- Ein Somalier tötet in Würzburg drei Frauen am Freitagabend mit einem Messer.
- Mutige Passanten stellen sich dem 24-Jährigen in den Weg und verhindern so womöglich Schlimmeres.
- UPDATE vom 26. Juni, 16:20 Uhr: Am Samstag ergibt eine Pressekonferenz mehr Informationen zum Vorfall und den Opfern.
Nach der tödlichen Messerattacke in Würzburg rückt nun das Motiv des mutmaßlichen Täters in den Fokus. Auch in der Nacht zu Samstag war die Polizei eigenen Angaben zufolge mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort, um die Hintergründe und den Ablauf der Tat zu ermitteln.
Der 24-jährige Somalier tötete am späten Freitagnachmittag in der Innenstadt drei Menschen mit einem Messer und verletzte insgesamt sieben weitere zum Teil schwer.
Bei einer Pressekonferenz am Samstag hieß es von den Behörden, dass nur noch eine Person in Lebensgefahr schwebt. Zwei Verletzte wurden aus der Klinik entlassen, vier weitere sind ärztlich stabilisiert. Er hoffe und bete, dass diejenige, die in Lebensgefahr sei, wieder genesen könnte, sagte Bayerns Innenminister
Messerattacke in Würzburg: Täter soll laut Zeugenaussage "Allahu Akbar" gerufen haben
Das Motiv für die tödliche Messerattacke von Würzburg ist noch immer nicht vollends geklärt. Es müsse jetzt ermittelt werden, inwiefern die Psyche des 24 Jahre alten Somaliers eine Rolle gespielt habe und inwiefern islamistische Einstellungen zur Tat beigetragen hätten, sagte Hermann am Samstag bei einer Pressekonferenz in Würzburg. Laut Aussagen des Kaufhausdetektivs rief der Täter bei der Tat "Allahu Akbar" (deutsch: Gott ist groß), sagte die Polizei am Samstag. Die Ermittler gingen weiter davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt.
Nach Gesprächen mit dem 24-Jährigen könne er bisher kein islamistisches Motiv erkennen, sagte sein Pflichtverteidiger Hanjo Schrepfer: "Offiziell hat er sich noch nicht zur Sache eingelassen." Aus Sicherheitskreisen hieß es am Samstag, der junge Mann habe bei seiner Vernehmung eine Äußerung gemacht, die auf religiösen Fanatismus schließen lasse. Hinweise auf Kontakte zu militanten Salafisten gibt es dem Vernehmen nach bisher jedoch nicht.
Ermittler haben im Obdachlosenheim, in dem der mutmaßliche Messerangreifer von Würzburg zuletzt lebte, Hassbotschaften gefunden. Das sagte der Leitende Kriminaldirektor
Messerattacke in Würzburg: Drei Frauen sind tot
Unterfrankens Polizeipräsident Gerhard Kallert bestätigte am Samstag, dass drei Frauen getötet wurden. Sie waren zwischen 25 und 85 Jahre alt. Auch die Verletzten waren überwiegend Frauen - ein 11-jähriger Junge wurde ebenfalls attackiert. Die Frauen habe er offenbar wahllos ausgesucht. "Ich habe Verletzte gesehen, ich habe Tote gesehen", sagte Kallert. Er bedankte sich unter anderem bei Bürgern, die durch das Verbrechen in eine Extremsituation geraten seien und mitgeholfen hätten, den Täter in eine Gasse zu treiben.
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Die Polizei hatte den mutmaßlichen Täter mit einem gezielten Schuss gestoppt, nachdem Passanten ihnen den Weg gezeigt hatten. Der Mann, der seit 2015 in Würzburg lebt, kam mit einem Oberschenkeldurchschuss in ein Krankenhaus.
Das bayerische Landeskriminalamt übernimmt in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zu den Hintergründen der Messerattacke von Würzburg. Das kündigte Kühnert am Samstag bei der Pressekonferenz in Würzburg an.
Gegen den Mann sei inzwischen Haftbefehl wegen Mordes in drei Fällen sowie versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in sechs Fällen und vorsätzlicher Körperverletzung in einem weiteren Fall ergangen. Er sei in eine Justizvollzugsanstalt gebracht worden, sagte der leitende Oberstaatsanwaltschaft Frank Gosselke.
Dank von Söder und Laschet an couragierte Bürger
In der Mainstadt herrschte am Freitagabend Entsetzen. Menschen stellten in der Nähe des Tatorts brennende Kerzen in Gedenken an die Opfer auf.
In den Blickpunkt gerieten auch die couragierten Bürger, die sich dem Angreifer in den Weg stellten. Dank kam unter anderem von vielen Politikern, die offensichtlich die kurzen Videoclips in sozialen Netzwerken gesehen hatten, in den Passanten den Somalier attackieren.
"Ein großer Dank und Respekt für das beherzte Eingreifen vieler Bürger, die sich dem mutmaßlichen Angreifer entschlossen entgegenstellten", schrieb Bayerns Ministerpräsident
CDU-Chef Armin Laschet schrieb auf Twitter, er fühle besonders mit den Familien der Toten mit und hoffe auf eine baldige Genesung der Verletzten. "Mein großer Respekt gilt den mutigen Bürgern, die schnell eingeschritten sind."
Dank kam auch von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger oder dem FDP-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Martin Hagen, der twitterte: "Großen Respekt an die couragierten Bürger, die sich dem Täter in den Weg gestellt und verhindert haben, dass noch mehr Menschen zu Schaden kommen."
Lindner und Baerbock gedenken den Opfern
FDP-Chef Christian Linder und die Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock von den Grünen gedachten zudem der Opfer und ihrer Angehörigen. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans bezeichnete die Tat auf Twitter als sinnlos und abscheulich. Den Opfern und ihren Angehörigen gelte sein tiefes Mitgefühl.
Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) zeigte sich ebenfalls sehr betroffen über das "schreckliche Verbrechen". Er finde es unglaublich, dass viele Menschen so engagiert gehandelt und ihr eigenes Leben gefährdet hätten.
Mann ging mit einem Besen auf den Angreifer los
Der Verdächtige war laut Polizei in den vergangenen Monaten bereits gewalttätig gewesen und psychisch aufgefallen. Erst vor einigen Tagen sei er wohl in eine psychiatrische Behandlung eingewiesen worden, sagte Herrmann. Nach Polizeiangaben lebte der Mann zuletzt in einer Obdachlosenunterkunft.
Am Freitagnachmittag filmten Passanten den Mann noch vor seiner Festnahme in Würzburg. In den im Internet verbreiteten Clips war zu sehen, wie mehrere Menschen versuchen, den Angreifer zu überwältigen. Ein Mann ging mit einem Besen auf den 24-Jährigen los, andere waren mit Stühlen in der Hand zu sehen.
Die Tat erinnert an einen islamistischen Anschlag vor knapp fünf Jahren in Würzburg. Am 18. Juli 2016 waren in einem Zug vier Menschen schwer verletzt worden.
Ein 17-jähriger afghanischer Flüchtling hatte mit einer Axt und einem Messer in einem Regionalzug auf dem Weg nach Würzburg die Reisenden angegriffen. Anschließend flüchtete er zu Fuß, attackierte eine Spaziergängerin und wurde schließlich von Polizisten erschossen. (dpa/sap/msc)
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