Finanzminister Christian Lindner (FDP) will die private Altersvorsorge reformieren. Die wurde einst eingeführt, um das absinkende Rentenniveau auszugleichen. Lindner will sie jetzt um Aktien erweitern und mit bis zu 600 Euro im Jahr bezuschussen. Davon sollen auch Beamte profitieren.

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Die gesetzliche Rente hat ein Problem: Auch wenn das Rentenniveau – wie von der Ampel-Koalition geplant – bei 48 Prozent festgeschrieben wird, reicht das nicht, um den Lebensstandard im Alter halten zu können. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will daher die private Altersvorsorge reformieren. Die wurde im Jahr 2001 unter dem Namen Riester-Rente eingeführt, um Versorgungslücken auszugleichen. Doch das Vorhaben ist gescheitert. Die Rendite bei Riester war zu schmal, die Verwaltungskosten vielfach zu hoch.

Lindner nimmt jetzt einen neuen Anlauf, um den Deutschen die private Vorsorge schmackhaft zu machen. Und dabei setzt der FDP-Politiker auf Aktien. Neben der klassischen Riester-Rente soll es die Möglichkeit geben, auch in Einzelaktien oder ETFs investieren zu können. Der Staat fördert jeden angelegten Euro mit 20 Cent bis zu einer Höhe von 3000 Euro. Heißt also: Sparerinnen und Sparer könnten jährlich eine Förderung von 600 Euro bekommen.

Beamte sind im Alter sehr gut abgesichert – anders als Rentner

Unsere Redaktion hat bei Lindners Ministerium angefragt, ob auch Beamte in den Genuss einer staatlichen Zulage kommen. Anders als Rentner sind sie im Alter sehr gut abgesichert. Die Höhe der durchschnittlichen Pension im Monat liegt bei 3240 Euro. Die Durchschnittsrente nach 45 Versicherungsjahren beträgt hingegen lediglich 1663 Euro monatlich im Westen und 1471 Euro im Osten.

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Trotzdem sollen auch Beamte zusätzlich gefördert werden – obwohl es bei ihnen keine große Versorgungslücke im Alter gibt. Ein Sprecher des Finanzministeriums sagte, dass die Förderung der privaten Altersvorsorge auch unter dem derzeitigen Riester-System Beamten offen stehe. "Hier wird keine Änderung vorgenommen und die jahrzehntelange Praxis beibehalten", so der Sprecher. Bei der Förderung der privaten Altersvorsorge gehe es auch nicht allein um die Ergänzung der gesetzlichen Rentenversicherung, sondern allgemein darum, einen Erhalt des Lebensstandards im Alter zu ermöglichen.

Linke kritisiert Steuer-Förderung

Eine Aussage, die zumindest verwundert angesichts der Unterschiede zwischen Pension und gesetzlicher Rente. Und die auch in der Politik zu Widerspruch führt. Linken-Rentenexperte Matthias W. Birkwald sagte unserer Redaktion, dass Beamte so gut abgesichert sind, "dass sie keine zusätzliche Förderung aus Steuermitteln benötigen". Birkwald hält das ganze System der staatlichen Förderung in der privaten Altersvorsorge für verfehlt. Stattdessen sollte die gesetzliche Rente gestärkt, das Versorgungsniveau auf 53 Prozent angehoben werden – und auch Bundestagsabgeordnete und Beamte ins System einzahlen.

Auch SPD und Grüne sind grundsätzlich dafür, die gesetzliche Rente zu stützen. Doch in der Ampel-Koalition setzt die FDP stärker auf den Kapitalmarkt. Ob das "Lindner-Depot", so wie es geplant ist, aber umgesetzt wird, ist unklar. Die Liberalen würden mit der Aktienente gerne am 01. Januar 2026 starten. Doch davor müssen Lindners Pläne erst noch durchs Kabinett und dann durch den Bundestag.

Verwendete Quellen

  • Anfrage ans Bundesfinanzministerium
  • Schriftliche Stellungnahme von Matthias W. Birkwald
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