Bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr prägte Wolfgang Schäuble die deutsche Politik über Jahrzehnte. Nun haben Unbekannte sein Grab geschändet. Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.
Unbekannte haben in das Grab des im Dezember gestorbenen CDU-Politikers
Der im Dezember 2023 gestorbene Schäuble war Anfang Januar auf dem Waldbachfriedhof in seiner Heimatstadt Offenburg beigesetzt worden. Am Montagmorgen bemerkten städtische Mitarbeiter aufgeworfene Erde auf dem Grab. Ein unbekannter Tatverdächtiger habe ein etwa 1,20 Meter tiefes trichterförmiges Loch gegraben, sei aber nicht zum Sarg des verstorbenen Politikers vorgedrungen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Nach Angaben eines Polizeisprechers hatte es keinen Grabstein gegeben. Nicht näher bezeichnete "Utensilien" auf dem Grab seien als Beweismittel beschlagnahmt worden. Dazu dürfte auch das Kreuz gehört haben. Das Grab des Politikers war nach der Beschädigung zunächst nicht mehr als solches erkennbar. Es verblieb eine rechteckige Erdfläche. Das Holzkreuz mit dem Namen Schäubles war nicht mehr zu sehen, wie ein dpa-Mitarbeiter berichtete.
Staatsschutz übernimmt Ermittlungen
In Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft übernahm der kriminalpolizeiliche Staatsschutz des Polizeipräsidiums Offenburg die Ermittlungen. Zu möglichen Hintergründen lagen zunächst keine Erkenntnisse vor. Die Polizei sucht Zeugen, die verdächtige Beobachtungen machten.
Der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU) reagierte empört auf die Grabschändung. In einer Erklärung teilte der Rathauschef mit, dass an Schäubles Grab die Totenruhe in niederträchtiger Weise gestört worden sei. "Das ist schrecklich und macht uns traurig" so Steffens weiter. "Wir hoffen auf rasche Aufklärung durch die Polizei und eine harte Bestrafung der Täter."
Die Störung der Totenruhe kann laut Strafgesetzbuch mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.
Bas: Besorgt über Verhalten in Teilen der Gesellschaft
Bundestagspräsidentin
Sie sei sehr besorgt darüber, dass einzelne Teile der Gesellschaft solche Zeichen von Verrohung zeigten. Sie vertraue darauf, dass die Polizei die Tat schnell aufklärte, teilte Bas mit.
Politiker und Angehörige nahmen Abschied von Schäuble
Spitzenpolitiker und Angehörige hatten Anfang Januar von dem CDU-Politiker Abschied genommen. Schäuble war nach langer schwerer Krankheit gestorben.
Der Badener und Offenburger Ehrenbürger hatte wichtige politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er.
Bei einer Trauerfeier im Berliner Reichstagsgebäude hatte der französische Präsident Emmanuel Macron Schäuble am 22. Januar als einen Freund Frankreichs und großen Europäer gewürdigt. (afp/dpa/thp)
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