Ohne Wissen der Pkw-Insassen nimmt die Polizei an manchen Stellen das Kennzeichen und weitere Daten der vorbeifahrenden Autos auf. Das Bundesverfassungsgericht hat diese automatisierten Kfz-Kennzeichenkontrollen jetzt für verfassungswidrig erklärt - zumindest teilweise. In drei Bundesländern gehe die bestehende Regelung zu weit.
Der automatische Abgleich von Nummernschildern sämtlicher Autofahrer mit Fahndungsdaten durch die Polizei ist zumindest in Teilen verfassungswidrig.
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erklärte mit zwei am Dienstag veröffentlichten Beschlüssen entsprechende Vorschriften in den drei Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen für zu weitgehend. Dagegen geklagt hatten betroffene Autofahrer (Az. 1 BvR 2795/09 u.a.).
Spezielle Geräte erfassen vorbeifahrende Autos
Beim Kennzeichen-Abgleich zur Gefahrenabwehr werden mit speziellen Geräten an der Fahrbahn die Nummernschilder aller vorbeifahrenden Autos kurz mit Ort, Datum, Uhrzeit und Fahrtrichtung erfasst. Ergibt der automatisierte Abgleich mit dem Fahndungsbestand keinen Treffer, werden die Daten sofort wieder gelöscht.
Die Länder setzen das System zu unterschiedlichen Zwecken ein, zum Beispiel um Einbruchserien zu beenden oder Großveranstaltungen zu schützen.
Richter: Abgleich beschränkt informationelle Selbstbestimmung
Laut Urteil greift der Abgleich immer in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ein. Das sei nur teilweise gerechtfertigt.
Die Gründe sind je nach Bundesland verschieden. In Bayern hat der Freistaat beispielsweise gar keine Gesetzeskompetenz, um die Kontrollen - wie dort vorgesehen - unmittelbar zum Grenzschutz zu erlauben. Baden-Württemberg und Hessen müssen künftig die Fahndungsdaten enger eingrenzen, mit denen abgeglichen wird.
Im Großen und Ganzen können die Vorschriften trotzdem erst einmal in Kraft bleiben - sie müssen allerdings bis spätestens Ende 2019 nachgebessert werden.
Gegenstand der Klagen waren nur die Vorschriften in den drei Bundesländern. Auch andere Länder haben den Kennzeichenabgleich in ihren Polizeigesetzen vorgesehen. (dpa/afp/szu)
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