Liebesnachrichten und Streitereien: Die Beziehung von Reeva Steenkamp und Oscar Pistorius hatte trotz ihrer kurzen Dauer viele Höhen und Tiefen. Vor Gericht gab der beinamputierte Sportstar einen Einblick in das Leben mit seiner Freundin, die er am Valentinstag 2013 erschossen hat.
War es Mord oder ein Unfall? Diese Frage versucht das südafrikanische Gericht im Prozess gegen
Der Leichtathlet wurde vor allem durch die Olympischen Spiele 2012 in London weltberühmt. Er war der erste beidseitig amputierte Olympia-Teilnehmer und machte Karriere als "fastest man on no legs". Bei den anschließenden Paralympischen Spielen holte er sechs Medaillen, erwies sich aber auch als schlechter Verlierer. Als er auf seiner Paradisziplin über 200 Meter nur als Zweiter ins Ziel kam, unterstellte er dem Sieger Alan Oliveira mit seinen längeren Prothesen einen Vorteil.
Pistorius' Anwalt: Beziehung war liebevoll
Der ehrgeizige "Blade Runner" und das damals 29 Jahre alte Model Steenkamp lernten sich im November 2012 kennen - nur wenige Monate vor Steenkamps Tod. Bei einer Auto-Verkaufsveranstaltung hätten sie sich bis tief in die Nacht unterhalten, erzählt Pistorius im Zeugenstand. In den folgenden Tagen telefonierten sie viel miteinander, die Beziehung wurde immer enger.
Pistorius' Anwalt Barry Roux stellte die Beziehung der beiden vor Gericht als liebevoll dar. Das würden der Großteil der Nachrichten zwischen den beiden belegen, in denen viele Kosenamen und Küsse ausgetauscht werden. In den Medien gelten sie bald als Glamour-Paar, werden schon als die "südafrikanischen Beckhams" gefeiert.
"Ich war sehr verliebt in sie, ich war vernarrt in sie, aber ich glaube, ich stand mehr auf sie als sie auf mich", sagt Pistorius. Die beiden hätten viel gemeinsam gehabt, wie das Interesse an Motorrädern. Steenkamp sei sehr gläubig gewesen und habe immer für ihn gebetet. Auch der Sprinter bezeichnet sich selbst als gottesfürchtig. Obwohl sie noch nicht lange ein Paar waren, schmiedeten sie bereits Zukunftspläne.
Hatte Reeva Steenkamp Angst vor Pistorius?
Doch in der jungen Beziehung gab es auch viel Streit. Der Athlet räumt ein, eifersüchtig und unsicher gewesen zu sein. Ein Technikexperte der Polizei hatte vor Gericht Nachrichten öffentlich gemacht, in denen Steenkamp äußert, manchmal Angst vor Pistorius zu haben. Während sie alles tue, um ihn glücklich zu machen, reagiere er oft unwillig, hatte sie am 27. Januar geschrieben. Sie sei deshalb sehr unglücklich.
Der 27-jährige Pistorius erklärt es vor Gericht damit, dass er sich zurückgesetzt fühlte, weil ihm die Juristin und Moderatorin einen Freund nicht vorgestellt hatte. Er habe deswegen einen Nachmittag lang nicht mit ihr gesprochen. Es scheint, dass Pistorius unbeherrscht sein kann und auch mal "überreagiert", wie er zugibt. Wenig später beschimpfte er seine Freundin in der Öffentlichkeit, weil er unbedingt nach Hause wollte. Eine Belastung für die Beziehung sei auch gewesen, dass seine Ex-Freundin in den Medien schlecht über das Paar gesprochen habe.
In Südafrika wird der Prozess gegen Pistorius mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, auch weil er großen gesellschaftlichen Zündstoff birgt: Gewalt gegen Frauen ist in dem Land trauriger Alltag. In einer 2009 veröffentlichten Studie des südafrikanischen Medical Research Council erklärten 40 Prozent der teilnehmenden Männer, schon einmal eine Frau geschlagen zu haben. Jeder Vierte hatte schon eine Frau vergewaltigt.
Viele Aktivisten sehen Pistorius' Fall daher als Bestätigung. Der Sportler erfüllt alle Klischees des südafrikanischen Macho-Typs: Er ist vernarrt in Waffen, die sich bereits versehentlich im Restaurant lösten, während er damit herumspielte. Er liebt schnelle Autos und das Risiko.
Doch was in der Nacht des 14. Februar wirklich geschah, ob er seine Freundin Reeva vorsätzlich oder versehentlich getötet hat, weiß nur Pistorius. "Der Verlust von Reeva und das ganze Trauma von diesem Tag, werde ich für den Rest meines Lebens mit mir herumtragen", schreibt er auf seiner Homepage. (com)
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