- Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen befürchtet, dass das Haltbarkeitsdatum zahlreicher Impfstoffdosen in Österreich überschritten wird und die Vakzine verfallen.
- Das österreichische Gesundheitsministerium bestreitet, dass es sich um Millionen von Impfdosen handelt. Es räumt aber ein Problem mit nicht verwendeten Impfstoffen von Astrazeneca ein.
- In Deutschland wird derzeit offenbar so viel geimpft, dass ein Verfall unwahrscheinlich ist.
In Österreich könnte eine große Menge ungenutzter Impfstoffe verfallen. Das berichtet die österreichische Nachrichtenagentur APA. Sie beruft sich dabei auf Berechnungen der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.
Demzufolge liegen in Österreich derzeit 10,2 Millionen Impfdosen auf Lager, die nur noch bis Ende März 2022 haltbar sind. Selbst wenn es im ersten Quartal eine große Menge an Kinder- sowie Booster-Impfungen gäbe, würden diese Dosen nicht komplett aufgebraucht. So sieht es zumindest Ärzte ohne Grenzen. "Das ist so ein dramatischer Überschuss, dass ganz klar wird, dass dringender Handlungsbedarf besteht", zitierte die APA den Experten Marcus Bachmann.
Noch 280.000 Dosen von Astrazeneca auf Lager
Das österreichische Gesundheitsministerium wies die Berechnungen auf Anfrage der APA zurück. Dass Millionen von Impfdosen verfallen könnten, entspreche nicht den Tatsachen. Allerdings räumte das Ministerium ein, dass es ein Problem mit dem Impfstoff des Herstellers Astrazeneca gibt.
In Österreich wie in Deutschland wird dieses Vakzin derzeit praktisch nicht mehr verimpft. Österreich hat demnach aber noch 280.000 Dosen auf Lager, für die es auch im Ausland keinen Abnehmer mehr findet.
Probleme bei Weitergabe an andere Staaten
Normalerweise gilt die Regel, dass Staaten ungenutzte Impfstoffe an andere Länder weitergeben. Das geschieht über die internationale Impfinitiative Covavax.
Experte Marcus Bachmann sagte der APA aber, dass es dabei in der Praxis zu Schwierigkeiten kommt: Die Hersteller haben demnach ein Vetorecht – und vor allem die amerikanische Firma Moderna sei dabei sehr strikt. Bachmann befürchtet daher, dass auch Hunderttausende Moderna-Dosen in Österreich ungenutzt bleiben.
Bundesgesundheitsministerium sieht kein Risiko in Deutschland
In Deutschland sieht die Situation nach Auskunft des Bundesgesundheitsministeriums etwas anders aus. Der damalige Minister Jens Spahn hatte im November zwar ebenfalls vor einem Verfall von Moderna-Dosen gewarnt. Damals war die Nachfrage nach dem Projekt von Biontech und Pfizer deutlich größer. Spahn sprach daher davon, dass man Biontech-Dosen möglicherweise "rationieren" müsse, um den Moderna-Vorrat nicht verfallen zu lassen – eine Wortwahl, die ihm viel Kritik eingebracht hatte.
Inzwischen hat sich die Situation aber offenbar verändert. Moderna ist derzeit der am häufigsten verwendete Impfstoff. Das sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Mittwoch in der Bundespressekonferenz. "In Deutschland besteht aufgrund der derzeitigen Hochphase der Impfkampagne kein Risiko, dass COVID-19-Impfstoffdosen im zentralen Lager des Bundes verfallen", teilt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums auf Anfrage unserer Redaktion mit. Der Bund gebe verfügbare Impfdosen unmittelbar in die Versorgung.
Dem Ministerium zufolge besteht auch kein Problem mit ungenutzten Impfstoffen von Astrazeneca: "Die zuletzt verfügbare Charge war bis Ende November 2021 haltbar und wurde im Wesentlichen in der Versorgung verbraucht." Gelagert wird derzeit noch der Impfstoff des Herstellers Johnson&Johnson. Dieser ist dem Ministerium zufolge aber noch bis Mitte 2023 haltbar. (fab)
Verwendete Quellen:
- Austria Presse Agentur (APA)
- Bundesgesundheitsministerium, Pressestelle
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