Die afghanische Hauptstadt Kabul wird erneut von Explosionen erschüttert. Wieder ist das Ziel ein Schiitenviertel in Westkabul, wieder ein wenig geschützter Ort mit Zivilisten. Erneut sind auch Journalisten unter den Opfern.
Bei einem Anschlag in einem Schiitenviertel der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Mittwoch mindestens 20 Menschen getötet worden. Weitere 70 Personen seien verletzt worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi.
Erst hatte sich am frühen Abend (Ortszeit) ein Selbstmordattentäter in einem Wrestling-Club in die Luft gesprengt, sagte Rahimi. Etwa 40 Minuten später sei in der Nähe des Clubs eine Autobombe detoniert, als Verletzte versorgt und abtransportiert wurden, sagte der Sprecher der Kabuler Polizei, Haschmat Stanaksai.
Erneut Journalisten unter den Opfern
Unter den Opfern der zweiten Bombe würden sich auch Journalisten befinden, sagte Stanaksai. Laut Mudschib Chelwatgar von der Organisation NAI, die Journalisten unterstützt, wurden zwei Reporter des TV-Senders Tolo News getötet.
Vier weitere Journalisten, drei vom TV-Sender Churschid TV und ein weiterer von 1TV, seien verletzt worden. Erst vor knapp drei Wochen hatte sich im gleichen Schiitenviertel ein Selbstmordattentäter in einem Bildungszentrum in die Luft gesprengt.
IS bekennt sich zu Anschlägen
Dabei kamen 65 Jugendliche ums Leben, weitere 75 wurden verletzt. Den Anschlag reklamierte die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich. Davor hatte der IS auch eine Hebammenschule im Osten des Landes und mehrere schiitische Moscheen angegriffen.
Auch Journalisten waren dieses Jahr bereits zu ihrem Ziel geworden. Bei einem Anschlag Ende April in Kabul hatte sich nach einer ersten Explosion wenige später ein Selbstmordattentäter in einer Menge versammelter Journalisten in die Luft gesprengt und dabei neun Journalisten getötet.
Erschütternde Halbjahresbilanz
Der Attentäter hatte sich der Polizei zufolge als Reporter ausgegeben und eine Kamera getragen. Afghanistan gilt als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten.
Seit Januar sind bei mindestens 16 Anschlägen in Kabul mehr als 400 Menschen getötet worden. Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten sind in Afghanistan traditionell nicht stark ausgeprägt. Sie nehmen aber zu, seit der IS mit einer Anschlagsserie auf Schiiten begonnen hat.
Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden im ersten Halbjahr 2018 bei gezielten Angriffen auf Schiiten in Afghanistan 115 Menschen getötet und 251 verletzt, fast alle davon durch Selbstmordattentate, die der IS für sich reklamierte. (br/dpa)
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