Piraten sind eine große Gefahr für Seeleute: Seit Jahren treiben sie vor verschiedenen Küsten der Welt ihr Unwesen. Sie sind gut organisiert, schwer bewaffnet und rücksichtslos.
Am Samstagvormittag sind sechs der 18 Seeleute des Hamburger Schiffs "Demeter" von nigerianischen Piraten entführt worden. Von den Matrosen fehlt bislang jede Spur. Im Golf von Guinea ist das kein Einzelfall mehr.
Die Küste vor Nigeria hat sich zum Piraten-Hotspot entwickelt, wie aus dem Piraterie-Jahresbericht 2016 des International Maritime Bureau (IMB) hervorgeht.
Die Institution mit dem Sitz in London ist erster Ansprechpartner, wann immer Schiffe Piratenangriffe melden. Sie koordiniert dann das weitere Vorgehen. Insgesamt 191 Vorfälle sind 2016 weltweit gemeldet worden.
Im Vergleich zum Jahr 2012 mit 297 Vorfällen ist die Zahl der Angriffe zwar stark zurückgegangen, doch die neuen Seeräuber-Zentren bereiten den Experten Sorgen.
Doppelt so viele Angriffe vor Nigeria
Der Golf von Guinea grenzt an Nigeria, das mit über 180 Millionen Einwohnern mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas.
Seit Jahren ist Piraterie in dieser Region ein Problem - der jüngste Vorfall mit der Hamburger "Demeter" ist nur ein Beispiel von vielen.
Die Taktik ist laut Bundesnachrichtendienst häufig ähnlich: massiv bewaffnete Piraten nähern sich mit kleinen wendigen Schnellboten und entern dann das Schiff.
Die Piraten im Golf von Guinea gelten als besonders gewaltbereit und rücksichtslos. Im Vergleich zum Jahr 2015 hat sich die Zahl der gemeldeten Vorfälle von 14 auf 36 mehr als verdoppelt.
Die Piraten im Urlaubsparadies
Wer denkt, dass sich die Mehrheit der Piraten um die Küsten Afrikas tummeln, der irrt. Denn die meisten Piraten treiben vor der Küste Indonesiens ihr Unwesen, obwohl die Zahl der gemeldeten Vorfälle von 108 im Jahr 2015 auf 49 im Jahr 2016 zurückgegangen ist.
Fasst man allerdings alle Vorfälle von 2012 bis 2016 zusammen, kommt das Land in Südostasien auf 444 Vorfälle. Das entspricht 35 Prozent der weltweiten Piraterie.
Auch die Piraten in Indonesien sind bewaffnet, gelten allerdings als weniger aggressiv als afrikanische Seeräuber.
Ihre Strategie ist es laut IMB, Schiffe während der Nacht zu entern, um sie dann zu bestehlen. Von Alarmanlagen ließen sie sich allerdings leicht abschrecken.
Was wurde aus den Piraten vor Somalia?
Im Jahr 2012 meldeten vier deutsche Schiffe vor den Küsten Somalias Piratenangriffe. In den Jahren danach musste kein deutsches Schiff mehr Alarm schlagen.
Mit einer bewaffneten EU-Mission mit Bundeswehrschiffen als Eskorte für Frachter wollte man Ruhe ins Rote Meer, den Golf von Aden und den Golf von Oman bringen. Kurzfristig scheint das gelungen zu sein.
Langfristig warnt das IMB allerdings wieder vor somalischen Piraten. Diese seien mit russischen RPG-Raketenwerfern und Maschinengewehren ausgestattet und verfügten auch über Enterhaken-Abschussvorrichtungen.
Welche Schiffe sind betroffen?
Die Nationen, deren Schiffe am häufigsten von Piraten angegriffen werden, sind im Jahr 2016 Panama (46), die Marshall Islands (36), Singapur (21) und Liberia (17).
Weltweit lässt sich beobachten, dass vor allem die Geiselnahmen immer mehr zunehmen. Alleine 2016 sind 151-Crew Mitglieder als Geiseln festgehalten worden. Mehr als 60 verschleppten die Piraten sogar auf andere Schiffe.
Teilweise sind sie bis heute noch nicht freigelassen worden.
Auf zwölf Schiffe schossen die Seeräuber, sieben entführten sie. Die entführten Schiffe waren meist Öltanker, deren Ladung dann auf kleinere Schiffe verteilt und anschließend auf dem Schwarzmarkt verkauft wurde.
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