• Der bayerische Kabarettist Helmut Schleich hat sich in seiner Sendung "SchleichFernsehen" das Gesicht schwarz angemalt und damit das mittlerweile verpönte sogenannte Blackfacing genutzt.
  • Es sollte eine Parodie auf Franz Josef Strauß sein.
  • Stattdessen sieht sich der Bayerische Rundfunk nun mit Rassismusvorwürfen konfrontiert.
  • UPDATE vom 3. April, 8:31 Uhr: Der BR hat sich nun zu den Rassismusvorwürfen geäußert und den satirischen Beitrag verteidigt.

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Der Kabarettist Helmut Schleich spricht in dem Sketch, der am Donnerstagabend im Bayerischen Rundfunk (BR) ausgestrahlt worden ist, zunächst über den aktuellen Zustand bei CDU und CSU (etwa die Maskendeals).

Dann kommt Maxwell Strauß ins Spiel. Die erfundene Figur soll der uneheliche Sohn von Franz Josef Strauß sein und mittlerweile Diktator in Afrika. Und dieser schlussfolgert, dass "nur ein echter schwarzer Kanzlsoerkandidat" der Union noch helfen könne - womit er darauf anspielt, dass konservative Politiker als schwarz bezeichnet werden.

"Blackfacing" in Schleich-Sketch: "Ich bin etwas fassungslos"

"Ein Land kann heute nicht mehr von alten weißen Männern regiert werden", spricht Schleich in der Rolle des Maxwell Strauß weiter und bietet der Union an, ihr zu helfen. Sein Vater habe ihm immer gesagt, ein Land könne nur von jemandem mit "schwarzer Seele" geführt werden, so wie dieser sie auch gehabt habe. Franz Josef Strauß' Gesicht hingegen sei weiß gewesen und deswegen sei er nie Kanzler geworden. Er hingegen, der uneheliche Sohn, wäre der erste wirklich schwarze Kanzler der Bundesrepublik. Das Land hätte dann nicht nur einen "Shutdown", sondern auch ein "Shut up" für die Opposition, also ein "Klappe halten".

Die Reaktionen auf den Sketch ließen in den sozialen Medien nicht lange auf sich warten. "Das ist BR-Fernsehen 2021. Ich bin etwas fassungslos", schreibt etwa der Journalist Malcolm Ohanwe, der für seinen Tweet viel Unterstützung bekommt. Am Freitagnachmittag (16 Uhr) trendete der Begriff "Blackfacing" bereits bei Twitter.

"Es ist sehr verstörend zu sehen, wieviele es als Satire verteidigen", ist dort etwa zu lesen. Oder auch: "Rassismus ist keine Satire und wird es auch niemals sein."

"Blackfacing" wird es genannt, wenn sich weiße Schauspieler ihre Gesichter schwarz anmalen und in die Rolle von Schwarzen schlüpfen. Das hat einen rassistischen Ursprung, weil das im 18. und 19. Jahrhundert auf Bühnen angewandt worden ist, um sich über Schwarze lustig zu machen.

BR verteidigt den satirischen Beitrag

Der Bayerische Rundfunk hat den satirischen Beitrag verteidigt. Eine Sprecherin des BR teilte mit, die Diskussionen zum Thema Blackfacing und der damit verbundenen Problematik seien der Redaktion bewusst gewesen und im Vorfeld der Sendung intensiv mit Helmut Schleich diskutiert worden. "In einem Satireformat muss dem Künstler aber auch ein bestimmter Freiraum für satirische Überhöhungen zugebilligt werden. Die künstlerische Freiheit ist ein hohes Gut, lotet aber manchmal auch Grenzen aus."

Weiter teilte der BR mit: Die Kunstfigur Maxwell Strauß sei ausdrücklich eine Karikatur von Franz Josef Strauß und sei als solche nicht losgelöst vom Text zu beurteilen: Inhalt des Beitrages sei das autoritäre Machtverständnis der Kunstfigur Maxwell Strauß.

Auf seiner Homepage schreibt der BR zur Sendung, Schleich scheue "auch vor den aberwitzigsten Kostümierungen nicht zurück". Laut BR sagte Schleich zu dem Beitrag, als Kabarettist sei es seine Aufgabe, Dinge überspitzt darzustellen. "Gerade durch einen erfundenen Sohn Maxwell Strauß zeige ich den Import neokolonialer Strukturen aus dem globalen Norden nach Afrika auf."

Erst kürzlich war die WDR-Sendung "Die letzte Instanz" wegen Äußerungen der Moderatorin Janine Kunze in der Kritik gestanden. Derselbe Sender hatte außerdem bei einer Karnevalssendung, in der ebenfalls das "Blackfacing" genutzt worden war, nach Rassismusvorwürfen den entsprechenden Ausschnitt mit einer Hinweistafel überdeckt. (mit dpa)

Der Artikel wurde erstmals am 2. April um 17:05 Uhr veröffentlicht.




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