Mehr als vier Monate ist es her, dass Andrea Nahles vom Partei- und Fraktionsvorsitz der SPD zurücktrat. Seitdem ist sie weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden. Nun hat die 49-Jährige ein letztes Interview als öffentliche Person gegeben und spricht darin auch über ihren Rücktritt von der Parteispitze.

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Seit ihrem Rücktritt als SPD-Partei- und Fraktionschefin Anfang Juni hat sich Andrea Nahles beinahe komplett zurückgezogen. Anders als andere Ex-SPD-Parteivorsitzende äußert sie sich seitdem kaum öffentlich zu Wort - weder zur großen Koalition, zur Lage ihrer Partei, geschweige denn zum Rennen um ihre Nachfolge.

Doch nun, kurz nach der Ankündigung, ihr Bundestagsmandat zum 1. November niederzulegen, stellte sie sich wieder den Fragen von Journalisten.

Heimatverbunden wie sie ist, wählte sie dafür nicht die Hauptstadtpresse, sondern eine Lokalzeitung in ihrem Wahlkreis in der Eifel. "Das ist das letzte Interview, das ich als Politikerin geben werde", sagte Nahles nach einem bereits am Montag erschienenen Bericht von "Blick aktuell". "Damit ist die Geschichte "Andrea Nahles als öffentliche Person" beendet."

Nahles war mit einer Unterbrechung seit 1998 im Bundestag. Seit der Bundestagswahl 2017 führte sie fast zwei Jahre die Fraktion. Außerdem war sie von 2013 bis 2017 Arbeitsministerin und von April 2018 bis Juni 2019 Parteivorsitzende.

Nach dem Desaster der SPD bei der Europawahl war Nahles stark unter Druck geraten - und hatte schließlich alle Spitzenämter niedergelegt.

Andrea Nahles "noch nicht ganz durch mit der Sache"

Nahles gestand mit Blick auf ihren Rücktritt ein, noch nicht so "ganz durch mit der Sache" zu sein. Sie erlebe Hochs und Tiefs. "Aber ich schaue nach vorne." Sie habe eine Übergabe des Amts durchgeführt, "weil ich da Freunde habe, denen ich Gutes will". So könne sie "besser damit umgehen, ohne Groll". Dazu müsse sie jetzt aber einen "Cut" machen.

Auf die Frage, wie Nahles' Tochter mit der Situation umgegangen sei, sagte die 49-Jährige "Blick aktuell", zuerst sei sie traurig gewesen, "weil ich auch traurig war". Aber jetzt freue sie sich, weil die Mutter endlich mal öfter zu Hause sei. "Aber ganz so idyllisch wird es nicht bleiben, wenn ich eine neue Aufgabe habe."

Wie diese aussieht, dazu hielt sich Nahles bedeckt: "Ich weiß es nicht." Sie sei in Gesprächen, sagte sie dem Bericht zufolge. Beruflich in der Eifel bleiben, werde sie aber "wohl eher nicht".

Auf die Frage, was von ihr wohl in den Geschichtsbüchern stehen werde, sagte Nahles dem Bericht zufolge: "Ich hoffe, der Mindestlohn." Und immerhin sei sie ja auch die erste weibliche Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag und die erste Vorsitzende der Partei nach 155 Jahren gewesen. (dpa/jwo)  © dpa

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