Der Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum hat München ins Mark getroffen. Viele Menschen haben emotional immer noch mit den Erinnerungen an den vergangenen Freitag zu kämpfen. Eine Fußballmannschaft geht ihren ganz eigenen Weg der Verarbeitung - und bringt München damit das Lächeln zurück.
Markus Klausmann saß am vergangenen Freitag nach dem Amoklauf am OEZ in München am Fenster seiner Wohnung im Stadtzentrum. "Ich war paralysiert vom Freitagabend. Alles war total gespenstisch", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Vom gleichen Fenster aus startete Klausmann dann nur einen Tag später einen Versuch, um die schlimmen Erinnerungen zu verarbeiten. Zusammen mit seinen Kumpels von der Fußball-Amateurmannschaft "BlackRebelMotorSoccerClub" wollte er den Münchnern das Lächeln zurückgeben.
Doch wie sollte das nach der schlimmen Tat von David S. gelingen? Die Hobby-Kicker wurden kreativ und bastelten aus einem Blumenkübel und einer Tennisschlägersaite eine Art Flaschenzug. Mit diesem seilten sie Bierflaschen aus Klausmanns Wohnung im ersten Stock nach unten und verschenkten sie an Passanten. Einzige Bedingung war ein Lächeln.
Einige Menschen reagierten zunächst zurückhaltend. Klausmann schildert die ersten Bedenken der Passanten so: "Nachdem sie verstanden haben, dass das keine Promo-Aktion irgendeiner Brauerei ist, haben sich die Leute sehr gefreut. Es war ein schöner Kontrast zu Freitagabend."
Unter den Hashtags #munichsmileagain und #openwindow verbreitete sich in der Folge Lob für die Bemühungen bei Facebook, Twitter und Instagram. "Auch vor Ort war das Feedback eigentlich durchweg positiv. Niemand hat pikiert reagiert. Alle haben gelächelt und das war unser Ziel", so Klausmann weiter.
Der Anlass für die Aktion war ein tragischer: "Einer meiner Teamkameraden hat bei dem Amoklauf einen ehemaligen Mitspieler verloren", so Klausmann. "In der Nacht auf Samstag saß ich lange mit ihm zusammen, weil er über diesen Verlust reden wollte. Wir haben uns gefragt, wie man am besten mit so einer schlimmen Situation umgehen sollte. Wir waren uns einig: Lass uns etwas Gutes tun."
Inspiration für Klausmann und seine Mannschaft lieferte zudem der große Erfolg des Hashtags #offenetür, über den bereits am Freitagabend Privatpersonen ihre Wohnungen für Schutzsuchende zur Verfügung stellen konnten: "Wir haben da natürlich auch mitgemacht und es war toll zu sehen, wie diese schöne Geschichte spontan aus solch einem Horrorszenario entstehen konnte."
Nach dem großen Erfolg und der positiven Resonanz auf die Freibier-Aktion will sich der "BlackRebelMotorSoccerClub" laut Klausmann auch weiterhin engagieren: "Wir überlegen aktuell, wie wir noch mehr soziale Verantwortung übernehmen können."
Ein Teil der Überlegungen sind Spiele gegen Teams aus Flüchtlingsheimen. "Da wir eine Hobby-Fußballmannschaft sind, denken wir, dass wir so unseren Beitrag leisten können um hoffentlich vielen Menschen ihre aktuellen Ängste nehmen können."
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