Malin Tellmann ist mit 20 die jüngste Delegierte des CDU-Parteitags. Im Interview mit unserer Redaktion erklärt sie, wie die Parteien junge Menschen wie sie besser erreichen können.
1001 Mitglieder kommen derzeit zum Bundesparteitag der CDU in Berlin zusammen. Der älteste Delegierte ist der 91-jährige Otto Wulff. Die jüngste Teilnehmerin gehört zum Landesverband Oldenburg und ist gerade mal 20 – aber schon seit sechs Jahren politisch aktiv: Malin Tellmann kommt aus der Gemeinde Saterland im Kreis Cloppenburg, studiert Jura in Münster und: Sie will politisch mitmischen.
Frau Tellmann, wie kommt man mit 20 Jahren als Delegierte auf einen CDU-Bundesparteitag?
Malin Tellmann: Erstens bin ich schon lange politisch aktiv. Ich bin seit sechs Jahren in der Jungen Union und seit vier Jahren in der CDU. Also die volle Bandbreite. Man kennt mich inzwischen in der Partei. Zweitens war mein Kreisverband sehr offen dafür, junge Leute auf den Parteitag zu schicken. Es geht ja auch um unser neues Grundsatzprogramm. Da sollten wir mitbestimmen können.
Was hat Sie schon mit 14 Jahren in die Junge Union geführt?
Ich habe schon immer viel über Politik nachgedacht. Rund um die Klimademonstrationen von "Fridays for Future" habe ich gemerkt, dass meine Generation super politisiert ist. Irgendwann wollte ich nicht mehr nur auf Demos gehen. Ich wollte mich aktiv einbringen und mitgestalten. Damals habe ich mich vor allem für Schulpolitik und Digitalisierung interessiert. Ich habe mich gefragt: Warum hängt in meinem Klassenraum immer noch eine Tafel und kein Smartboard? Die Union hat mich da am besten abgeholt.
Ist die CDU schon jung und weiblich genug?
Definitiv nicht. Ich glaube, da könnten wir noch besser sein, vor allem weiblicher. Es muss für junge Frauen noch attraktiver werden, in die CDU zu gehen. Bisher scheint das noch nicht ausreichend der Fall zu sein. Konservative Politik wirkt immer so männlich – das ist sie aber nicht.
Würden Sie sich als konservativ bezeichnen?
In großen Teilen schon. Sonst wäre ich wahrscheinlich keine Unionsfrau. Aber ich bin auch weniger konservativ als viele andere in der Union. Eine Parteimitgliedschaft ist immer ein Kompromiss. Das muss man lernen. Die Inhalte einer Partei – so wie jetzt das Grundsatzprogramm – basieren eben immer auf den Meinungen von ganz vielen Menschen, auch wenn diese Meinungen zum Teil unterschiedlich sind.
Nehmen Sie Ihre Generation wirklich als stark politisiert wahr?
Ja, auf jeden Fall. Ich studiere in Münster. An der Universität wird natürlich viel diskutiert. Aber ich komme aus einer sehr ländlichen Region. Auch da ist Politik sehr präsent, gerade bei den Landwirten. Meine Generation hat einen einfachen Zugang zu politischer Bildung – auch über die sozialen Medien. Wobei darin natürlich auch ein großes Potenzial für Radikalisierung liegt.
Unter den Jungwählerinnen und Jungwählern ist die Zustimmung zur AfD sehr groß. Wie erklären Sie sich das?
Es gibt nicht nur einen einzigen Grund. Ich glaube aber, dass die große Präsenz der AfD auf TikTok und in anderen sozialen Medien sehr viel ausmacht. Dort gibt es eine riesige Menge an ungefilterten Inhalten, die nicht hinterfragt oder belegt werden. Gerade populistische Inhalte werden da vom Algorithmus gepusht. Ich sehe da ein ganz großes Problem. Die Sensibilität für Falschinformationen ist viel zu niedrig.
Was würden Sie der CDU-Führung oder auch den anderen demokratischen Parteien raten, um dagegen vorzugehen?
Ich glaube, man braucht erstens sehr klare Positionen und zweitens eine gute Medienpräsenz. Ich muss da unseren Kanzler kritisieren: Olaf Scholz macht jetzt witzige Trendvideos. Das ist bestimmt ein guter Weg, junge Leute dort abzuholen, wo sie sind. Ich glaube aber, dass junge Leute gut aufbereitete und gut kommunizierte politische Inhalte erwarten. Außerdem müssen Politikerinnen und Politiker bereit sein, auf junge Menschen zuzugehen und mit ihnen zu sprechen. Mit Ernsthaftigkeit und Wertschätzung.
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