Der jüdische Pianist Igor Levit hat sich entsetzt über Antisemitismus und eine mangelnde Solidarität des Kulturbetriebs und der Zivilbevölkerung gezeigt.

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"Die jetzt fehlende Empathie hat bei mir dazu geführt, dass ich mein Grundvertrauen in das, was Gesellschaft in Deutschland ist, verloren habe", sagte der 36-Jährige der Wochenzeitung "Die Zeit" laut Mitteilung vom Mittwoch.

Der Hass auf Juden sei nicht nur eine Bedrohung für ihn selbst, sondern für die "Existenzgrundlage dieser Bundesrepublik". Enttäuscht zeigte sich Levit in der "Zeit" über die seiner Meinung nach vorhandene Indifferenz vieler politisch linker Stimmen angesichts des jüdischen Leids. "Das Verhalten vieler, die sich sonst immer gegen dehumanisation hinstellen und jetzt durch Schweigen dehumanisation der Juden betreiben – dieses erkaltete Verhalten schockiert mich", sagte er.

Levit ging dabei deutlich auf Distanz zu dem Milieu, dem er sich bislang selbst zugehörig fühlte. "Ich habe immer darauf vertraut, dass meine politischen Verbündeten, die von universeller Menschlichkeit sprechen, die immer ihre Stimme gegen Rassismus oder Frauenfeindlichkeit erhoben haben, auch für Juden einstehen", sagte der Künstler.

"Jetzt, wo ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Judenhassexplosion erlebe, merke ich, oh, warte mal, Antisemitismus ist offensichtlich für einige von euch doch nicht so schlimm, Freunde."  © AFP

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