- Olaf Scholz erreicht den vorläufigen Höhepunkt seiner Politik-Karriere, wenn er am Mittwoch zum Bundeskanzler gewählt wird.
- Seine Gattin Britta will sich nicht allein mit der Rolle der First Lady zufrieden geben.
- Schon zu Scholz' Zeiten als Hamburger Bürgermeister verfolgte sie ihren eigenen politischen Werdegang.
Im Hause Scholz bricht am Mittwoch eine neue Zeit an. Während sich für
Während in Berlin die neue Regierung ausgehandelt wurde, ließ sie keinen Zweifel daran, wo ihr Schwerpunkt auch künftig liegen soll: auf ihrem Amt als Bildungsministerin in Brandenburg. Bei der Vereidigung des neuen Bundeskanzlers am Mittwoch dürfte die 60-Jährige allerdings im Bundestag sein.
Britta Ernst ist Bildungsministerin in Brandenburg
Ministerin in Potsdam ist Ernst bereits seit September 2017. Im Januar übernahm sie als brandenburgische Bildungsministerin den Vorsitz der Kultusministerkonferenz (KMK) der Bundesländer - ein vor allem in Corona-Zeiten wichtiger Posten. Am Donnerstag tagt die KMK in Potsdam, für Freitag lädt Ernst zu einer Pressekonferenz ein.
In Brandenburg ist allerdings die Amtsführung der SPD-Politikerin nicht unumstritten. Aktuell fordert der Landeselternrat ihren Rücktritt, da er Versäumnisse bei der Organisation des Unterrichts unter Pandemie-Bedingungen sieht. Die Situation an den Schulen sei "außer Kontrolle", hieß es. Doch Ernst lässt sich von der Kritik augenscheinlich nicht beirren.
Als Scholz 2011 Erster Bürgermeister von Hamburg wurde, vermied sie es, die klassische Rolle der First Lady zu übernehmen - und behielt ihre politische Eigenständigkeit.
Britta Ernst und Olaf Scholz seit 1998 verheiratet
Was Scholz von Fragen danach hält, ob seine Frau im Falle seiner Kanzlerschaft weiterarbeitet, machte er Ende Juli im Talk bei der Frauenzeitschrift "Brigitte" deutlich. "Das ist eine Frage, die mich empört. Ich weiß nicht, ob die auch Männern gestellt wird, die Ehegatten sind", sagte er und hob bei der Gelegenheit die erfolgreiche politische Karriere seiner Frau hervor.
Die beiden sind seit 1998 verheiratet, sie kennen sich bereits seit gemeinsamen Studententagen in Hamburg. Schon in früheren Zeiten hielt das kinderlose Ehepaar mit Blick auf die Öffentlichkeit sorgsam eine professionelle Distanz.
Während Scholz in der Landes- und Bundespolitik seine eigenen Höhen und Tiefen erlebte, ging die gelernte Kauffrau der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, die später Sozialökonomie studierte, in Hamburg ihren eigenen Weg - zunächst als Bezirks- und Bürgerschaftsabgeordnete.
Parallel arbeitete Ernst, die 1978 im Alter von 17 Jahren in die SPD eintrat, als persönliche Referentin für Senatoren und als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Hamburger Baubehörde. Mit der Zeit konzentrierte sich die gebürtige Hamburgerin vor allem auf den Schul- und Bildungsbereich.
Keine Lust auf First Lady in Hamburg
Als ihr Mann 2011 in Hamburg für die Sozialdemokraten die absolute Mehrheit holte und Erster Bürgermeister wurde, kam ein Senatsposten für sie als Ehepartnerin nicht in Betracht. Die protokollarische Rolle der Hamburger First Lady war aber ebenfalls nichts für Ernst, die sich lieber mit Sachfragen befasst.
Sie kehrte der Landespolitik den Rücken und arbeitete in der Bund-Länder-Koordinierungsstelle der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin. 2014 wurde Ernst dann Bildungsministerin in Schleswig-Holstein.
Nach der SPD-Niederlage bei der dortigen Landtagswahl 2017 verlor sie ihren Posten. Wenig später ergab sich aber eine neue Chance in Brandenburg: Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) holte die Bildungsexpertin nach Potsdam. Dort blieb Ernst auch nach der Landtagswahl von 2019 im Amt.
Im Bundestagswahlkampf gab der sonst beim Thema Privatleben so zurückhaltende Scholz ein paar seltene Einblicke in sein Leben. Dass er auf Druck seiner Frau vor mehr als 20 Jahren das Joggen für sich entdeckte habe und Königsberger Klopse kochen könne, war da zu erfahren. Der SPD-Politiker offenbarte aber auch, dass Britta Ernst die Liebe seines Lebens sei: Er wäre ohne sie "sicher ein ganz anderer Mensch" und sei dank ihr eindeutig ein besserer. (hub/afp)
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