werden. Das ist ein Recht, das er sehr wohl geltend machen kann."
Gurlitt sieht sich als Opfer der Justiz und fühlt sich in der Öffentlichkeit zu Unrecht verfolgt. Er will die Kunstwerke nicht zurückgeben und betrachtet sie als sein Privateigentum. Bisher hat er sich nicht mit der Frage beschäftigt, woher seine Sammlung stammt. Dagegen fordern Erben mehr Transparenz bei der Suche nach der Herkunft der Bilder und die Rückgabe geraubter Werke. Nach bisheriger Kenntnis könnten 590 Bilder aus dem Fund Raubkunst der Nationalsozialisten sein.
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