Deutschland hat bei der Restaurierung des Pariser Wahrzeichens Notre-Dame maßgeblich unterstützt. Ein "Merci" aus Paris? Quasi Fehlanzeige.

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Wenn es in der frisch restaurierten Pariser Kathedrale Notre-Dame so hell sein wird wie seit Jahrhunderten nicht, dann ist das auch ein deutscher Verdienst: Die Kölner Dombauhütte hat vier große Bleiglasfenster gereinigt und restauriert.

Katrin Wittstadt, wissenschaftliche Leiterin der Glaserei in der Kölner Dombauhütte, arbeitet an einem Kirchenfenster der Kathedrale von Notre Dame. © picture alliance/dpa/Oliver Berg

Insgesamt habe die Aktion fast 900.000 Euro gekostet, sagte die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Sie hatte die deutsche Hilfe für Notre Dame koordiniert - der französische Dank dafür fiel allerdings verhalten aus.

Wenig Dank für deutsche Unterstützung

"Die Restaurierung von Notre-Dame war ein französisches Staatsprojekt. Die ausländische Hilfe wollte man daher nicht hochhängen", sagte Schock-Werner. Tatsächlich wurde der deutsche Beitrag zur Restaurierung von Notre-Dame in Paris bislang nicht groß als Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft gewürdigt. Bei einem Informationsgespräch des Elysée-Palasts zur Restaurierung von Notre-Dame blieb der deutsche Beitrag unerwähnt. "Dies ist ein französischer Erfolg", betonte ein Präsidentenberater.

Dominik Fanatico, der als Büroleiter der damaligen Kulturbevollmächtigten Armin Laschet und Hendrik Wüst (CDU) die Spendensammlung "NRW für Notre-Dame" und die Restaurierung der Fenster in Köln mitorganisiert hatte, erinnert sich an einen "Abstimmungsmarathon". Dieser sei den französischen, aber auch deutschen "Sensibilitäten" geschuldet gewesen. "Das war sehr schwierig", sagte Fanatico. Aber es sei "ein großer Vertrauensbeweis" gewesen, dass die Notre-Dame-Fenster zur Restaurierung nach Deutschland geschickt worden seien.

Laschet freut sich über Anerkennung Macrons

Auch Laschet hält es für eine "große Geste", dass Frankreich bereit gewesen sei, "einen Teil seines Kulturerbes außer Landes zu lassen". Präsident Emmanuel Macron habe sich bei ihm persönlich bedankt und ihn in die Ehrenlegion aufgenommen, sagte Laschet. Eine öffentliche Zeremonie zur Würdigung des deutschen Beitrags habe er nicht vermisst.

Der Wiederaufbau innerhalb von fünf Jahren nach dem Brand von 2019 sei eine "sensationelle Leistung", meint er. "Deutschland braucht ja schon für eine Autobahnbrücke 10 bis 15 Jahre", fügte er spottend hinzu.

Die frühere Kölner Dombaumeisterin relativiert die Leistung: "Wenn man Geld ohne Ende hat und der Präsident dafür manche Regeln außer Kraft setzt, ist es auch leichter zu schaffen", sagte Schock-Werner mit Blick auf den gewaltigen Spendenfluss aus aller Welt.

Insgesamt waren nach Angaben des Elysées etwa 843 Millionen Euro an Spenden zusammengekommen. Davon sind nach Abschluss der Restaurierung noch 143 Millionen übrig, die nun in Renovierungsarbeiten gesteckt werden, die ohnehin angestanden hätten, etwa die Strebepfeiler der Apsis.

Notre-Dame "innen sehr hell" - auch dank deutscher Hilfe

Schock-Werner freut sich, die Pariser Kathedrale demnächst in ihrer neuen Schönheit zu erleben. Sie hatte Notre-Dame bereits besucht, als die in Köln restaurierten Fenster wieder eingebaut wurden. "Die Kirche hat sich innen sehr verändert, sie ist sehr hell geworden", sagte sie. "Sie sieht sehr elegant aus."

Natürlich wird ihr Blick beim nächsten Besuch als erstes auf die in Köln restaurierten Fenster fallen - "wenn man reingeht oben rechts". Sie sind je etwa 30 Quadratmeter groß und im Vergleich zu den mittelalterlichen Gemäuern relativ jung: Der Künstler Jacques Le Chevallier hatte sie 1965 geschaffen. Sie zeigen keine figürlichen Szenen, sondern ein schlichtes, unregelmäßiges Karo-Muster.

In den kommenden Jahren soll die Pariser Kathedrale noch mehrere zeitgenössische Fenster erhalten. Dies ist ein Wunsch von Präsident Macron, der dem Bauwerk allzu gerne seinen Stempel aufdrücken will. Sein früherer Vorschlag, beim Wiederaufbau des abgebrannten Vierungsturms eine "Geste moderner Architektur" zu wagen, war in Frankreich aber auf heftige Ablehnung gestoßen.

Wiedereröffnung Anfang Dezember

Die Pariser Kathedrale soll Anfang Dezember wieder öffnen. Am 7. Dezember will Macron auf dem Vorplatz von Notre-Dame eine Ansprache halten, bevor Erzbischof Laurent Ulrich erstmals wieder feierlich in die Kathedrale einziehen soll. Am Marienfest am 8. Dezember soll in einer ersten Messe der neue Altar geweiht werden.

Zu den Feierlichkeiten ist auch Laschet eingeladen - doch angesichts des beginnenden Wahlkampfs in Deutschland ist er sich nicht sicher, ob er kommen wird. (AFP/bearbeitet von lag)  © AFP

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