Neue Details zur Bremer Asyl-Affäre: Laut einem Medienbericht gab es wohl bereits 2014 Hinweise auf auffällige Asylentscheide. Der Leiter einer Außenstelle soll konkrete Fälle dokumentiert und ans Bundesamt für Migration und Flüchtlinge weitergeleitet haben - ohne Konsequenzen.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg hat nach einem "Spiegel"-Bericht schon im Jahr 2014 Hinweise auf Manipulationen bei Asylentscheidungen in Bremen bekommen.
Wie das Nachrichtenmagazin in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, soll der Leiter der Außenstellen Friedland und Oldenburg damals mehrere E-Mails an Gruppen- und Abteilungsleiter geschrieben haben. Dem Bericht zufolge schilderte er konkrete Fälle.
Der Mann soll zudem einen Beschwerdebrief an seinen Vorgesetzten in Nürnberg geschrieben haben. Nachdem es keine Konsequenzen gab, soll er weitere auffällige Asylentscheidungen der Bremer Kollegin dokumentiert und mit den Aktenzeichen nach Nürnberg geschickt haben.
Mindestens 1.200 fragwürdige Asyl-Entscheide
Mitte April war bekannt geworden, dass eine frühere Leiterin der Bremer Bamf-Außenstelle zwischen 2013 und 2016 mindestens 1.200 Menschen Asyl gewährt haben soll, obwohl die Voraussetzungen dafür nicht gegeben waren.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Frau und fünf weitere Beschuldigte wegen "Bestechlichkeit und bandenmäßiger Verleitung zur missbräuchlichen Asylantragstellung". Unter den Beschuldigten sind drei Rechtsanwälte und ein Dolmetscher.
Nachfolgerin verfasst Bericht - und wird versetzt
Zu Wochenbeginn hatten die "Nürnberger Nachrichten" und das ZDF-Politmagazin "Frontal 21" aus einem internen Bericht der bisherigen Leiterin der Bremer Außenstelle, Josefa Schmid, zitiert. Darin hieß es demnach, Hinweise auf die Unregelmäßigkeiten habe es beim Bamf schon länger gegeben.
So werde in dem Bericht auch ein Bremer Mitarbeiter zitiert, der mit Vorgesetzten über die Vorgänge gesprochen und auch später wiederholt auf Unstimmigkeiten hingewiesen habe. Der Staatsanwaltschaft Bremen liegt der Bericht nach eigenen Angaben vor.
Schmid war nach Bekanntwerden ihres Berichts am Mittwoch überraschend zurück in ihre bisherige Dienststelle im bayerischen Deggendorf beordert worden. Ihr Wechsel sei keine Strafversetzung, betonte ein Bamf-Sprecher.
Die Behörde erklärte, sie wolle die Vorfälle in Bremen unter Hochdruck aufklären - auch unter Einbeziehung von Schmid. Diese hatte die Außenstelle in Bremen seit Anfang des Jahres geleitet. (af/dpa)
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