KZ-Gedenkstätten in Deutschland erinnern an die Verbrechen der Nazis. Doch immer häufiger sehen sich die Stätten rechtsextremer Bedrohung und Übergriffen ausgesetzt. Sie berichten von Hakenkreuz-Schmierereien und Vandalismus.
Die KZ-Gedenkstätten in Deutschland sehen sich einer zunehmenden rechtsextremen Bedrohung ausgesetzt. Dies ergab eine Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) bei den Gedenkstätten Dachau, Buchenwald, Bergen-Belsen, Neuengamme und Sachsenhausen/Ravensbrück. Sie berichten von Vandalismus, Hakenkreuz-Schmierereien und verstärkter Präsenz von Rechtsextremen vor Ort.
"Es sind derzeit bundesweit gehäuft Fälle von Vandalismus, Schmierereien und anderen Vorfällen an deutschen Gedenkstätten festzustellen", sagte die Sprecherin der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen, Clara Mansfeld, dem RND. "Das erfüllt uns mit Sorge."
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Zahl der Vorfälle steigt kontinuierlich
"Handelte es sich vor zwei Jahren noch um Vorfälle, die circa einmal im Monat zu verzeichnen waren, waren sie dann alle 14 Tage festzustellen, nun sind von uns nahezu wöchentlich Taten zur Anzeige zu bringen", sagte der stellvertretende Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Rikola-Gunnar Lüttgenau, dem RND.
Er betonte, die kontinuierlich steigende Zahl entsprechender Vorfälle sei "ein Seismograph dafür, dass versucht wird, diese Grundfeste der heutigen Bundesrepublik ins Rutschen zu bringen".
Diesen Eindruck teilen auch andere Gedenkstätten. "Die Grenzen des Sagbaren werden seit einiger Zeit verschoben und demokratiefeindliche und rechtsradikale Ansichten erscheinen hoffähig geworden zu sein", sagte eine Sprecherin der Gedenkstätte Bergen-Belsen dem RND.
Der Umgang mit den Äußerungen von Bayerns Vizeministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zeige dies "beispielhaft". Im August war bekannt geworden, dass Aiwanger als 16 Jahre alter Schüler ein oder mehrere Exemplare eines antisemitischen Flugblatts in seinem Schulranzen hatte.
Stiftung Hamburger Gedenkstätten fordert stärkeres Vorgehen gegen Antisemitismus
Auch die Stiftung Hamburger Gedenkstätten, zu der das ehemalige Konzentrationslager Neuengamme zählt, macht diese Beobachtungen: "Mit Sorge beobachten wir und auch andere KZ-Gedenkstätten in Deutschland, dass der gesellschaftliche erinnerungspolitische Konsens durch die Normalisierung rechter Diskurse verstärkt infrage gestellt und brüchig wird. Damit fällt eine wichtige moralische Leitplanke in unserer Demokratie weg."
Deshalb sei es wichtig, sich noch stärker gegen gegenwärtigen Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit in jeder Form zu positionieren. (AFP/sbi)
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