Offenherzige Einblicke in der prallen Sonne und Regenbogenfahnen: Eine Million Feiernde sind am Samstag auf der 41. Berliner Parade zum Christopher Street Day durch die Hauptstadt gezogen - eine knallbunte Demonstration für Gleichberechtigung und gegen Ausgrenzung.
Mit einer Mikrofonpanne und rund 20 Minuten Verspätung startete sie am Kurfürstendamm. Ziel war das Brandenburger Tor. Aber auch weit weg von der Paradestrecke waren vielerorts Regenbogenfahnen gehisst. Gegen 15 Uhr zählten die Veranstalter rund 150.000 Teilnehmer. Insgesamt wurden es nach Angaben einer CSD-Sprecherin vom Abend rund eine Million Feiernde. Beim ersten Berliner CSD im Juni 1979 waren es 450.
Gelebte Erinnerung an New York, 1969
Das Motto lautet in diesem Jahr "Stonewall 50 - Every riot starts with your voice" (deutsch: "Jeder Aufstand beginnt mit deiner Stimme"). Der Christopher Street Day erinnert jedes Jahr an Ereignisse vom 28. Juni 1969: Polizisten stürmten vor 50 Jahren die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar "Stonewall Inn" in der Christopher Street und lösten dadurch einen mehrtägigen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus. Das diesjährige Motto soll insbesondere die frühen Aktivisten der LGBTI-Bewegung würdigen. LGBTI ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell und intersexuell.
Kurz bevor sich der Tross mit rund 100 Wagen in Bewegung setzte kamen noch einige Aktivisten der LGBTI-Bewegung zu Wort: "Stell dir vor, du bist eine Frau, und keiner glaubt es dir. Stell dir vor, du bist ein Mann, aber erst ein Richter muss dir das bescheinigen", sagte Anastasia Biefang vom Arbeitskreis homosexueller Angehöriger der Bundeswehr e.V. bei der Eröffnung. Biefang wurde bekannt als erste transsexuelle Befehlshaberin der Bundeswehr.
Mit Plakaten wie "Kein Sex mit Nazis" und "Zur Hölle mit dem Patriarchat" setzen Teilnehmer aus aller Welt ein Zeichen für Gleichberechtigung und gegen Ausgrenzung.
Und am Ende wird aufgeräumt
Damit die Parade nicht im Müll versinkt, sammeln 130 Mitarbeiter und 60 Fahrzeuge der Berliner Stadtreinigung den ganzen Tag Abfall von den Straßen auf. Um die Sicherheit kümmern sich rund 800 Polizeibeamte, die an diesem Tag im Einsatz sind, wie eine Sprecherin mitteilte.
Trotz Erfolgen, wie der Abschaffung des "Schwulenparagraphen", der gleichgeschlechtlichen Sex unter Strafe stellte und der Einführung der Ehe für alle, werden Homosexuelle und Transgender noch immer Opfer feindseliger Angriffe. 225 Fälle, die sich auf sexuelle Orientierung bezogen, zählte alleine die Berliner Polizei 2018, im Vorjahr waren es 171. Das Beratungsprojekt Maneo registrierte im vergangenen Jahr sogar 382 solcher Fälle, was einem Anstieg um ein Drittel binnen zwei Jahren entspräche, wie es in einer Mitteilung heißt. (best/dpa)
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