Kürzlich sorgte ein "falscher Bischof" für Schlagzeilen, der sich in das Vorkonklave unter die Kardinäle schmuggelte. Bereits nach kurzer Zeit flog er auf, seine Verkleidung wurde ihm zum Verhängnis. Was macht eigentlich die Kardinalsrobe aus? Wie funktioniert das Konklave? Wir erklären die wichtigsten Gepflogenheiten und Begriffe rund um die Papstwahl.
Sedisvakanz
Die Zeit, in welcher der Papst-Stuhl leer bleibt, wird als Sedisvakanz bezeichnet. 15 bis 20 Tage nach dem Tod oder wie im aktuellen Fall nach dem Rücktritt des Papstes wählt das Konklave einen neuen Papst.
Konklave
Der Begriff "Konklave" leitet sich von den lateinischen Wörtern "cum clave" ("mit Schlüssel") ab und bezieht sich sowohl auf den Raum als auch auf die Zusammenkunft der wahlberechtigten Kardinäle. Diese treffen sich seit 1878 in einem abgeschlossenen Raum in der Sixtinischen Kapelle zur Papstwahl unter dem berühmte Deckengemälde von Michelangelo. Die Kardinäle sollen bei ihrer Entscheidung nicht von außen beeinflusst werden und gleichzeitig sollen keine Informationen vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangen, das heißt Internet, Telefon, TV, Radio und Zeitungen sind tabu. Während des Konklave wohnen die Kardinäle im Gästehaus Santa Marta neben dem Petersdom. Das Konklave beginnt wahrscheinlich in den nächsten Tagen, die eigentliche Papstwahl wird für den kommenden Dienstag, 12. März, erwartet.
Kardinal
Der Wort "Kardinal" kommt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet "wichtig". Kardinäle sind die engsten Mitarbeiter des Papstes und werden von ihm ernannt. Sie wählen den neuen Papst. Die typische Kleidung eines Kardinals besteht aus einem schwarzen Talar mit rotem Nahtbesatz und roten Knöpfen. Ergänzt wird das Outfit durch ein rotes Gürtelband, das Zingulum, und ein rotes Käppchen, das Pileolus. Zu besonderen Anlässen tragen die Kardinäle ein Purpurornat. Die gesamte Kleidung ist rot bis auf ein weißes Gewand, das Rochett, das über dem roten Talar getragen wird.
Vatikan
Der Vatikan ist der Sitz des Papstes und befindet sich im Nordwesten der italienischen Hauptstadt Rom. Mit knapp einem Quadratkilometer ist er der kleinste Staat der Welt. Rund 550 Menschen besitzen die vatikanische Staatsangehörigkeit, darunter sind auch Nicht-Geistliche wie die Schweizergarde. Der Mini-Staat ist unabhängig und kann sich weitestgehend selbst versorgen, so gibt es zum Beispiel einen Bahnhof, einen Supermarkt mit Produkten des päpstlichen Bauernhofs Castel Gandolfo und ein eigenes Fernsehzentrum. Der Papst ist Oberhaupt der Katholiken und gleichzeitig Staatschef des Vatikans.
Stimmberechtigte
Es gibt 207 Kardinäle verteilt auf fünf Kontinenten. Aber nicht alle sind wahlberechtigt. Sie müssen zum Zeitpunkt des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. jünger als 80 Jahre gewesen sein. Demzufolge sind aktuell 117 Kardinäle stimmberechtigt. Es werden jedoch nur 115 Kardinäle den neuen Papst wählen, darunter auch sechs Deutsche. Zwei Kardinäle entschuldigten sich: Der Indonesier Julius Riyadi Darmaatmadja aus gesundheitlichen Gründen und der Briten Keith O'Brien nachdem Vorwürfe sexueller Belästigung gegen ihn öffentlich wurden.
Wahlgänge
Ein eindeutiges Wahlergebnis bestimmt den nächsten Papst. Dafür ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Diese Regelung ist neu. Zuvor brauchte ein Kandidat nur bis zum 33. Wahlgang eine Zweidrittel-Mehrheit. Danach reichte eine einfache Mehrheit aus. Der erste Tag ist für einen Wahlgang am Nachmittag vorgesehen. An den folgenden Tagen finden vormittags je zwei und nachmittags je zwei Wahlgänge statt. Jeder Kardinal schreibt den Namen seines Kandidaten auf – allerdings mit verstellter Schrift, so dass keine Rückschlüsse auf den Urheber gezogen werden können. Der Stimmzettel wird doppelt gefaltet und in einer Wahlurne gesammelt. Nach jedem Wahlgang erfolgt eine Auszählung der Stimmen.
Rauchzeichen
Die Stimmzettel aus den Wahlgängen werden nach dem Auszählen im Ofen der Sixtinischen Kapelle verbrannt. Gibt es kein eindeutiges Ergebnis, dann werden die Zettel mit feuchtem Stroh und einer chemischen Substanz angezündet. Die Zusätze sorgen dafür, dass der aufsteigende Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle schwarz ist. Steht das neue Oberhaupt der katholischen Kirche fest, werden die Stimmzettel mit trockenem Stroh und einer anderen Substanz verbrannt. Dies erzeugt den weißen Rauch.
Papst-Gewand
Nach der Wahl zieht sich der neue Papst in den Raum der Tränen zurück. Hier ist er für sich und zieht das Papstgewand an. Der Papst hüllt sich in der Regel komplett in Weiß, nur die Schuhe sind rot. Diese Kleidung ist ausschließlich dem Papst vorbehalten. Der Hofschneider bereitet im Vorfeld Soutanen in verschiedenen Größen vor. Als Nachfolger von Petrus, der Fischer war, trägt der Papst den Fischerring. Jesus soll seinem engen Vertrauten Petrus geraten haben, Menschen vom christlichen Glauben zu überzeugen. Das ist auch Aufgabe des Papstes. Weltweit gibt es derzeit rund 1,2 Milliarden Katholiken.
Papst-Name und Wappen
Der neue Papst sucht sich selbst einen neuen Namen aus. In der Regel bezieht er sich auf einen der früheren Päpste, als Ausdruck seiner Wertschätzung und der eigenen Positionierung.
Auch das Wappen legt jeder Papst selbst fest. Papst Benedikt XVI. entschied sich für einen Bären in seinem Wappen als Erinnerung an seinen Studienort Freising, der das Tier ebenfalls in seinem Wappen zeigt. Weitere Symbole im Wappen von Benedikt XVI. sind eine Jakobsmuschel (Symbol der Pilger) und eine Mitra (Bischofs-Hut). Letzteres soll die Nähe des Papstes zu den Bischöfen verdeutlichen. Der Papst ist selbst Bischof von Rom und leitet alle römischen Kirchen.
Habemus Papam
Während sich der neue Papst auf seinen ersten öffentlichen Auftritt vorbereitet, läuten die Glocken der Peterskirche. Der Franzose Jean-Louis Tauran ist dienstältester Kardinaldiakon. Er hat die Aufgabe, vom Hauptbalkon des Petersdoms den berühmten Satz "Habemus Papam" ("Wir haben einen Papst") zu verkünden. Er kündigt den neuen Papst mit seinem privaten und künftigen offiziellen Namen an. Dieser erscheint und spricht den Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis").
Apostolischer Palast
Der Papst ist im Apostolischen Palast zu Hause. Dieser ist 55.000 Quadratmeter groß und verfügt über 1.400 Räume. Hier haben nur die engsten Mitarbeiter Zutritt.
Schweizergarde
Die Rekruten der Schweizergarde sorgen seit mehr als 500 Jahren für die Sicherheit des Papstes. Im Jahr 1505 engagierte Papst Julius II. erstmalig Schweizer Söldner zum Schutz des Vatikans. Grundvoraussetzung für eine Aufnahme in den Dienst der Schweizergarde ist, dass die Bewerber katholische männliche Staatsbürger sind. Während ihrer Dienstzeit tragen sie die vatikanische Staatsangehörigkeit. Heute bewachen rund 110 Gardisten den Vatikan.
Ostern
Das Osterfest hat einen ganz besonderen Stellenwert bei Katholiken. Am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond feiern die Christen die Auferstehung Jesu Christi, also frühestens am 22. März und spätestens am 25. April. Am Gründonnerstag wird das letzte Abendmahl gefeiert, während am Karfreitag dem Kreuztod gedacht wird. Am Ostersonntag feiert der Papst auf dem Petersplatz in der Ostermesse die Auferstehung Jesu Christi. Viele Gläubige reisen aus der ganzen Welt an. Das wird nach seiner Amtseinführung der erste große Auftritt des neuen Papstes sein. Zum Abschluss der Messe spricht er den Segen "urbi et orbi" und sendet Ostergrüße in nahezu allen Sprachen in die Welt.
Wie nennt sich Benedikt XVI. künftig?
Der Rücktritt von Benedikt XVI. ist ungewöhnlich, aber nicht einmalig. Im Jahr 1415 zog sich Gregor XII. von seinem Amt zurück. Benedikt XVI. kehrt nicht zu seinem bürgerlichen Namen, Joseph Ratzinger, zurück. Er heißt nun "Seine Heiligkeit Benedikt XVI." und kann als "emeritierter Papst" oder "römischer emeritierter Pontifex" bezeichnet werden.
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