Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter im Berliner Westen fallen plötzlich Schüsse. Die Räuber können entkommen – am helllichten Tag. Die bewaffneten Täter sind flüchtig.
Von einem "eiskalten" Vorgehen sprach die Polizei. Drei maskierte und zum Teil bewaffnete Männer haben in Berlin-Charlottenburg einen Geldtransporter und eine Bank überfallen. Die Täter feuerten dabei am Mittwochvormittag mindestens zwei Schüsse auf den Transporter in der Kantstraße ab, wie Polizeisprecher Florian Nath vor Ort sagte.
Die Täter entkamen mit geraubten Geldkassetten in einem Fluchtwagen, den sie kurz darauf wechselten. Verletzte gab es bei dem Überfall nicht. Eine Angestellte der Bank stand unter Schock und musste behandelt werden. Ein Video im Internet zeigte einen Teil des Überfalls.
Einschussloch auf Kopfhöhe
Der Raubüberfall ereignete sich gegen 10:45 Uhr. Die maskierten Männer fuhren mit ihrem Auto vor der Bank vor und passten den weißen Transporter ab, offenbar gerade als das Geld ausgeladen wurde. Sie waren dann auch in der Bank drin. Die Bank-Angestellten lösten laut Polizei sofort einen Alarm aus.
Später waren in der Beifahrertür des Transporters und in der Scheibe der Tür auf Kopfhöhe zwei Einschusslöcher zu sehen. Polizeisprecher Nath sprach von "eiskalten Tätern" und betonte mit Blick auf das Vorgehen mit mehreren Schüssen: "Das ist schon sehr gefährlich." Der genaue Ablauf des Überfalls mit dem Raub des Geldes stand zunächst noch nicht fest. Ein Verkäufer in einem nahe gelegenen Kiosk sagte, er habe mehrere Schüsse gehört.
Die Räuber flohen nach dem Überfall mit mindestens einer Waffe und ihrer Beute in ihrem schwarzen Mercedes mit hoher Geschwindigkeit Richtung Bahnhof Zoo, wie die Polizei mitteilte.
Zeuge filmt Ablauf der Flucht
Ein Video, das ein Zeuge von der gegenüberliegenden Straßenseite filmte und ins Internet stellte, zeigt die Abfahrt der Täter. Drei Männer, zwei in schwarzen und einer in einer hellgrauen Jacke, mit Sturmhauben über dem Kopf schieben den stehenden Geldtransporter zurück, springen in ein dunkles Auto und rasen durch den Verkehr davon.
Wie viele Kassetten mit Geld sie mitnahmen und welchen Wert die Beute hatte, war noch unbekannt. Man stehe noch ganz am Anfang der Ermittlungen, sagte Nath. Zeugen hätten beobachtet, dass Männer das Fluchtfahrzeug gewechselt hätten und von einem schwarzen Mercedes auf einen silbernen 3er-BMW umgestiegen seien.
Die Polizei leitete sofort nach dem Überfall eine Fahndung ein, suchte das gesamte Umfeld ab und befragte Zeugen.
Polizei prüft Anfangsverdacht des versuchten Mordes
Der Fahrer und Beifahrer des gepanzerten Geldtransporters saßen nach dem Überfall noch in ihrem verschlossenen Wagen. Nach einigen Stunden kamen zwei weitere Geldtransporter an, offenbar sollte Geld umgeladen werden.
Zwei Zeugensammelstellen und ein Hinweisportal im Internet wurden eingerichtet. Außerdem bat die Kripo darum, aufgenommene Videos von der Tat möglichst schnell an die Polizei zu schicken.
50 Polizisten waren im Einsatz. Kriminaltechniker untersuchten den Tatort. Mit einer Drohne filmte die Polizei den Bereich. Ermittelt wird nun wegen schweren Raubes. Zudem werde der Anfangsverdacht des versuchten Mordes geprüft.
Überfälle auf Geldtransporter keine Seltenheit
In den vergangenen Jahren gab es immer mal wieder Überfälle auf Geldtransporter in Berlin. 2021 erbeuteten fünf als Müllmänner verkleidete Männer aus dem Clan-Milieu knapp 650.000 Euro am Ku'damm. Ein 31-jähriger Mann wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Die anderen Täter wurden nicht gefasst.
2018 hatten mit Maschinenpistolen bewaffnete Räuber nahe dem Alexanderplatz einen Geldtransporter überfallen. 2014 traf es einen Transporter nahe dem Apple-Store am Ku'damm. (dpa/bearbeitet von lag)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.