Die US-Wahl 2016 mit Gewinner Donald Trump zeigt, wie tief gespalten die Vereinigten Staaten sind. Viele befürchten, die Gräben werden unter dem kommenden Präsidenten noch tiefer. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt ein USA-Experte, warum auch das Gegenteil der Fall sein kann.
Amerika jubelt. Amerika weint. Die US-Wahl 2016 mit Überraschungs-Sieger
Werden die USA unter Trump weiter auseinanderdriften?
"Als Wahlkämpfer polarisiert man, als Gewählter versucht man, zu einen", sagt Prof. Dr. Thomas Jäger im Gespräch mit unserer Redaktion. Nur weil Trump im Wahlkampf Stimmung gegen einzelne Bevölkerungsgruppen gemacht hat, muss er nicht zwangsläufig Politik gegen sie machen. Er kündigte bereits an, das Land einen zu wollen. Steckte hinter seinen populistischen Aussagen also nur Kalkül?
"Trump muss nun beides machen: Erstens, seine Parteigänger zufriedenstellen, ihnen liefern, was er versprochen hat", sagt Politikwissenschaftler Jäger und erwartet, dass Trump deshalb zwei Gesetzesinitiativen angehen werde: Ein Einwanderungsgesetz, das ein Mehr an Einwanderung verhindert, und ein Gesundheitsgesetz, "das rückgängig macht, was
Wer sind die Verlierer der Wahl Trumps?
"Seine Wahl hat diejenigen schwer verunsichert, die illegal im Land sind. Das wird eine Frage sein: Bringt er irreguläre Immigranten aus dem Land?", sagt Jäger. Dabei geht es um geschätzt elf Millionen illegale Einwanderer. Zu den Verlierern zählten zudem – vorerst – die Schwarzen. Sie hätten Noch-Amtsinhaber Obama als 'ihren Präsidenten' bezeichnet. "Jetzt kommt ein Präsident, der wie ein Weißer aus dem Bilderbuch ist." Besonders enttäuscht seien laut Jäger viele junge Wähler. Sie fänden den Nationalpopulismus ganz fürchterlich, für den Trump stünde. "Die Mehrzahl derer, die international unterwegs sind oder mal woanders gelebt haben, wollen nicht, dass die USA sich abschotten."
Was ist mit den Hispanics?
Die Stimme der US-Bürger lateinamerikanischer Abstammung wiegt schwer. Sie stellen nach Angaben des "US Census Bureau" aus dem Jahr 2015 17,6 Prozent der Bevölkerung. Damit sind sie die größte Minderheit in den Staaten – noch vor den Schwarzen (13,3 Prozent). Dass die Hispanics vor allem
Überwindet Trump die Spaltung?
"Es gibt Experten, die sagen, das einzige, was Trump während des Wahlkampfes wirklich ernst gemeint habe, sei, dass er gewinnen wolle", sagt Jäger. Wenn er sich an seine Ansagen halte, etwa den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, werde er die Polarisierung vorantreiben. "Wenn nicht, wird er versuchen, auf seinem jetzigem Wahlergebnis aufbauend neue Wählerschichten zu erreichen“, sagt er. Und das könnte eine Annäherung an Minderheiten bedeuten. Wo Trump seine Schwerpunkte setzen wird, zeichnet sich noch nicht ab. So lautet Jägers Fazit: "Ich halte Trump für sehr flexibel."
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