Im Tod wurde George Floyd zum jüngsten Symbol des Rassismus in den USA. Nun nahmen Hunderte Menschen vom Afroamerikaner Abschied. Die tiefe Wunde im Land aber bleibt. Ein politischer Kampf ist auch darum entbrannt, wer sie heilen kann.
Der Sarg glänzt golden vor der Bühne der Kirche "The Fountain of Praise" in Houston. In ihm liegt der Mann, dessen Namen etliche Amerikaner in den vergangenen zwei Wochen bei den Massenprotesten gegen Rassismus und Polizeigewalt gerufen haben. George Floyds Tod hat die USA im Mark erschüttert wie kaum ein Todesfall der vergangenen Jahrzehnte. In Houston in Texas wuchs der Afroamerikaner auf, dort nahmen nun Tausende von ihm Abschied.
Floyds Nichte: "Keine Hassverbrechen mehr, bitte"
Große Bilder auf der Bühne zeigen ihn mit angedeuteten Engelsflügeln und Heiligenschein. Auch auf zahlreichen Corona-Schutzmasken und Anstecknadeln prangt das Konterfei des "sanften Riesen" von fast zwei Metern. Viele sind ganz in Weiß gekleidet, andere in Schwarz. Einige tragen Corona-Schutzmasken, auf denen "I Can't Breathe" steht - Ich kann nicht atmen, die letzten Worte George Floyds, längst auch eine Zustandsbeschreibung der systematisch benachteiligten amerikanischen Minderheiten.
Die Stimmung ist feierlich und kämpferisch, ganz im Geiste der "Black Lives Matter"-Bewegung. Ein Höhepunkt ist die kurze Ansprache von George Floyds Nichte Brooke Williams: "Keine Hassverbrechen mehr, bitte", sagt sie ins Mikrofon. Und weiter: "Jemand hat gesagt: "Make America Great Again". Aber wann war Amerika jemals großartig?" - eine Anspielung auf Präsident
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Joe Biden: "Wir können die Wunden dieser Nation heilen"
Biden war am Tag zuvor nach Houston gereist und traf die Familie Floyds. "Ich denke, was hier passiert ist, ist einer dieser großen Wendepunkte in der amerikanischen Geschichte, was bürgerliche Freiheiten, Bürgerrechte und die gerechte Behandlung von Menschen mit Würde betrifft", sagte er später dem TV-Sender CBS. Der 77-Jährige würde gerne der politische Anführer dieser Bewegung werden, der Heiler einer gespaltenen Nation. In der Gruppe der Afroamerikaner sieht er seinen stärksten Rückhalt für die Wahl im November.
Keine Anteilnahme aus dem Weißen Haus
Präsident Donald Trump versucht dagegen, sich den Amerikanern als "Präsident für Recht und Ordnung" zu präsentieren. Das waren seine Worte am Montag vergangener Woche, als seine Regierung gewaltsam Demonstranten von einem Platz vor dem Weißen Haus vertreiben ließ. Die landesweite Debatte über Polizeigewalt und Rassismus versucht er für seine Zwecke zu nutzen und wirft den "radikalen linken Demokraten" vor, diese wollten den Sicherheitsbehörden die Finanzen entziehen und die Polizei "abschaffen".
Immer mehr Kritiker werfen Trump vor, das Land inmitten der Proteste zu spalten - darunter auch Trumps Ex-Verteidigungsminister James Mattis und sein früherer Stabschef John Kelly. Auch viele Bürger folgen dem Kurs des Staatsoberhauptes neuen Umfragen zufolge nicht. Seine Zustimmung sinkt, das Verständnis für friedliche Proteste ist demnach hoch.
Trump reist nach Texas - zum Wahlkampf und nicht zu Floyds Familie
Trump dürfte es am liebsten sein, wenn die Demonstrationen nach Floyds Beisetzung schnell wieder abebben und der Druck auf ihn wieder nachlässt. Die Demokraten wollen genau das verhindern - sie hoffen für ihre Reformen und strukturellen Änderungen auf die Unterstützung von der Straße.
Am Donnerstag will der Präsident selbst nach Texas reisen - aber nicht, um Floyds Familie persönlich seine Anteilnahme auszudrücken. In Dallas will er ein Essen veranstalten, um Spenden für seine Wiederwahl im November einzusammeln. Laut "Dallas Morning News" kostet die Teilnahme pro Paar mehr als 500.000 Euro.
Am Tag der Trauerfeier in Houston machte Trump indessen Schlagzeilen mit einer Verschwörungstheorie, dass ein 75-Jähriger, der von der Polizei bei einer Demonstration geschubst und verletzt wurde, ein linker Provokateur sein könnte. (Can Merey/Lena Klimkeit/Benno Schwinghammer/dpa/ash)
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