Ein Autofahrer fährt während des Rosenmontagsumzugs im nordhessischen Volkmarsen in die Menge. Zahlreiche Menschen werden verletzt, darunter auch Kinder. Die Ermittler gehen von einer vorsätzlichen Tat aus. Was trieb den Mann an?
Nach dem Zwischenfall mit Dutzenden Verletzten bei einem Rosenmontagszug in Nordhessen hoffen die Fahnder mehr über das Motiv des mutmaßlichen Täters zu erfahren. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte der Sprecher der Behörde, Alexander Badle.
Der Mann, der am Montag mit einem Auto in Volkmarsen in eine Menschenmenge gefahren war, war nicht alkoholisiert. Ob er unter Drogeneinfluss gestanden habe, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Dienstag. Bislang sei der Mann nicht vernehmungsfähig.
Viele Kinder unter den Verletzten in Volkmarsen
Bei dem Vorfall wurden mehr als 50 Menschen verletzt. Am Dienstag befanden sich noch 35 Menschen in stationärer Behandlung, wie die Polizei mitteilte. Weitere 17 Menschen wurden demnach ambulant behandelt.
Die Zahl der verletzten Kinder liege bei 18, das jüngste sei erst drei Jahre alt. Wie stark die Kinder verletzt sind und ob unter den Opfern auch Schwerverletzte sind, konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen. Hessens Innenminister Peter Beuth hatte zunächst von etwa 30 Verletzten gesprochen, rund ein Drittel davon Kinder.
Auch der Fahrer zog sich nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt Verletzungen zu. Der Mann wurde vorläufig festgenommen. Das Motiv des deutschen Staatsbürgers, der aus Volkmarsen kommt, ist noch unklar. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts.
Gaffervideo führte zu zweiter Festnahme
Ein sogenanntes Gaffervideo führte indes zu einer zweiten Festnahme. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt sagte am Dienstag, gegen den Festgenommenen werde wegen "Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Filmaufnahmen" ermittelt. Ob es darüber hinaus einen Zusammenhang zu dem Vorfall am Montag gegeben habe, müsse noch ermittelt werden.
Daneben hätten sich bereits Zeugen gemeldet, die während des Rosenmontagszuges Handyfotos oder Videos gemacht hatten, um ihre Aufnahmen den Ermittlern zur Verfügung zu stellen. "Das hilft natürlich für die Ermittlungen der Gesamtsituation", sagte der Sprecher.
Gegen den Fahrer ermittelt die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Hinweise auf eine politisch motivierte Straftat lagen nicht vor. Das Innenministerium schloss einen Anschlag nicht aus.
Ein Sprecher der Behörde begründete das am Montag mit der Situation vor Ort. Der Fahrer war nach ersten Erkenntnissen den Behörden nicht als Extremist bekannt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr.
Allerdings war der Mann der Polizei nach dpa-Informationen in der Vergangenheit durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen.
Polizei warnt vor angeblichen Täter-Fotos
Die Polizei warnte vor dem Verbreiten angeblicher Fotos des Täters. "Bei der abgebildeten Person handelt es sich definitiv nicht um den Täter", schrieb die Polizei Nordhessen am späten Montagabend bei Twitter über ein Foto, das den Angaben zufolge kursierte. "Teilen Sie keine Falschnachrichten!", hieß es.
Der Tatort wird indes wieder freigegeben. Wie ein Polizeisprecher am Dienstagmittag vor Ort sagte, werde die Straße in der Innenstadt noch gereinigt und sei dann wieder für Fußgänger und Autofahrer nutzbar. Ermittler hatten den Tatort am Montag weiträumig abgeriegelt, um Spuren zu sichern.
Am Montagabend sprach CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Betroffenen ihr Mitgefühl aus. "Meine Gedanken & Gebete sind bei den Verletzten des schlimmen Vorfalls in Volkmarsen. Ich wünsche allen Verletzten eine schnelle Genesung", schrieb Kramp-Karrenbauer bei Twitter. "Ich habe Vertrauen darin, dass die Polizei die Hintergründe schnell aufklärt. Mein Dank gilt allen Helfern vor Ort, die im Einsatz sind."
Unterdessen soll der beliebte Frankfurter Fastnachtszug im Stadtteil Heddernheim ("Klaa Paris") am Faschingsdienstag dennoch starten. Der Vorstand habe einstimmig beschlossen, "wir werden Fastnacht feiern", sagte der Vorsitzende der Zuggemeinschaft, Ulrich Fergenbauer, am Montag dem "Hessischen Rundfunk". (jwo/ank/dpa)
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