Die Temperaturen in Deutschland wollen einfach nicht fallen. Ganz Deutschland stellt sich daher seit Wochen die Frage: Wann kommt der Winter 2014/2015? Welche Temperaturen dürfen wir erwarten? Wie lange dauert er? Und gibt es weiße Weihnachten? Wir haben verschiedene Experten befragt.
Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür. Doch bislang ist davon wenig zu spüren. Ein wirklicher Kälteeinbruch ist momentan nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: Laut Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Portal "wetter.net" müssen Winterliebhaber mindestens bis Dezember auf die weiße Jahreszeit warten. "In den kommenden 10 bis 14 Tagen ist jedenfalls in Deutschland kein Wintereinbruch bis ganz runter in Sicht", teilte Jung im Lauf der Woche mit.
Das Portal "donnerwetter.de" zielt in die gleiche Richtung. Der Wetterservice berechnet regelmäßig den Verlauf der Jahreszeiten. Schon im August sagten die Meteorologen einen warmen Oktober voraus - und hatten damit recht. Für den Winter rechnen sie weiterhin mit vergleichsweise lauen Temperaturen: "Wir gehen davon aus, dass auch der November wärmer als im langjährigen Durchschnitt verläuft", sagt Experte Dr. Karsten Brandt.
Sein Kollege Denis Möller vom Portal "wetteronline.de" warnt zwar vor zu weiten Blicken in die Zukunft, bestätigt die Aussage aber grundsätzlich: "Wir versuchen mit vielen verschiedenen Wettermodellrechnungen eine Tendenz abzuschätzen. Diese Modelle lassen bis Dezember Temperaturen über dem Durchschnitt vermuten."
Aussagen über weiße Weihnacht kaum möglich
Auch längerfristig ist keine durchgreifende Abkühlung zu erwarten. Dominik Jung orientiert sich am Modell des staatlichen amerikanischen Wetterdienstes (NOAA). Demnach bleibe der Dezember überwiegend mild. "Das heißt nur, dass unterm Strich für alle Tage gemittelt eine positive Abweichung herauskommt. Das schließt einzelne kurze Kälte- und Schneeperioden aber nicht aus", erklärt Jung.
Das Modell des US-Wetterdienstes sieht für fast ganz Europa auch einen im Schnitt deutlich zu warmen Winter voraus. Die Temperaturen könnten in Deutschland ein bis zwei Grad über den langjährigen Werten liegen, in Russland sogar zwei bis drei Grad darüber. Doch der Experte sieht auch die positiven Seiten: "Insgesamt sieht es in Sachen Heizkosten nach einem echten Spar-Winter aus." Meteorologisch beginnt der Winter ohnehin erst am 1. Dezember, kalendarisch sogar erst am 22. Dezember.
Konkrete Aussagen für bestimmte Termine lassen sich zum aktuellen Zeitpunkt aber noch nicht treffen. "Seriös kann man die Frage nach einer weißen Weihnacht oder einem Kälteeinbruch im Januar nicht beantworten", sagt Diplom-Geograph und Meteorologe Dennis Möller von "wetteronline.de".
Bauernregeln geben Hinweise
Eine andere Möglichkeit der Wetterdeutung ist die Interpretation von Luftdruckmustern. Dieses Vorgehen liegt auch den berühmten Bauernregeln zugrunde. Eine der traditionellen Regeln verspricht demnach einen späten, aber harten Wintereinbruch: "Warmer Oktober bringt fürwahr uns sehr kalten Februar".
Dass diese Vorhersagen mit etwas Glück durchaus zutreffen können, bestätigt Möller. "Sie ziehen ihre Informationen aber lediglich aus Beobachtungen der Vergangenheit und kennen den Grund für die beschriebenen Phänomene nicht", sagt der Wetterexperte im Gespräch mit unserem Portal.
Vulkan auf Island könnte Vorhersagen kippen
All diese Vorhersagen könnten jedoch von einem großen unbekannten Faktor gekippt werden. "Donnerwetter.de"-Meteorologe Dr. Karsten Brandt spricht den isländischen Vulkan Bardarbunga an. Dieser ist seit August des Jahres aktiv und stößt große Mengen Schwefeldioxid aus. Derzeit hat das Gas noch keinen großen Einfluss auf das Klima, da es lediglich mit der flüssigen Lava austritt.
"Erst durch einen explosiven Ausbruch würde der Schwefel in die Stratosphäre gelangen und könnte dort die Sonneneinstrahlung beeinflussen", ergänzt Denis Möller von "wetteronline.de". Ein leichter Rückgang der weltweiten Mitteltemperatur und damit ein kälterer europäischer Winter wären die Folgen.
Ein solches Ereignis ist jedoch höchst selten. In den vergangenen 100 Jahren wurde es lediglich ein Mal beim Ausbruch des Pinatubo 1991 spürbar festgestellt.
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