- In Trier haben rund 40 Menschen mehrere Polizisten vor einer Diskothek massiv angegriffen.
- Dabei wurden fünf Beamte verletzt.
- Bundesinnenministerin Nancy Faeser verurteilte den Vorfall als "rohe Gewalt".
Bei einem Einsatz gegen Dutzende Randalierer vor einer Disko in Trier sind Polizeibeamte zum Ziel massiver Angriffe geworden. Fünf Beamte wurden verletzt, wie das Polizeipräsidium der rheinland-pfälzischen Stadt am Freitag mitteilte. Auch die Politik zeigte sich erschüttert über den Vorfall: Bundesinnenministerin
Nach Polizeiangaben war um kurz nach Mitternacht zunächst ein Streifenwagen wegen Körperverletzung zu der Diskothek gerufen worden. Wegen der "aufgeheizten Stimmung und des hohen, teils alkoholisierten Besucheraufkommens am Einsatzort" seien weitere Streifenwagen hinzugerufen worden, hieß es in einer Erklärung.
Als die Polizei den Fall der Körperverletzung aufnehmen wollte, begannen einige Umstehende, die Beamten anzugreifen. Nahezu zeitgleich hätten sich Gäste aus der Disco und andere von draußen "zusammengerottet" und "schlagartig eine Anti-Position" gegen die Polizisten eingenommen, hieß es in der Mitteilung. Rund 40 Angreifer bewarfen die Beamten demnach mit Glasflaschen, Besen und Schaufeln. Ein Mann habe einen Einkaufswagen in Richtung der Beamten geschleudert. "Die Kollegen haben dort wirklich um ihr Leben gebangt", sagte der Trierer Polizeisprecher Uwe Konz. Entgegen einer ersten Mitteilung der Polizei seien Eisenstangen nicht benutzt worden.
"Lebensgefährliche Situation" für Polizei – Beamter gibt Warnschüsse ab
Aus der Gruppe heraus habe es dann einen gezielten körperlichen Angriff von einem Mann gegeben, der von weiteren Personen unterstützt worden sei. Als die Polizei zwei "Aggressoren" festgenommen habe, sei dies der Auslöser für die Gruppe gewesen, die Polizisten zu attackieren. Aus diesen Attacken sei eine "lebensgefährliche Situation" entstanden, erklärte die Polizei.
Einer der Beamten habe daher zwei Warnschüsse in die Luft abgegeben und die Lage damit beruhigt. Daraufhin sei ein Großteil der Angreifer weggelaufen. Die rund 40 Tatverdächtigen seien daher auch noch nicht ermittelt. Neben den Polizisten seien zwei oder drei weitere Personen aus der Gruppe durch Pfefferspray verletzt worden. Die verletzten Beamten wurden in Sicherheit gebracht und ambulant im Krankenhaus behandelt.
Ein 42-Jähriger und ein 21-Jähriger wurden in Gewahrsam genommen. Beide Festgenommenen seien aus Trier, sagte Polizeisprecher Konz. Die Polizei startete einen Zeugenaufruf und leitete Ermittlungen wegen Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruchs und versuchter Gefangenenbefreiung ein. Da die Angreifer noch nicht gestellt worden seien, könne man über Motive nur mutmaßen, erklärte Konz. Zu möglichen Gründen sagte er: "Sicherlich ist das Thema Alkohol eines. Dann ist es vielleicht sogar eine grundsätzliche Distanz zu staatlichen Institutionen, zur Polizei ganz konkret."
Faeser: Angriff "muss mit aller Härte verfolgt und geahndet werden"
Bundesinnenministerin Faeser zeigte sich erschüttert über den Vorfall. "Den massiven Gewaltausbruch gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte heute Nacht in Trier verurteile ich scharf", erklärte sie am Freitag. Sie wertete den Angriff als "rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss". Der Gewaltausbruch zeige, dass Polizeibeamte ihre Gesundheit und manchmal ihr Leben riskierten, um für Sicherheit zu sorgen.
Der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner erklärte für die Bundesregierung, dass die Gewalt gegen Polizeibeamte nicht zu akzeptieren sei. "Dass die staatliche Rechtsordnung konsequent durchgesetzt wird, schulden wir all denjenigen, die jeden Tag auf der Straße stehen, den Kopf hinhalten und sich Gefahren aussetzen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten."
Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) verurteilte die Angriffe ebenfalls. "Die Brutalität und Enthemmtheit der Attacken in Trier macht fassungslos und wütend", erklärte er am Freitag. Es sei davon auszugehen, dass sich die Täter grundlos zusammengefunden hätten. Dass dabei mutmaßlich eine Menge Alkohol im Spiel gewesen sei, sei weder eine Erklärung noch eine Rechtfertigung.
Ebling: "Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren"
"Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren", fügte er hinzu. Den verletzten Beamten wünschte Ebling eine rasche Genesung. Die drei Ampelfraktionen im rheinland-pfälzischen Landtag beantragten eine Sondersitzung des Innenausschusses zu dem Vorfall, die am Mittwoch (22. Februar) um 14:00 Uhr stattfinden soll.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die selbst in Trier lebt, schloss sich Ebling an. "Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an", erklärte sie am Freitag. Der "unfassbare Gewaltausbruch" werde für die Täter schwere Folgen haben. "Die ganze Polizeifamilie soll wissen, dass die Landesregierung an ihrer Seite steht und nicht ruhen wird, bis die Tat aufgeklärt ist", fügte Dreyer hinzu.
"Die für diesen verwerflichen Angriff verantwortlichen Täter müssen schnellstmöglich identifiziert und gefasst werden", ergänzte der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP).
Polizisten immer öfter Opfer von Gewalttaten
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Rheinland-Pfalz äußerte sich erschüttert über die hohe Gewaltbereitschaft. "Gruppenbezogene Gewalt ist kein Einzelphänomen, wir haben das zuletzt an Silvester erlebt, sehen es oft bei Fußballspielen und werden es auch wieder bei anderen Feierlichkeiten erleben müssen", sagte die stellvertretende GdP-Landeschefin Stefanie Loth in Mainz. Der Umgangston in der Gesellschaft werde "immer schlimmer". Polizei und Justiz bräuchten mehr Personal, um schnell und konsequent zu arbeiten.
Polizisten sind in der Vergangenheit immer öfter Opfer von Gewalttaten geworden. 2021 registrierte das Bundeskriminalamt 88.626 betroffene Polizistinnen und Polizisten – ein Anstieg um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aktuelle Zahlen aus dem Jahr 2022 lägen noch nicht vor, sagte eine Sprecherin des BKA am Freitag.
In der Neujahrsnacht etwa hatte es in mehreren deutschen Städten massive Angriffe auf Einsatz- und Rettungskräfte gegeben. Besonders schwere Attacken ereigneten sich in Berlin. (dpa/AFP/tas)
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde berichtet, dass Herbert Mertin der SPD angehöre. Richtig ist, dass er FDP-Politiker ist.
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