Bildkombo: Fethullah Gülen/Edzard Reuter/Alexej Nawaln
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03.01. Günther Fielmann (84)
Mit dem Konzept der "modischen Kassenbrille" startete der Unternehmer Deutschlands nach Umsatz und Mitarbeitern größte Optiker-Kette. Sein Imperium mit mehr als 1.000 Niederlassungen und rund 23.000 Beschäftigten schuf der gebürtige Schleswig-Holsteiner quasi aus dem Nichts. Der gelernte Optiker eröffnete 1972 im niedersächsischen Cuxhaven sein erstes Geschäft. Nach dem Börsengang 1984 folgte die Expansion ins europäische Ausland. Fielmann engagierte sich als Öko-Landwirt und spendete für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Ökologie und Naturschutz. Die Belegschaft beteiligte er über Aktien am Familienbetrieb, den Sohn Marc seit 2019 leitet.
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07.02. Alfred Grosser (99)
Der französische Politologe und Publizist deutscher Abstammung war Spezialist für deutsch-französische Fragen und einer der intellektuellen Wegbereiter des als Élysée-Vertrag bekannten deutsch-französischen Freundschaftsabkommens. Grosser schrieb zahlreiche Bücher ("Wie anders sind die Deutschen?", 2002), in denen er den Deutschen und Franzosen half, die jeweils anderen zu verstehen. Für seine Rolle als Vermittler erhielt er unter anderem den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, das Große Verdienstkreuz und das französische Großkreuz der Ehrenlegion.
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16.02. Alexej Nawalny (47)
Der markanteste Politiker der russischen Opposition und entschiedene Gegner von Präsident Wladimir Putin starb in einem Straflager hinter dem Polarkreis aus ungeklärten Gründen. Der Rechtsanwalt, Blogger und Aktivist prangerte immer wieder Korruption, Bereicherung und Bestechlichkeit russischer Politiker als "Partei der Gauner und Diebe" an. Vehement kritisierte er das autoritäre System des Kreml und Putins Krieg gegen die Ukraine. Im August 2020 überlebte Nawalny in Sibirien einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok, wurde nach Berlin ausgeflogen und in der Charité behandelt. Bei seiner Rückkehr nach Moskau im Januar 2021 kam er noch am Flughafen in Haft. Zuletzt war er 2023 wegen angeblichem Extremismus zu 19 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Seine Frau Julia Nawalnaja kämpft vom Exil aus weiter für seine Ideen.
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Der iranische Präsident starb bei einem Hubschrauberabsturz zusammen mit Außenminister Hussein Amirabdollahian. Die Regierung des Klerikers stand wegen ihrer erzkonservativen Wertevorstellungen, der Unterdrückung von Bürgerrechten und der schweren Wirtschaftskrise des Landes in der Kritik. Als Spitzenkandidat der politischen Hardliner sowie Wunschkandidat und Protegé des Religionsführers Ali Chamenei hatte Raisi die Präsidentenwahl im August 2021 mit knapp 62 Prozent gewonnen. Während seiner Amtszeit vertiefte Teheran seine wirtschaftliche und militärische Kooperation mit China und Russland, die Beziehung zum Westen kühlte unter anderem wegen des Streits über das iranische Atomprogramm stark ab. Als leitender Generalstaatsanwalt von Teheran soll Raisi für Massenhinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich gewesen sein.
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22.05. Rolf Breuer (86)
Der frühere Manager prägte über Jahre den Finanzplatz Frankfurt und die Deutsche Bank. Als Vorstandssprecher (1997-2002) trieb er die Internationalisierung des Unternehmens voran und baute dessen Kapitalmarktgeschäft aus. Danach führte Breuer vier Jahre den Aufsichtsrat des Geldhauses. Als Konzernchef machte "Mister Finanzplatz" die Bank international zu einem der führenden Finanzkonzerne. Ein Satz kam ihn und seinen damaligen Arbeitgeber aber teuer zu stehen. Breuer zweifelte in einem Interview im Februar 2002 die Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers Leo Kirch an. Dessen Konzern ging wenig später unter. Dafür machte Kirch Breuer und die Deutsche Bank verantwortlich. Jahre später einigte sich die Bank mit den Kirch-Erben auf einen dreistelligen Millionen-Vergleich.
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08.06. Klaus Töpfer (85)
Der frühere Bundesumweltminister und CDU-Politiker galt als "grünes Gewissen" der Christdemokraten. Zuvor Landesumweltminister in Rheinland-Pfalz folgte der promovierte Volkswirt 1987 auf Walter Wallmann (CDU) als Bundesumweltminister und blieb bis 1994. Schon 1988 forderte Töpfer eine Zukunft ohne Kernenergie und mit weniger fossilen Energien. Danach vertrat er 1996 als Bauminister Deutschland bei der UN-Habitat-Konferenz in Istanbul. Von 1998 bis 2006 war Töpfer Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep).
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08.09. Friedrich Schorlemmer (80)
Der Theologe gehörte zu den schärfsten Regimekritikern der früheren DDR. Im Herbst 1989 war er einer der prägenden Protagonisten der friedlichen Revolution, die die SED-Herrschaft beendete. In der DDR Repressalien ausgesetzt, holte der gebürtige Wittenberger sein Abitur an der Abendschule nach und studierte evangelische Theologie. Sein Slogan "Schwerter zu Pflugscharen" wurde zum Motto der oppositionellen DDR-Friedensbewegung. Anfang November 1989 rief er auf einer Großdemonstration auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz zur Gewaltlosigkeit auf. Schorlemmer war später ein kritischer Begleiter der deutschen Einheit. Er wurde mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
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13.09. Wolfgang Gerhardt (80)
Der ehemalige FDP-Vorsitzende begann seine politische Karriere in seiner hessischen Heimat. Der promovierte Erziehungswissenschaftler gehörte von 1978 bis 1994 dem Landtag in Wiesbaden an. 1987 wurde er Wissenschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident. 1994 zog der Liberale in den Bundestag ein. Sein Ziel, Außenminister zu werden, erreichte der Mann der leisen Töne nicht, weil Rot-Grün die Bundestagswahl 2002 gewann. FDP-Bundesvorsitzender war Gerhardt von 1995 bis 2001, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion von 1998 bis 2006. Beide Ämter gab er an Guido Westerwelle ab und leitete bis 2018 die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung.
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20.10. Fethullah Gülen (83)
Der türkische Islamgelehrte, der seit 1999 im US-Bundesstaat Pennsylvania im Exil lebte, war für die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan Staatsfeind Nummer Eins. Bis zum öffentlichen Bruch 2013 waren beide verbündet. Erdogan sah in Gülen den mutmaßlichen Drahtzieher des blutigen Putschversuchs 2016 mit mehr als 200 Toten, was der Geistliche stets bestritt. Erdogan hatte immer wieder von den USA die Auslieferung gefordert. Ein von Gülen gegründetes Netzwerk will Muslime über Bildungseinrichtungen, Medien und Vereinsarbeit für eine fromme Lebensweise gewinnen. Es ist in vielen Ländern aktiv.
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27.10. Edzard Reuter (96)
Der studierte Mathematiker und Jurist war von 1987 bis 1995 Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG. Unter ihm wurde die neue Zentrale in Stuttgart gebaut. Der Manager verhalf den Stuttgartern zu einer eigenen Luft- und Raumfahrttochter, der Dasa. Doch seine Vision scheiterte. Daimler kehrte zurück zum Kerngeschäft. Was blieb, war ein Milliardenverlust. Danach errichtete der Sohn des ehemaligen Berliner Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter (1889-1953) eine nach ihm und seiner Frau Helga benannte Stiftung, die sich für ein friedliches Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen einsetzt.