Die im "Spiegel" veröffentlichten Vorwürfe sind massiv: In der Reiterlichen Vereinigungen soll es zu Alkoholexzessen und sexuellen Übergriffen gekommen sein. Vor allem junge Springreiter seien betroffen. Der Verband räumt Probleme ein, nimmt aber auch die Eltern in die Pflicht.
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat Alkoholprobleme im Nachwuchsbereich eingeräumt, will aber nichts von einem generellen Phänomen unter jungen Springreitern wissen.
"Wir haben eine Gruppe von jungen Aktiven, die definitiv hier ein Problem hat", sagte Generalsekretär Soenke Lauterbach am Samstag bei einem Pressegespräch in Warendorf. "Wir wollen und werden es nicht zu einem massiven Problem werden lassen", fügte der Funktionär hinzu.
"Wir betreiben schon seit einigen Jahren Präventionsmaßnahmen, insgesamt gegenüber sexualisierter Gewalt. Jetzt kommt noch Alkoholprävention in einer neuen Dimension hinzu."
"Spiegel" berichtet über Alkoholexzesse und sexuelle Übergriffe
Nach einem Bericht im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" über angebliche Alkoholexzesse und sexuelle Übergriffe von und durch junge Springreiter versuchte der Verband, medial in die Offensive zu gehen.
"Dass wir uns mit dem Thema sexualisierter Gewalt beschäftigen müssen, geht mir persönlich als Vater und auch all meinen Kolleginnen und Kollegen an die Nieren", sagte Lauterbach. Umso wichtiger sei es, Fälle aufzudecken und aufzuklären.
In einem vom "Spiegel" geschilderten Fall wurde ein junger Reiter zu einer 18-monatigen Wettkampfsperre durch das FN-Sportgericht verurteilt, wie die Reiterliche Vereinigung bestätigte.
Der betroffene Reiter bestreitet die Vorwürfe und legte Widerspruch beim Großen Schiedsgericht des Verbandes ein. Die Entscheidung steht noch aus. Die Sperre ist daher noch nicht rechtskräftig. Die FN schaltete die Staatsanwaltschaft in Münster ein.
Verband verurteilt "sexualisierte Gewalt"
"Ganz klar ist, dass wir jede Form von sexualisierter Gewalt auf das Schärfste verurteilen", meinte Lauterbach. "Wir können aus vollem Herzen und mit Überzeugung sagen, dass wir sexuellen Übergriffen den Kampf angesagt haben - ebenso wie übermäßigem Konsum von Alkohol."
Lauterbach stellte sich gemeinsam mit Verbands-Justiziarin Constanze Winter und der Leiterin der Abteilung Jugend, Maria Schierhölter-Otte, den Medien. Sie verwiesen auf zahlreiche Maßnahmen, die der Verband bereits vor längerer Zeit ergriffen habe.
Diese wollen sie nun verstärken, wie Lauterbach betonte: "Wir beginnen mit Schulung, Sensibilisierung, Aufklärung unserer jungen Bundeskader-Athleten und ihrer Eltern."
Jugend-Abteilungsleiterin Schierhölter-Otte sah neben den Landesverbänden gerade auch die Eltern in der Pflicht. "Wir haben vernünftige Eltern, die das so sehen wie wir", sagte sie. "Wir haben aber leider auch Eltern, die sagen: 'Das geht euch nichts an als Verband. Wir erziehen unsere Kinder selber. Und was wir im Lkw an Alkohol mitführen, ist unsere Sache.'" (ank/dpa)
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