Die EU-Bürgerbeauftragte Emily O'Reilly hat scharfe Kritik an der Blitzbeförderung von Martin Selmayr zum Generalsekretär der Kommission geäußert. Die Verantwortlichen hätten mit ihrem Vorgehen das öffentliche Vertrauen in Gefahr gebracht.
Die umstrittene Blitzbeförderung des Deutschen Martin Selmayr zum Generalsekretär der EU-Kommission ist nach Einschätzung der EU-Bürgerbeauftragten regelwidrig gelaufen.
Ombudsfrau Emily O'Reilly sprach am Dienstag von "Verwaltungsmissständen", weil "die Kommission die einschlägigen Regeln nicht korrekt anwandte, weder in ihrem Wortlaut noch ihrem Sinn nach".
Beförderung war wohl längst abgemacht
Selmayr, damals Kabinettschef von EU-Kommissionspräsident
Nur Minuten später beförderte ihn das Kollegium der Kommissare zum Generalsekretär, als Juncker überraschend den Rückzug von Amtsinhaber Alexander Italianer bekanntgab.
Juncker und Selmayr wussten nach eigenen Angaben schon lange vorher, dass Italianer zu dem Zeitpunkt gehen wollte, hielten dies aber geheim.
"Öffentliches Vertrauen in Gefahr"
"Die Kommission kreierte künstlich den Eindruck von Dringlichkeit für die Neubesetzung der Stelle des Generalsekretärs, um rechtfertigen zu können, dass keine Stellenausschreibung veröffentlicht wurde", monierte O'Reilly.
Zudem sei das Auswahlverfahren für den Vize- Generalsekretär nur organisiert worden, um Selmayr in zwei Schritten rasch zum Generalsekretär zu machen. Auf berechtigte Bedenken habe sich die Kommission anschließend "defensiv, ausweichend und teilweise sogar aggressiv" geäußert.
O'Reilly kommt deshalb zu dem Schluss: "Das alles riskierte, die hart erarbeiteten hohen EU-Verwaltungsstandards und als Konsequenz auch das öffentliche Vertrauen in Gefahr zu bringen."
Sie forderte die Kommission auf, ein spezielles Ernennungsverfahren für das Amt des Generalsekretärs zu entwickeln, "um eine Wiederholung der Ereignisse zu vermeiden". © dpa
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