Nach dem Untergang des Tankers "Sanchi" im Ostchinesischen Meer breiten sich mehrere Leichtölteppiche aus. Experten warnen nun vor einer der schlimmsten Naturkatastrophen aller Zeiten.
Zwei Ölteppiche, einer 15 Kilometer und der andere 18 Kilometer lang, sind der Nähe der Untergangsstelle entdeckt worden, wie Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag unter Berufung auf die Meeresverwaltung des Landes berichtete.
Schiffe und ein Flugzeug seien vor Ort im Einsatz, um die Entwicklung zu beobachten.
Dramatischer als zunächst gedacht
Zunächst hatte es noch geheißen, die Folgen für die Umwelt blieben überschaubar. Diese Meinung wurde nun von Experten auf dramatische Weise revidiert.
Bereits am Vortrag hatte der Umweltschutzverband WWF wegen des gesunkenen iranischen Öltankers vor schlimmen Folgen für die Natur gewarnt.
"Vor unseren Augen entfaltet sich eine Umweltkatastrophe", sagte Stephan Lutter, Meeresschutzexperte des WWF Deutschland, laut einer Mitteilung. "Es beginnt nun ein Wettlauf mit der Zeit."
Nach Angaben der Umweltschützer hatte das Schiff 136.000 Tonnen Ölkondensat geladen und 1.000 Tonnen giftiges Schweröl als Treibstoff an Bord.
Richard Steiner, Experte für Ölkatastrophen, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass bislang kein vergleichbarer Fall bekannt sein, bei dem eine dermaßen große Menge des giftigen Kondensats in die Umwelt gelangt sei.
So schlimm wie "Exxon Valdez" 1989
Seiner Meinung nach könnte die Umweltkatastrophe eine historische Dimension erreichen, die mit der folgenschweren Havarie des Tankers "Exxon Valdez" 1989 vor der Küste Alaskas vergleichbar wäre.
Das Unglück, bei dem 37.000 Tonnen Rohöl vor der sensiblen Küste Alaskas ins Meer gelaufen waren, gilt bis heute als verheerendste Umweltkatastrophe der Seefahrt. 2.000 Kilometer Küste wurden damals verseucht. Hunderttausende Tiere waren qualvoll verendet.
Gegenwärtig seien die Meeresströmungen an der Schwelle zwischen Gelbem und Ostchinesischem Meer komplex, sodass kaum vorherzusagen sei, wohin der Ölteppich driften werde, so der WWF.
Der iranische Tanker war vor etwa einer Woche rund 300 Kilometer östlich von der Hafenstadt Shanghai entfernt mit einem chinesischen Getreidefrachter kollidiert.
Am Sonntag sank der Tanker. An Bord waren 30 Seeleute aus dem Iran und zwei aus Bangladesch, für die es laut iranischem Transportministerium keine Hoffnung mehr gibt.
Kondensat "giftig für Meeressäuger, Fische, Schildkröten und Seevögel"
"Das Kondensat, das aus dem gesunkenen Tanker austritt, ist giftig für Meeressäuger, Fische, Schildkröten und Seevögel", sagte WWF-Experte Lutter.
"Das Gelbe Meer gehört zu den produktivsten marinen Ökosystemen, es hat reiche Fischgründe und ist eine wichtige Drehscheibe für Zugvögel. Auch Seekühe, Schweinswale und Meeresschildkröten sind hier heimisch."
Das Unglück führe auf dramatische Weise vor Augen, "welche Risiken mit fossilen Brennstoffen verbunden sind".
Da die Auswirkungen des Tankerunglücks vor China nicht wissenschaftlich untersucht würden, vermutet Lutter, dass die Folgen für die Umwelt vertuscht werden könnten.
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