Horst Seehofer fährt weiterhin schweres Geschütz gegen Angela Merkel auf. Der Bundesinnenminister macht der Kanzlerin große Vorwürfe. "Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin entlassen, die nur wegen mir Kanzlerin ist", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

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Im Finale des Machtkampfs um die Asylpolitik hat CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer Kanzlerin Angela Merkel (CDU) persönlich schwere Vorwürfe gemacht.

"Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin entlassen, die nur wegen mir Kanzlerin ist", sagte er am Montagnachmittag der "Süddeutschen Zeitung". Er befinde sich in einer Situation, die für ihn "unvorstellbar" sei: "Die Person, der ich in den Sattel verholfen habe, wirft mich raus."

Seehofer hatte zunächst angedroht, gegen den Willen der Kanzlerin und CDU-Chefin die Zurückweisung bereits anderswo registrierter Flüchtlinge an der deutschen Grenze anzuordnen. Es gilt als wahrscheinlich, dass Merkel ihn dann entlassen würde.

Am Sonntagabend hatte Seehofer dann seinen Rücktritt angekündigt, falls es keinen Kompromiss gibt. In dem Streit steht die Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU im Bundestag und damit auch die Bundesregierung auf dem Spiel. "Ich müsste mich verbiegen, das kann ich nicht", sagte Seehofer der "Süddeutschen Zeitung".

Seehofer und Merkel zu Krisengespräch bei Schäuble

Die CSU hatte bei der Bundestagswahl zwar viele Stimmen verloren, aber trotzdem in Bayern deutlich besser abgeschnitten als die CDU in den anderen 15 Bundesländern. Ohne die CSU hätten CDU und SPD im Bundestag knapp keine Mehrheit.

Am Montag hatten sich Seehofer und Merkel im Büro von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) getroffen. Anschließend war ein Krisengespräch der Spitzen von CDU und CSU geplant, am späten Abend ein Treffen der Union mit der SPD.

Bei dem Gespräch in Schäubles Büro im Bundestag dürfte es am Montagnachmittag um Wege zu einer Lösung des Migrationskonflikts zwischen CDU und CSU gegangen sein, der den Fortbestand der Regierung bedroht.

Merkel: "jede Mühe wert"

Merkel hatte zuvor ihre Bereitschaft zu einer Lösung des verfahrenen Streits betont. Die Schicksalsgemeinschaft von CDU und CSU sei jede Mühe wert, dass man versuche, zu einer Verständigung zu kommen, sagte die CDU-Chefin am Montag nach Teilnehmerangaben in der Unionsfraktionssitzung. (szu/dpa)

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