Der per Haftbefehl gesuchte katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont hat sich nach Worten seines Rechtsanwalts nach seinem Blitzbesuch in Barcelona wieder ins Ausland abgesetzt. "Puigdemont befindet sich außerhalb des spanischen Staates", zitierte der katalanische Radiosender RAC1 Boye. Ob Puigdemont wieder nach Belgien zurückgekehrt sei, wo er den größeren Teil seines bisher fast siebenjährigen Exils verbracht hatte, ließ der Anwalt offen. Puigdemont werde sich in naher Zukunft an die Öffentlichkeit wenden.
Während die spanische Polizei seit Donnerstag vergeblich nach Puigdemont fahndet, schrieb der katalanische Liedermacher und Chef der separatistischen Bürgerbewegung ANC, Lluís Llach, auf der Plattform X, Puigdemont habe ihn gebeten mitzuteilen, er sei "gesund, sicher und vor allem frei". Aber kein Wort dazu, wo der 61-Jährige ist und was er mit der erneuten Flucht bezweckt.
Anwalt hat eigene Sicht auf Kampfrede und Verschwinden
Boye hatte sich am Vorabend eher lapidar über die Aufregung geäußert. Die Rückkehr seines Mandanten am Vortag aus fast sieben Jahren Exil nach Barcelona, seine kurze Kampfrede vor Tausenden Anhängern und sein anschließendes Verschwinden unter den Augen der Presse und der Polizei stellte er als normalen Arbeitsalltag dar. "Er hat seine politische Arbeit erledigt und ist nach getaner Arbeit nach Hause gegangen, wie das jeder tut", sagte er Journalisten. Wo dieses Zuhause sei? Es stehe ihm nicht zu, dazu etwas zu sagen. Auf jeden Fall werde sich Puigdemont "niemals stellen".
2017 war Puigdemont in einem Auto versteckt außer Landes geflohen, nachdem ein illegales Unabhängigkeitsreferendum und die anschließende Abspaltung Kataloniens von Spanien gescheitert waren.
Obwohl es inzwischen eine Amnestie für Separatisten gibt, besteht immer noch ein Haftbefehl gegen Puigdemont, dem der Ermittlungsrichter Pablo Llarena vorwirft, sich 2017 persönlich bereichert zu haben. Dieses Delikt ist von der Amnestie ausgenommen. Llarena fordert nun eine Erklärung der Polizei, wie Puigdemont entkommen konnte. © dpa
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