Muhlis Ari – auch bekannt als "Mehmet" – zeigt sich reumütig. Der in Deutschland verurteilte Intensivtäter, der sich derzeit in der Türkei aufhält, will wieder zurück nach München und dort seine Strafe verbüßen. Ist Reue wirklich das Hauptmotiv des 30-Jährigen?
Der als "Mehmet" bekannt gewordene und verurteilte Intensivtäter Muhlis Ari will offenbar nach München zurück. Das bestätigte sein Anwalt Burkhard Benecken unserem Portal. "Ein entsprechender Antrag ist bereits dem Kreisverwaltungsamt München (KRV) zugestellt worden."
Flucht in die Türkei
"Mehmet" hatte schon als 13-Jähriger 61 Einträge in seiner Polizeiakte. Darunter finden sich Erpressung, Diebstahl und Körperverletzung. Der in München geborene Türke wurde 1998 aus Deutschland ausgewiesen – ohne seine Eltern. Vier Jahre später entschied das Bundesverwaltungsgericht: "Mehmet" darf wieder zurückkommen. Doch Muhlis Ari wurde wieder straffällig. Er verprügelte seine Eltern. Nachdem er 2005 deshalb zu 18 Monaten Haft verurteilt worden war, tauchte er in der Türkei unter. Die Stadt München verhängte daraufhin eine Ausweisung, die bis heute ihre Gültigkeit hat.
Nun zeigt sich der 30-Jährige geläutert und unternimmt einen weiteren Versuch, nach Deutschland zurückzukehren. Muhlis Aris Anwalt sagte unserem Portal, sein Mandant wolle "mit seinen Altlasten aufräumen" und in Deutschland seine Gefängnisstrafe absitzen. "Ich habe beschlossen, endgültig reinen Tisch zu machen. Ich will nicht mehr weglaufen", bestätigte Muhlis Ari der "Bild"-Zeitung. Seine Eltern seien informiert.
Strafverfahren in Ankara
Der Haken an der Sache: In der Türkei läuft derzeit ein Strafverfahren gegen ihn. Der Vorwurf: Muhlis Ari soll einen 64-Jährigen überfallen und ihm Kette und Uhr geklaut haben. Er wurde deshalb zu elfeinhalb Jahren Haft verurteilt. "Dagegen haben wir Berufung eingelegt", sagte der Anwalt. Der 30-Jährige befindet sich bis zur Berufungsverhandlung in Ankara auf freiem Fuß.
Muhlis Ari bestreitet die Tat. Nach Aussagen seines Anwaltes sei der Anzeigenerstatter wenig glaubwürdig. Dieser sitzt selbst wegen verschiedener Delikte in Bayern in Haft. Das türkische Gericht habe dies bei der Verhandlung nicht beachtet. Zudem sei das Urteil gegen "Mehmet" für die ihm zur Last gelegten Tat viel zu hart. "Wie kann es sein, dass ein Gericht eine so hohe Haftstrafe verhängt und den Verurteilten danach erst einmal auf freien Fuß setzt und nicht in U-Haft steckt?", gibt Benecken zu bedenken. Das würde eher dafür sprechen, dass sich das Gericht bei der Urteilsfindung nicht sicher gewesen sei.
"Mehmet" hofft auf faire Behandlung
80 Prozent dieser Urteile aus erster Instanz würden in der Türkei wieder aufgehoben, sagt der Anwalt im Gespräch. Benecken rechnet deshalb damit, dass Muhlis Ari freigesprochen wird. Dass sein Mandant eine Rückkehr nach Deutschland in Erwägung zieht, um der türkischen Justiz zu entkommen, dieser Vorwurf sei "an den Haaren herbeigezogen", so der Jurist. "Herr Ari weiß, dass er erst nach Deutschland einreisen kann, wenn er in der Türkei freigesprochen wird." Es gehe darum, dass der 30-Jährige eingesehen habe, seine Strafe in Deutschland endlich anzutreten. "Bei meinem Mandanten ist ein Sinneswandel eingetreten und er hofft auf eine faire Behandlung", sagt Benecken.
Doch für den Rückkehrer sind nach einem möglichen Freispruch in Ankara in Deutschland noch viele Hürden zu nehmen. Um überhaupt einreisen zu können, muss sich Muhlis Ari einem Drogentest unterziehen und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, das zeigt, dass er in der Türkei nicht straffällig geworden ist.
Anwalt sieht gute Chancen für "Mehmet"
"Er müsste darlegen, dass keine Gefahr mehr von ihm ausgeht", sagte KVR-Vizechefin Claudia Vollmer der "Süddeutschen Zeitung". Doch auch wenn ihm dies gelänge, sei das noch kein Garant. Denn ob es zu einem Wiedereinreiseverfahren kommt, "müssten wir mit dem bayerischen Justizministerium klären", sagte Vollmer.
KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle erklärt im Gespräch mit der Zeitung, dass eine Wiedereinreise möglich sei. Doch große Chancen räumt er dem 30-Jährigen offenbar nicht ein, denn er bekräftigte auch: "Wenn es nach der Politik geht, eher nicht. Darum wäre es für uns gar nicht so leicht, hier zu entscheiden. Der Fall Mehmet ist eben immer noch ein Politikum."
Anwalt Benecken findet es rechtsstaatlich höchst bedenklich, dass sich die Politik in der Vergangenheit so massiv in den Fall "Mehmet" einmischte. Man ziehe sich hier an einem Fall hoch, der der Sache nicht angemessen sei. Straftäter mit Urteilen unter fünf Jahren würden auch nicht abgeschoben, gibt Benecken zu bedenken. Die Chancen, dass "Mehmet" zurück darf, sieht der Anwalt bei 100 Prozent - vorausgesetzt er wird in der Türkei freigesprochen.
Allerdings: Schon einmal hatte Muhlis Ari versucht, nach Deutschland zurückzukommen. Vor zwei Jahren hatte der heute 30-Jährige beim Bundespräsidenten ein Gnadengesuch eingereicht. Ohne Erfolg.
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