Die Haltung sogenannter XL Bullys ist in England nur noch gegen scharfe Auflagen erlaubt. Doch kann das Verbot tatsächlich neue Hundeattacken verhindern?

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Die Zahlen sprechen gegen die Tiere. Drei tödliche Hundeattacken jährlich wurden zwischen 2001 und 2021 in Großbritannien registriert. Seitdem waren es 23 in zwei Jahren. Und hinter den meisten Fällen stecken sogenannte XL Bullys, ein Mischling, der auf eine Pitbull-Terrier-Art zurückgeht.

Die britische Regierung zeigte sich alarmiert und handelte mit voller Härte. Sie erkannte die bisher nicht klassifizierten Hunde eilig als eigene Rasse an - um sie umgehend zu verbieten. Das hat Folgen für Zehntausende: Seit Donnerstag dürfen XL Bullys in England und Wales nur noch unter scharfen Auflagen gehalten werden. Wer die Hunde illegal besitzt, begeht eine Straftat.

Hundebesitzer marschieren in Westminster aus Protest gegen das American Bully XL-Verbot. (Aufnahmedatum: September 2023) © IMAGO/ZUMA Wire/Vuk Valcic

Drohende Haftstrafe bei Hundeattacke

Für eine Ausnahmegenehmigung, die bis Mittwochmittag beantragt werden musste, ist zwingend nötig, dass der Hund bis Ende Juni kastriert ist. Bei Welpen bis zu einem Jahr ist Zeit bis Ende 2024. Die Halter benötigen eine Haftpflichtversicherung für Hunde, die Tiere müssen einen Mikrochip tragen. Hundebesitzern droht bei einer Attacke ihrer Tiere lange Haft bis zu 14 Jahre.

Bereits seit Ende Dezember müssen XL Bullys in der Öffentlichkeit an der Leine geführt werden und einen Maulkorb tragen. Zucht und Verkauf sind verboten. Wer die harten Anforderungen nicht erfüllen will, kann sein Tier einschläfern lassen - gegen eine Kompensation von bis zu 200 Pfund (etwa 235 Euro). Bisher gingen mehr als 150 Anträge ein.

Es sind Fälle wie der des zehnjährigen Jack aus Wales, mit denen die Regierung ihr Vorgehen erklärt. Der Junge besuchte einen Schulfreund - da griff ihn der Familienhund an, ein XL Bully. Jack starb.

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Mehrere tödliche Beißunfälle durch XL Bullys

"Wir haben unser Versprechen gehalten, diese wichtige Maßnahme zum Schutz der öffentlichen Sicherheit einzuführen, und wir erwarten von allen XL-Bully-Besitzern, dass sie die strengen Auflagen einhalten", sagte der zuständige Umweltminister Steve Barclay.

Schottland will am 23. Februar mit einer ähnlichen Regelung nachziehen. Auch in Deutschland gibt es Fälle: Ende Januar starb ein Mann in Geesthacht bei Hamburg, nachdem er von seinem XL Bully angegriffen worden war.

Zum Beginn des Verbots hagelt es Warnungen und Mahnungen. Wer bei der illegalen Haltung erwischt wird, solle den Anweisungen der Polizei Folge leisten. Das Verhalten des Besitzers könne eine Gerichtsentscheidung über die Einschläferung des Tieres beeinflussen, sagte Mark Hobrough von der Vereinigung National Police Chiefs' Council der britischen Nachrichtenagentur PA.

Doch es bleiben Fragen, zum Beispiel nach der Anzahl der Tiere. Noch im Herbst schätzte das Umweltministerium den Bestand in England und Wales auf 10.000 Tiere. Bis kurz vor Fristende gingen 30.000 Anträge auf Ausnahmen ein. Und Tierschützer gehen mittlerweile von 50.000 bis 100.000 Hunden aus.

Das Vorgehen der Regierung stößt auf viel Kritik. "Das Verbot von XL Bullys ist nicht nur verheerend für so viele Hunde, sondern fordert auch einen hohen Tribut von den Besitzern", sagte Samantha Gaines von der Tierschutzvereinigung Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals (RSPCA). Sie verwies auch auf Mitarbeiter von Tierheimen, denen die Hunde in ihrer Obhut ans Herz gewachsen seien, sowie Veterinäre, die nun aufgefordert werden könnten, gesunde Hunde einzuschläfern, deren Verhalten kein Risiko darstellt.

Forderung nach Überarbeitung des Hundekontrollgesetzes

"Es wird sicherlich XL-Bully-Halter geben, die das Ausnahmeverfahren noch nicht durchlaufen haben, und das bereitet natürlich Sorgen", sagte Gaines. Deshalb müssten die Ressourcen sich auf die konzentrieren, die Hunde halten, um Menschen zu bedrohen, ihnen Angst zu machen und einzuschüchtern.

Ähnlich äußerte sich die Dog Control Coalition. Kein Verbot werde solche Attacken verhindern können, betonte die Allianz aus Vereinen, Organisationen und Tierheimen. "Eine vollständige Überarbeitung der bestehenden Hundekontrollgesetze ist die einzige Möglichkeit, die Ursachen der tragischen Vorfälle der letzten Jahre anzugehen."

Seit Wochen bringen britische Medien Beispiele von Betroffenen wie Ellie Lonsdale aus West Yorkshire. Ihr XL Bully Frankie sei das sanfteste Geschöpf, sagte die 23-Jährige unlängst dem BBC-Podcast "5 Minutes on". "Jeder Hund kann weh tun, es ist nicht nur eine besondere Rasse, falls man sie falsch erzieht", sagte Lonsdale. Sie wolle sich gar nicht vorstellen, was wäre, wenn sie sich die ganzen Ausnahmeanforderungen nicht leisten könnte - wie einige andere. "Es ist herzzerreißend. Frankie sei nicht nur ein Tier. "Er ist Familie." (dpa/lag)  © dpa

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