Dramatische Minuten in einem Wiener Gefängnis: In Abschiebehaft sitzende Männer haben dort am Freitagabend Feuer gelegt und wurden durch die Flammen schwer verletzt.

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Mehrere in Abschiebehaft sitzende Männer haben am Freitagabend in einer Zelle eines Gefängnisses am Hernalser Gürtel in Wien Feuer gelegt und sind dabei schwer verletzt worden.

Die Schwerverletzten - fünf Afghanen und ein Iraner - wurden in Krankenhäusern auf Intensivstationen untergebracht, zwei von ihnen mussten künstlich beatmet werden, wie die Nachrichtenagentur APA am frühen Samstagmorgen berichtete.

Laut Polizei wurde ein angesengter Abschiedsbrief gefunden, indem die Verfasser ihre bevorstehende Abschiebung beklagen und mitteilen, dass ihre Geduld zu Ende sei. Wie die Nachrichtenagentur APA berichtet, hegt die Polizei jedoch Zweifel, ob sich von dem Brief auf einen Suizidversuch schließen lässt. Möglicherweise hätten die Männer auch nur auf ihre Situation aufmerksam machen wollen.

Tür mit Spind verrammelt

Brandermittler gehen davon aus, dass die Männer Matratzen und Bettzeug in Brand gesetzt haben. Die Zelle und das Inventar wurden vollkommen zerstört. Die Zellentür hatten die Häftlinge mit einem Spind verstellt, vermutlich um die Einsatzkräfte zu behindern.

Nachdem sie das Feuer gelegt hatten, sind die Männer laut APA in den angrenzenden Waschraum gegangen und haben versucht, die Tür mit einem Stück Stoff abzudichten. Weil dennoch Rauch eindrang, habe einer der Männer schließlich Hilfe gerufen.

Die Flammen waren laut Polizei schnell gelöscht, die Verkehrssperren wurden aufgehoben. Wegen der starken Rauchentwicklung wurden 40 weitere Häftlinge in Sicherheit gebracht. Bei 14 von ihnen bestand zunächst der Verdacht auf Rauchgasvergiftung.

Polizei und Feuerwehr mit Großaufgebot

Es waren dem Bericht zufolge rund 100 Polizisten und 70 Feuerwehrleute im Einsatz. Wie das Feuer gelegt wurde, war in der Nacht auf Samstag noch unklar. Laut Polizei sind die fünf Afghanen 18 bis 33 Jahre alt, der Iraner 30 Jahre.

Medienberichten zufolge war das Gefängnis schon in der Vergangenheit ein Ort von dramatischen Ereignissen. Verzweifelte Häftlinge hätten ihre Zellen in Brand gesetzt oder seien mehrmals in den Hungerstreik getreten. (mcf/dpa)

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 08 00/ 11 10 - 111 (Deutschland), 142 (Österreich), 143 (Schweiz).


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