Es war absehbar, dass das Rettungsschiff einer deutschen Hilfsorganisation erneut im Meer ausharren muss. Jetzt liegt es unmittelbar vor Italien. Doch die populistische Regierung in Rom sieht die Niederlande am Zug.
Schon wieder europäisches Tauziehen um ein Rettungsboot mit Migranten: Italien hat die niederländische Regierung aufgefordert, eine Lösung für das Schiff "Sea-Watch 3" einer deutschen Hilfsorganisation zu finden. Ein entsprechender Brief sei an Den Haag gegangen, erklärte Innenminister Matteo Salvini am Freitag. Das Boot fährt unter niederländischer Flagge und hatte vor einer Woche 47 Migranten vor Libyen aufgenommen.
Das Schiff der Berliner NGO Sea-Watch ist zum zweiten Mal innerhalb eines Monats auf dem Meer blockiert. Mittlerweile wartet es vor Italien vergeblich auf Anweisungen. Obwohl sich mehrere Städte in Italien zu einer Aufnahme bereit erklärten, verbietet es die populistische Regierung in Rom.
Schiff sucht Schutz vor hohem Wellengang
Man suche Schutz "vor bis zu 7 Meter hohen Wellen, Regen und eisigem Wind", twitterte Sea-Watch. Wegen eines Sturms steuerte die "Sea-Watch 3" in italienische Gewässer und liegt nun zwei Kilometer vor dem sizilianischen Syrakus, teilte die Küstenwache mit.
Der niederländische Botschafter in Italien solle einberufen werden, um zu erklären, was seine Regierung tun wolle, sagte Vize- Regierungschef Luigi Di Maio. "Wir sind bereit für die maximale Zusammenarbeit, aber unsere Linie für die NGOs ändert sich nicht." Ein Brief ging an die Regierung in Den Haag mit der Aufforderung, sich um den Fall zu kümmern.
Italien hält seine Häfen für private Rettungsschiffe seit Monaten geschlossen und hat bereits mehrere Schiffe auf See blockiert. Rom will eine Verteilung der Migranten innerhalb der EU.
"Syrakus muss der nächste sichere Hafen werden", sagte Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer der Deutschen Presse-Agentur. Unter den 47 Migranten seien 13 Minderjährige. Hinzu kommen 22 Crewmitglieder. Den Geretteten gehe es soweit gut.
Der Bürgermeister der sizilianischen Stadt erklärte sich bereit, das Schiff aufzunehmen. Allerdings liege die Entscheidung nicht bei der Kommune, sagte Francesco Italia nach Angaben italienischer Medien. Auch andere Städte wie Neapel zeigten Bereitschaft.
Salvini stellt sich taub
Bei dem rechten Innenminister Matteo Salvini stießen sie wie gehabt auf taube Ohren. "Während der Innenminister für die Interessen der Italiener arbeitet, sorgt sich der (Bürgermeister von Neapel) weiter nur um die Migranten", sagte Salvini.
Die EU-Staaten können sich seit Jahren nicht auf eine Verteilung von Bootsflüchtlingen einigen. Die "Sea-Watch 3" war um den Jahreswechsel etwa drei Wochen auf See blockiert, bevor die Migranten in Malta an Land durften. Von dort sollten sie auf andere EU-Staaten verteilt werden.
Die EU-Kommission betonte am Freitag, die Ereignisse zu verfolgen und mit den EU-Staaten in Kontakt zu sein. "Die Sicherheit der Menschen an Bord muss unser oberstes Anliegen und unsere Priorität sein", sagte ein Sprecher. Es werde dringend eine vorhersehbare Regelung für solche Fälle gebraucht.
Italien und die EU unterstützen Libyen darin, die Migranten wieder in das Bürgerkriegsland zu bringen. Menschenrechtsorganisationen kritisieren das, da den Auswanderern dort unter anderem Folter drohte. Seit Beginn des Jahres sind laut Internationaler Organisation für Migration mindestens 217 Menschen bei der Überfahrt über das Mittelmeer gestorben. © dpa
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