Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat in Litauen symbolisch den einmillionsten deutschen Kriegstoten seit dem Fall des Eisernen Vorhangs in Mittel- und Osteuropa eingebettet. Dabei handelt es sich um einen aus Sachsen-Anhalt stammenden Sanitätsgefreiten aus dem Zweiten Weltkrieg, der zusammen mit 78 weiteren Gefallenen auf der Kriegsgräberstätte in Kaunas beigesetzt wurde. An der feierlichen Einbettung nahmen auch Volksbund-Vizepräsident Detlef Fritzsch, Abgeordnete des Bundestags und des litauischen Parlaments, Angehörige von Kriegstoten sowie deutsche und litauische Soldaten teil.
Die sterblichen Überreste des 1912 geborenen Soldaten aus Halle an der Saale namens Max Beyreuther waren im September in einem Waldstück bei dem Dorf Kelme im Nordwesten des baltischen EU- und Nato-Landes geborgen worden. Die Identifizierung des Kriegstoten erfolgte anhand der Erkennungsmarke, die vom Bundesarchiv in Berlin ausgewertet wurde. Demnach war der Soldat im April 1943 zur Wehrmacht eingezogen und in der 5. Kompanie der Panzer-Aufklärungs-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung 1 eingesetzt worden. Er starb Anfang Oktober 1944 im Alter von 32 Jahren.
"Denkwürdiger Moment"
Die Einbettung des einmillionsten deutschen Kriegstoten sei ein "denkwürdiger Moment", sagte Fritzsch der Deutschen Presse-Agentur in Kaunas. Die große Anteilnahme und Beteiligung zeige, dass dies ein Anliegen sei, was die ganze Gesellschaft bewege und bewegen müsse. "Der unüberhörbare Ruf nach Frieden, der von Kriegsgräbern ausgeht, war nie dringender und wichtiger als in unseren Tagen", hatte er zuvor in seiner Rede vor mehreren Dutzend Anwesenden betont.
Das Grab des Soldaten bei Kelme war nach Hinweisen der lokalen Bevölkerung entdeckt und 2018 erfasst worden - sie wurde nach der wiedererlangten Unabhängigkeit Litauens von der Sowjetunion 1991 von Einheimischen umfriedet und gepflegt worden. Von den anderen Gefallenen, die im Zweiten Weltkrieg in Kämpfen in Litauen starben und vom Volksbund geborgen wurden, konnten bisher vier identifiziert werden. Ihre Namen wurden bei der Einbettung verlesen.
Gegründet wurde der Volksbund 1919, um nach den Kriegstoten des Ersten Weltkrieges zu suchen und deren Gräber zu pflegen. Als humanitäre Organisation betreut er heute mehr als 830 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten, auf denen rund 2,8 Millionen Kriegstote begraben sind. Jährlich bergen Umbettungsteams die Gebeine von 12.000 bis 15.000 weiteren Toten. © dpa
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