"Hooligans gegen Salafisten", kurz HoGeSa - unter diesem Schlagwort hatten sich am Sonntag rund 4.800 Hooligans und Neonazis in Köln versammelt und sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Das Entsetzen in Deutschland über diese Demonstration rechter Gewaltbereitschaft ist weiterhin groß und noch immer sind viele Fragen offen.
Wie viel hat die HoGeSa mit Fußball zu tun?
"Herzlich wenig", meint Fanforscher Dr. Gunter A. Pilz im Gespräch mit unserem Portal. Lediglich ein winziger Anteil der Randalierer und Sympathisanten der HoGeSa-Bewegung hat noch Bezug zum Fußball. Allerdings habe sich die Bewegung tatsächlich zunächst aus etwa 300 Alt-Hooligans, die sich "GnuHonnters" nennen, gegründet. Deren Zielsetzung sei beispielsweise, "die alten Werte des Fußballs wie Männlichkeit und Aggressivität wieder aufleben zu lassen und andererseits den zivil couragierten Ultras den Kampf anzusagen ", erklärt Pilz. Diese Agenda interessiert den Großteil der HoGeSa-Bewegung jedoch praktisch gar nicht. Das wird spätestens auch bei einem Blick in die einschlägigen Chats und Foren, unter anderem auf der offiziellen Website der HoGeSa-Bewegung, klar. In keinem der Beiträge geht es um Fußball. "Das, was in Köln stattgefunden hat, da waren die wenigsten tatsächliche Hooligans", glaubt auch Fanforscher Pilz. Der Begriff "Hooligan" hat mit Sonntag also eine neue politische Dimension erhalten.
Muss man jetzt Angst haben, ins Fußballstadion zu gehen?
Auf keinen Fall, ist sich Fanforscher Pilz sicher. "Unsere Stadien sind Hochsicherheitstrakte. Wir haben sehr gut ausgeklügelte Sicherheitsmaßnahmen. Es gibt Projekte, die sich mit der Problematik "Gewalt im Stadion" auseinandersetzen", beruhigt er Fans. Hooligans hätten außerdem auch bereits in den 1980er ihre Kämpfe außerhalb des Stadions ausgefochten. Und auch die Ausschreitungen in Köln haben nicht in der Nähe eines Stadions stattgefunden.
Welche Strafen drohen den festgenommenen Hooligans?
Insgesamt hat die Polizei bei der Demonstration in Köln 17 mutmaßliche Gewalttäter festgenommen. Bislang wurde zudem 57-mal Strafanzeige erstattet. 49 Beamte waren bei den Ausschreitungen verletzt worden. Die wahrscheinlichsten Tatbestände sind Sachbeschädigung und Körperverletzung. Beispielsweise hatten Randalierer mehrere Polizeiautos umgeworfen und beschädigt. Fahrzeuge der Polizei stehen nach dem Strafgesetzbuch allerdings unter besonderem Schutz. Bei der Beschädigung eines Polizeiwagens droht nach Paragraf 305a eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine hohe Geldstrafe. Auch der Versuch der Beschädigung ist bereits strafbar. Dasselbe Strafmaß wird auch bei Körperverletzung angewandt.
"Wir haben Festnahmen, jetzt möchte ich darum bitten, dass die Staatsanwaltschaften schnell anklagen, dass die Gerichte schnell entscheiden, damit von vornherein klar ist, das werden wir nicht dulden", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere in der ARD. Nötig sei "eine klare Justiz". Der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty hatte sich zudem für härtere Strafen bei Delikten mit eindeutig fremdenfeindlichem Hintergrund ausgesprochen. "Wer auf unseren Straßen Hass säen will, muss die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen", sagte er "Spiegel online" und forderte Bund und Länder auf "die erforderliche Verschärfung des Strafrechts zu verabschieden". Noch hat der Bundestag nicht endgültig über die Änderung von Paragraf 46 des Strafgesetzbuches entschieden, nach dem "rassistische, fremdenfeindliche oder sonstige menschenverachtende Motive" eines Täters bei der Bestimmung des Strafmaßes stärker berücksichtigt werden sollen.
Wo sind die nächsten HoGeSa-Demonstrationen geplant?
Tatsächlich hat die Bewegung bereits die nächste "Hooligans gegen Salafisten"-Demonstration in einer deutschen Großstadt angemeldet. Wie die Polizei bestätigt, ist für den 15. November eine Kundgebung gegen den islamistischen Terror in Hamburg geplant. Die "HoGeSa"-Bewegung ruft gemeinsam mit der Vereinigung "Wir sind Deutschland" auf ihrer Facebook-Seite zur Teilnahme auf. Derzeit haben bereits über 5.000 Menschen unter dem Motto "Gemeinsam sind wir stark" ihr Kommen angekündigt.
Wie die "Berliner Zeitung" herausgefunden haben will, planen die Hooligans zudem, in Berlin zu demonstrieren. In den sozialen Netzwerken kursieren mehrere Aufrufe für den 9. November. Das mehr als beunruhigende Motto: "Köln war erst der Anfang".
Werden die Demonstrationen nun verboten?
"Wenn von vornherein klar ist, dass hier die Gewaltanwendung im Mittelpunkt steht und eigentlich die Politik nur ein Vehikel ist, um eine Massenschlägerei anzuzetteln, das übrigens mit Alkohol verbunden, dann sehe ich gute Chancen, dass die Verwaltungsbehörde ein Verbot ausspricht und dass das auch vor Gericht hält", meinte Innenminister Thomas de Maiziere in der ARD. Auch die Landesregierung Nordrhein-Westfalens will künftig ähnliche Treffen verbieten lassen. "Ich halte das für einen Missbrauch der Versammlungsfreiheit", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger am Montag in Düsseldorf. "Das war keine politische Demonstration, da wurde eine Plattform für Gewalt geschaffen."
Ob die bereits angemeldete Demonstration in Hamburg noch verboten wird, steht noch nicht fest. Laut NDR treffen sich am Dienstag Polizei und der Anmelder der Demonstration, der den Behörden bisher noch nicht einschlägig bekannt war, um zu klären, inwieweit die erschreckenden Szenen von Köln in Hamburg verhindert werden können.
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