Das undurchsichtige Vorgehen der Behörden nach dem Kunstfund in München wird von vielen Seiten kritisiert. Warum wurden manche Stellen informiert, andere wiederum nicht? Warum erfuhr die Öffentlichkeit erst aus den Medien von der spektakulären Entdeckung? Die Bundesregierung will nun zur Aufklärung beitragen und eine Liste der Werke veröffentlichen.
Die Staatsanwaltschaft Augsburg steht unter Druck: Viele Menschen wundern sich über die Heimlichtuerei, die den Fund von 1.400 Bildern in der Wohnung des Kunsthändler-Sohns Cornelius Gurlitt umgibt. Schon Anfang 2012 stießen die Ermittler auf den Kunstschatz - doch erst fast zwei Jahre später erfährt die Öffentlichkeit davon. Die Bilder werden weiter unter Verschluss gehalten, lediglich Fotos einiger Werke wurden bisher präsentiert.
Kritik wird laut - auch im Ausland. Der amtierende Außenminister Guido Westerwelle fürchtet Schaden für das Ansehen Deutschlands. Nachkommen jüdischer Sammler, die von den Nazis enteignet wurden, erheben Anspruch auf die Kunstwerke. "Wir sollten die Sensibilität des Themas in der Welt nicht unterschätzen", sagt Westerwelle der Nachrichtenagentur dpa am Rande seines Indien-Besuchs. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht Vertrauen verspielen, das in langen Jahrzehnten aufgebaut wurde. Das Gebot der Stunde ist jetzt Transparenz."
Wer bekommt die Gurlitt-Werke?
Die Bundesregierung hat inzwischen auf den wachsenden Druck reagiert. Die Klärung der Besitzverhältnisse des Nazi-Schatzes soll beschleunigt werden. "Wir wollen das vorantreiben, und wir werden noch in dieser Woche weitere Einzelheiten zum Prozedere bekanntgeben können", sagt Regierungssprecher
Wer die Bilder nach dem Ende des Ermittlungsverfahrens bekommt, steht noch nicht endgültig fest. Bisher sieht es so aus, dass Gurlitt einen Großteil seiner Werke zurückerhält.
Warum schwiegen die Behörden?
In Deutschland beschäftigen sich mehrere öffentliche Einrichtungen mit dem Thema Raub- und Beutekunst in der Zeit des Nationalsozialismus. Doch nicht alle wurden über den Kunstfund informiert. Während die Koordinierungsstelle Magdeburg, die die Datenbank "Lost Art" betreibt, frühzeitig Bescheid wusste, erfuhr die Arbeitsstelle für Provenienzforschung erst aus den Medien davon. Dabei dient die Provenienzforschung dazu, den Lebenslauf eines Bildes zu rekonstruieren, damit anschließend mögliche Besitzansprüche geklärt werden können - eine der wichtigsten Fragen rund um den Bilderfund.
Unklar bleibt auch, warum nur eine einzige Sachverständige für den Fall hinzugezogen wurde - eine Expertin für mehr als 1.400 Kunstwerke. Die beauftragte Kunstexpertin Meike Hoffmann selbst beklagt die Geheimniskrämerei der Behörden. Viel zu lange sei an dem "hochkomplexen Fall" geschwiegen worden, sagte Hoffmann dem Nachrichtenmagazin "Focus". Der Staatsanwaltschaft liege ihr vorläufiges Gutachten vor. Wenn nicht endlich gehandelt würde, drohe alles in einem "Desaster" zu enden.
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