- Nach einem Triebwerksausfall einer Boeing 777 über den USA empfiehlt das Unternehmen seinen Kunden, Maschinen des Typs 777 vorerst am Boden zu belassen.
- Großbritannien reagiert mit einer Sperrung seines Luftraums für entsprechend ausgestattete Maschinen, ebenso Japan.
- Ein zweites Unglück mit einer Boeing ereignete sich über den Niederlanden.
Nach dem Triebwerksausfall einer Boeing 777 unweit von Denver im Bundesstaat Colorado hat das US-Flugzeug-Unternehmen seine Kunden weltweit dazu aufgerufen, 128 Maschinen des Typs vorerst am Boden zu lassen.
Boeing teilte mit, man empfehle, den Betrieb der 69 in Betrieb befindlichen und 59 eingelagerten 777-Maschinen mit Pratt & Whitney 4000-112-Triebwerken auszusetzen, während die Untersuchung der unabhängigen US-Verkehrsbehörde NTSB laufe.
Die US-Luftfahrtbehörde FAA kündigte zudem Konsequenzen an. Maschinen dieses Typs, die mit bestimmten Triebwerken von Pratt & Whitney ausgestattet seien, sollten verstärkt und sofort überprüft werden, teilte FAA-Chef Steve Dickson am Sonntag (Ortszeit) mit und kündigte eine entsprechende Notfall-Richtlinie an. "Dies wird wahrscheinlich bedeuten, dass einige Flugzeuge aus dem Verkehr gezogen werden müssen." Die Zahl der Inspektionen solle erhöht werden.
Boeing ließ wissen, die Maßnahmen der japanischen Zivilluftfahrtbehörde und der FAA zu unterstützen, den Betrieb der Maschinen auszusetzen und arbeite mit ihnen zusammen.
Großbritannien kündigte am Montag an, seinen Luftraum für 777-Maschinen mit dem betroffenen Triebwerkstyp vorerst zu sperren. In enger Zusammenarbeit mit der Flugaufsichtsbehörde werde die Situation nun beobachtet, schrieb der britische Verkehrsminister Grant Shapps im Online-Dienst Twitter.
Nach Triebwerksausfall: Große Flugzeugteile stürzen in Wohngebiete
Am Samstag waren infolge des Triebwerkausfalls große Flugzeugteile unweit von Denver als Trümmer in Wohngebiete gestürzt. Bewohner des Denver-Vorortes Broomfield fanden herabgefallene Flugzeugteile. Die Boeing 777 von United Airlines (UA) landete mit 241 Menschen an Bord dennoch sicher am Internationalen Flughafen in Denver.
Es gab keine Berichte über Verletzte - weder an Bord noch am Boden. Die Maschine war auf dem Weg von Denver in die Hauptstadt von Hawaii, Honolulu. Nach FAA-Angaben war das rechte Triebwerk der Maschine kurz nach dem Start ausgefallen. Auf Videoaufnahmen eines Passagiers war zu sehen, dass die Verkleidung des brennenden Triebwerks abgefallen war.
In den Niederlanden passierte ebenfalls am Samstag Ähnliches: Der Pilot einer Frachtmaschine des Typs 747-400 meldete kurz nach dem Start vom Flughafen Maastricht Aachen Probleme, nach Angaben der Behörden vom Sonntag brannte ein Triebwerk. Die Polizei teilte am Montag mit, sie ermittle; Boeing werde befragt.
Die Boeing 747 sollte unter anderem pharmazeutische Produkte nach New York fliegen; sie landete im belgischen Lüttich. In Meerssen bei Maastricht seien "zahlreiche Trümmer" herabgefallen, sagte Bürgermeisterin Mirjam Clermonts-Aretz. Eine ältere Frau und ein Kind seien verletzt worden.
Japanisches Verkehrsministerium kündigt Flugverbot für betroffene Flugzeuge an
Unterdessen ordnete das japanische Verkehrsministerium vorsorglich ein Flugverbot für mit den betroffenen Triebwerken ausgestattete Flugzeuge im eigenen Land an. Betroffen davon sind 13 Flugzeuge der Fluglinie Japan Airlines (JAL) sowie 19 Maschinen der Linie All Nippon Aiwars (ANA), wie das Ministerium in Tokio bekanntgab.
United Airlines teilte mit, freiwillig als sofortige Vorsichtsmaßnahme 24 Boeing 777-Flugzeuge mit Triebwerken der Serie 4000 von Pratt & Whitney aus dem Flugplan herauszunehmen. Es solle sichergestellt werden, dass diese Flugzeuge die strengen Sicherheitsstandards erfüllten und wieder in Betrieb genommen werden könnten. Derzeit habe man 52 dieser Flugzeuge in der Flotte - 24 aktiv und 28 im Lager.
Für Boeing sind die Triebwerkprobleme ein weiterer Schlag. Nach zwei Abstürzen mit mehreren hundert Toten galt fast zwei Jahre lang ein Flugverbot für die Maschinen vom Typ 737 MAX; Boeing musste die Technik der Maschinen überarbeiten. Bis zu den Abstürzen war die Maschine der Verkaufsschlager des Konzerns gewesen. Boeing machte 2020 einen Verlust von fast zwölf Milliarden Dollar (knapp zehn Milliarden Euro). (dpa/AFP/ari/hau)
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