Nach dem Messerangriff in Nizza mit drei Toten hat Frankreich die höchste Terror-Warnstufe ausgerufen. Auch beim französischen Konsulat in Saudi-Arabien kam es zu einem Messerangriff. Präsident Emmanuel Macron findet deutliche Worte.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den mutmaßlich islamistischen Terroranschlag von Nizza mit drei Toten in aller Schärfe verurteilt.
Frankreich sei angegriffen worden. Es werde im Streit mit muslimischen Ländern um seine Werte aber "nicht klein beigeben", sagte Macron. Zugleich kündigte der Staatschef einen verstärkten Schutz von Kirchen und Schulen an.
Der schon länger laufende inländische Anti-Terroreinsatz "Sentinelle" des Militärs solle von bisher 3.000 auf nun 7.000 Soldaten aufgestockt werden. "Heute steht die ganze Nation hinter unseren katholischen Mitbürgern", sagte Macron bei seinem Besuch in der Nähe des Tatorts. Man dürfe nicht dem Geist der Spaltung nachgeben.
Macron war in die südfranzösische Metropole gereist, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Er wurde unter anderem von Innenminister Gérald Darmanin, Justizminister Éric Dupond-Moretti und dem Anti-Terrorstaatsanwalt Jean-François Ricard begleitet. Macron wollte vor Ort etwa mit Sicherheitskräften und dem Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, sprechen.
Bei der blutigen Messerattacke am Donnerstag wurden nach einer vorläufigen Bilanz drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt. Das bestätigten Polizeikreise der dpa auf Anfrage. Die Polizei hatte zuvor in einer ersten Bilanz von einem Toten und mehreren Verletzten gesprochen.
Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Dabei gehe es unter anderem um den Vorwurf des Mords in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben, bestätigte die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft der dpa.
Frankreich rief die höchste Terror-Warnstufe aus. Sie gilt landesweit, wie Regierungschef Jean Castex mitteilte. Castex verurteilte die "ebenso feige wie barbarische Tat, die das ganze Land in Trauer versetzt".
Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, schrieb am Donnerstag auf Twitter: "Alles deutet auf einen Terroranschlag im Umfeld der Basilika Notre-Dame von Nizza hin."
Angreifer soll "Allahu akbar" gerufen haben
Laut Estrosi wurde der mutmaßliche Angreifer festgenommen. Er habe "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen.
Die Polizei riet, den Bereich zu meiden. Innenminister Gérald Darmanin bestätigte einen Polizeieinsatz in der Innenstadt von Nizza. Im Ministerium gebe es eine Krisensitzung. Ressortchef Darmanin hatte mehrfach von einer hohen Terrorgefahr im Land gewarnt.
Die Spitzen der EU-Institutionen sicherten Frankreich ihre Solidarität zu. Ganz Europa sei solidarisch mit dem Land, schrieb EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen auf Twitter. "Ganz Europa ist bei euch", schrieb EU-Ratschef Charles Michel.
Auch Russlands Präsident Wladimir Putin brachte sein "tiefes Mitgefühl" zum Ausdruck. Italiens Regierung drückte Frankreich sein Beileid aus. "Wir sind vereint im Kampf gegen Terror und Hass", erklärte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez. Auch Papst Franziskus bekundete seine Nähe und sein Mitgefühl mit den Trauernden.
Erst vor zwei Wochen war ein Lehrer in einem Vorort von Paris enthauptet worden. Das Motiv des 18-jährigen Angreifers war den Ermittlern zufolge, dass Samuel Paty in einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte.
Das Verbrechen hatte im ganzen Land Entsetzen ausgelöst. Es waren Zehntausende auf die Straße gegangen, um sich solidarisch zu zeigen.
Macron hatte nach der Attacke gegen Paty die Meinungsfreiheit und die Veröffentlichung auch religionskritischer Karikaturen verteidigt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach daraufhin von einer "Lynchkampagne" gegen Muslime in Europa und rief zum Boykott französischer Waren auf.
Ende September hatte ein junger Mann vor den ehemaligen Redaktionsräumen des Satireblatts "Charlie Hebdo" zwei Menschen mit einem Messer verletzt. Das Magazin hatte zu Beginn des Prozesses rund um die brutale Terrorserie 2015, bei der auch zahlreiche Zeichner des Blattes ermordet wurden, erneut Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Auch hier gab der Angreifer die Karikaturen als Motiv an.
Nizza wurde bereits 2016 von einem Terroranschlag erschüttert, dabei starben 86 Menschen.
Weiterer Messerangriff bei französischem Konsulat in Saudi-Arabien
Es kam noch zu weiteren Vorfällen. Kurz nach dem Angriff in Nizza attackierte ein Mann beim französischen Konsulat in Saudi-Arabien einen Sicherheitsbeamten und verletzte ihn leicht. Der Täter sei festgenommen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Donnerstag.
Der Mann sei um die 40 Jahre alt und habe den Wächter mit einem "scharfen Werkzeug" angegriffen, sagte Polizeisprecher Mohammed al-Ghamdi demnach. Die genauen Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar.
Saudische Sicherheitskräfte hätten den Täter unmittelbar nach dem Angriff überwältigt. Die Botschaft verurteilte die Attacke scharf. Man habe das Vertrauen in saudische Behörden, die französische Gemeinde im Land zu schützen. Franzosen in Saudi-Arabien wurden zugleich zu "höchster Wachsamkeit" aufgerufen.
Mit Messer bewaffneter Mann in Lyon festgenommen
Ein weiterer mit einem Messer bewaffneter Mann wurde im Zentrum von Lyon festgenommen. Zeugen hatten zuvor die Polizei benachrichtigt, wie Polizeikreise mitteilten.
Der Mann sei den Sicherheitsdiensten bekannt, hieß es weiter. Niemand wurde verletzt. Es gab zunächst keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit der tödlichen Attacke in Nizza.
Die Zeitung "Le Parisien" berichtete außerdem von einer Festnahme in Sartrouville in der Nähe von Paris. Der Mann soll seinem Vater anvertraut haben, nach der Attacke in Nizza einen Anschlag verüben zu wollen, und habe ein Messer dabei gehabt, so die Zeitung weiter. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. (dpa/AFP/lh/kad/ank)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.