In der CDU bahnt sich ein Dreikampf um den künftigen Parteivorsitz an. Norbert Röttgen und Helge Braun finden Gefolgschaft in den alten Merkel-Seilschaften der Partei. An der Basis ist Friedrich Merz klar in der Favoritenrolle. Dafür gibt es gute Gründe, denn er verkörpert "CDU pur" und kann Opposition.
Die Umfragen sind eindeutig. Unter CDU-Wählern gibt es einen klaren Favoriten für den Parteivorsitz:
Norbert Röttgen hat in Schleswig-Holstein und im Saarland Gefolgschaft, ebenso bei Teilen der Unions-Arbeitnehmerschaft. Der schwindende Merkel-Führungskreis und Teile der Frauen-Union neigen
Vier Gründe, warum Friedrich Merz der Richtige für die CDU ist
Erstens hat Merz seit drei Jahren kontinuierlich hohe Zustimmungswerte in Umfragen. Er lag bei bürgerlichen Wählern zunächst klar vor
Zweitens steht Merz für hohe Wirtschaftskompetenz. Beim (für die CDU sehr wichtigen) deutschen Mittelstand und in der Industrie genießt er hohes Ansehen. Da durch die Pandemie die Konjunktur eingebrochen ist, Millionen Arbeitsplätze durch den Wandel in der Autoindustrie und asiatischen Wettbewerb bedroht sind und Deutschland sich in der Digitalisierung schwer tut, wird die Sehnsucht nach einem CDU-Vorsitzenden wie weiland Ludwig Erhard groß. Die kommende Legislatur dürfte davon geprägt werden, ob die neue Ampelregierung Deutschlands Wettbewerbslage verbessern kann oder nicht. Die CDU wird eine Aufschwungperspektive entwickeln und verkörpern müssen. Und da hat eine Merz-CDU Vorteile vor Rot-Grün-Gelb, die ihre Stärken eher im Gesellschafts- und Klimapolitischen haben dürfte.
Drittens sehnt sich die Union nach Führungskraft und Oppositionskompetenz. Gerade in der jetzigen Krise wird nach den typologischen Kompromisslern und Integratoren wie
Die Partei will keine männliche Variante des Merkelismus
Viertens geht es bei der Vorsitzendenwahl auch um eine Richtungsentscheidung. Kramp-Karrenbauer und Laschet standen weitgehend für die Fortführung des (aus klassischer CDU-Sicht) eher nach links geneigten Merkelkurses. Merz hingegen verkörpert "CDU pur" - insbesondere in der Sicherheits-, Migrations- und Wirtschaftspolitik. "CDU pur" freilich wünschen sich viele Unionisten zurück. Mit Angela Merkels Strategie, die CDU so weit nach links zu rücken, dass die SPD zeitweise raubkopiert und überflüssig wirkte, hat Merkel sich zwar einen langen persönlichen, machtpolitischen Vorteil beschert. Die Union aber hat diese Strategie der Achs-Verschiebung mit einem erheblichen Substanzverlust in Mandaten, Mitgliedern, inhaltlichen Positionen bezahlt. Der Langfristtrend einer Auszehrung mit einer Serie schlechter Wahlergebnisse - bereits gipfelnd in der Europawahl 2019, bei der die CDU nur noch erschütternde 22,6 Prozent der Stimmen (plus 6,3 Prozent der CSU) erreichte. Von Merz wiederum erhoffen sich die CDUler, dass er viele Wähler, auch solche, die in den vergangenen Jahren an die AfD verloren worden sind, zurückholen könne.
Fazit: Der Instinkt der Partei will jetzt keine männlichen Varianten des Merkelismus (wofür Braun oder
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.