Alarm in der Wiener Innenstadt: Vor dem In-Lokal "Figlmüller" ist es nach Angaben der Polizei zu mehreren Schüssen gekommen. Eine Person ist getötet, eine zweite schwer verletzt worden. Der Täter ist flüchtig. Ein terroristischer Hintergrund wird ausgeschlossen.
Nach gezielten Kopfschüssen in der Wiener City ist nach Angaben der Einsatzkräfte ein Menschen gestorben, ein weiteres Opfer wurde schwer verletzt und in Lebensgefahr ins Krankenhaus eingeliefert und dort notoperiert.
Identitäten der Opfer sind geklärt
Die Identitäten beider Opfer sind der Polizei inzwischen bekannt, werden aber aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht veröffentlicht.
Die Szenerie vor dem "Figlmüller" wurde von Augenzeugen wie eine Hinrichtung beschrieben. Die Behörden gehen von einem kriminellen Hintergrund aus, aber nicht von einem Terrorakt. Täter und Opfer sollen sich gekannt haben.
Beschreibung des Täters existiert
Der gesuchte Täter soll groß gewachsen und zwischen 30 und 45 Jahren alt sein, eine sportliche Figur haben und einen Bart tragen. Vermutlich trägt er eine Pistole bei sich. Er soll sportlich und dunkel gekleidet sein.
Die Polizei ermittelt aufgrund der ihr vorliegenden Informationen in Richtung eines Auftragsmords zwischen zwei kriminellen Vereinigungen.
Interview mit dem Sprecher der Polizei
Polizeisprecher Daniel Fürst sagte um 15.43 Uhr, also etwas mehr als zwei Stunden nach der Tat: "Es läuft die Fahndung nach einer männlichen Person. Motive und Hintergründe der Tat sind derzeit völlig unklar und Teil der Ermittlungen. Wir können aber einen terroristischen Hintergrund ausschließen."
Fürst führte im Oe24-Interview weiter aus: "Eine Festnahme können wir derzeit nicht bestätigen. Die Fahndung nach dem Tatverdächtigen läuft nach wie vor. Es gab nur Feststellungen von Identitäten. Wir haben einen männlichen Tatverdächtigen. Mehrere Augenzeugen haben die Tat beobachtet und sich bei uns gemeldet. Deshalb haben wir eine Personenbeschreibung."
Journalist wurde Augenzeuge
Ein kurz nach der Tat interviewter Zeuge, ein Journalist aus Litauen, hatte zuvor bei Oe24 gesagt: "Ich habe drei Männer gesehen und fotografiert. Zwei lagen in ihrem Blut am Boden. Ein dritter beugte sich über sie und versuchte, zu einem der beiden zu sprechen."
Mutmaßlich in einer slawischen Sprache. "Es war Bosnisch oder Kroatisch", gab der Zeuge seine Einschätzung ab. Beide Männer, die am Boden lagen, hätten nach Aussage des Zeugen zu diesem Zeitpunkt noch gelebt.
"Die Menschen flüchteten wie Ratten von einem sinkenden Schiff", führte der Mann weiter aus. "Niemand half."
Zwischen sechs und elf Schüssen
Der Zeuge machte auch Angaben zu der Anzahl der gefallenen Schüsse. "Ich habe mehr als fünf Schüsse gehört, aber weniger als zwölf." Es seien Pistolenschüsse gewesen, war sich der Zeuge sicher. "Denn ich habe Munitionshülsen aus einer Pistole am Boden liegen sehen." Wer aber geschossen habe, konnte der Zeuge nicht sagen.
Harald Prohaska, Geschäftsführer des "Figlmüller", sagte im Telefon-Interview mit Oe24: "Die Schüsse wurden vor dem Lokal abgegeben, vor dem Lokal zwischen Wollzeile und Lugeck." Zuvor hatten die drei Beteiligten im "Figlmüller" ruhig und unauffällig gemeinsam gegessen.
"Wir haben die drei Gäste um 13.30 Uhr aus dem Lokal verabschiedet", fuhr Prohaska fort. "Sie haben das Lokal ruhig verlassen. Mit den Mitarbeitern, die diese drei Gäste bedient haben, habe ich noch nicht gesprochen."
"Wir dachten immer, der erste Wiener Bezirk sei sicher. Aber heute sehen sehen wir, dass man nirgendwo sicher ist. Auf der Straße herrschte Chaos. Es ist ein Schock für uns alle. Wir fragen uns, wie das passieren konnte", sagte der Mitarbeiter eines benachbarten Restaurants vor Ort bei Oe24. "Unseren Gästen ist der Appetit vergangen. Viele Stammgäste haben ihre Reservierungen abgesagt", schloss der Ohrenzeuge.
Verängstigte Zeugen
Zwei Friseurinnen schilderten in der Köllnerhofgasse nach der Vernehmung bei der Polizei auch gegenüber Oe24 ihre Beobachtungen. "Wir haben den Täter mit der Pistole an unserem Geschäft vorbeilaufen sehen. Wir haben dann die Türen zugesperrt und die Kunden in einem hinteren Raum in Sicherheit gebracht."
Zur Erscheinung des Täters sagte das Duo: "Der Täter war groß, stärker gebaut, komplett schwarz angezogen. Er trug eine schwarze Mütze."
Der Schock sitzt tief: "Wir dachten an eine Silvesterstimmung. Doch es war eine Schießerei. Wir haben uns gefürchtet, dass er in unseren Laden stürmt. Ich habe später nachgeschaut, ob er noch da ist. Die Polizei war schnell vor Ort. Die Minuten bis dahin aber waren schrecklich. Gott sei Dank ist es zu Ende."
Täter ist vom Tatort geflohen
Der Täter ist nach der Tat gegen 13.30 Uhr am Freitag geflüchtet. Möglicherweise in einem Auto. Von einem schwarzen Mercedes ist die Rede. Augenzeugen berichten zudem davon, ihn in der Köllnerhofgasse gesehen zu haben.
Das Areal rund um den Tatort (Wollzeile, Lugeck und Bäckerstraße) wurde zunächst abgesperrt. Die Absperrungen wurden im Laufe des späten Nachmittags und frühen Abends aufgehoben.
Polizisten waren mit Helmen und schusssicheren Westen postiert. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. Im ersten Wiener Gemeindebezirk, über den Schwedenplatz hinaus, kontrollieren die Fahnder intensiv. Sie jagen den Täter durch das gesamte Wiener Stadtgebiet.
Nach der Tat versammelten sich viele verwunderte und geschockte Menschen rund um den belebten Tatort, aber auch viele Schaulustige. Ahnungslose Anwohner konnten ihre Wohnungen während der Dauer der Absperrungen der Polizei auf direktem Wege nicht erreichen. (hau)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.